Duisburg. Holger „Mick“ Haering zeigt seinen Gästen die Highlights von NRW – in seiner Rikscha. Eine maritime Probetour durch Duisburg.
Gestatten, Rieke! Baujahr 2020, 40 Kilometer Reichweite, 25 km/h Höchstgeschwindigkeit – und Holger „Mick“ Haerings ganzer Stolz. In der elektrischen Rikscha kutschiert er seine Gäste zu den Highlights der Region, zeigt ihnen zum Beispiel Xanten, fährt entlang der Trasse im Landschaftspark Nord oder einmal um den Baldeneysee herum.
Eine seiner persönlichen Lieblingsrouten führt durch den Duisburger Stadtteil Ruhrort, seine Wahl-Heimat. Treffpunkt: das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt. „Ruhrort ist ein sehr maritimer Ort. Das werden wir heute auch sehen“, sagt Haering, bevor er mich bittet, auf der hinteren Sitzbank in der Rikscha Platz zu nehmen.
Maritime Rikscha-Tour durch Duisburg-Ruhrort
Eingewickelt in eine warme Decke und dank Überdachung kann die Fahrt auch an diesem kalten Januartag starten. Haering setzt sich auf den Sattel, schaltet das Mikrofon ein, damit ich ihn auch während der Fahrt gut verstehen kann, und tritt in die Pedale.
Bereits nach wenigen Metern kann er sein Versprechen einer maritimen Tour einlösen: Als wir oben auf dem Deich ankommen, genießen wir kurz den Rund-um-Blick auf den Rhein, bevor Haering den kleinen Hügel wieder herunter düst – und dabei scherzt, dass er nicht sicher sei, ob seine Bremsen das mitmachen würden.
„Hier, auf der Mühlenweide, fängt Ruhrort tatsächlich an“, sagt er und lehnt sich etwas aus der Rikscha, um auf ein unscheinbares Kunstwerk aufmerksam zu machen: der „Angler“ vom deutschtürkischen Künstler Adem Yilmaz, eine acht Meter hohe Stahlkonstruktion, steht auf der gegenüberliegenden Flussseite. Haering fährt Rieke noch etwas näher ans Wasser heran, bis zur Spitze der schmalen Landzunge – den „Key West von Ruhrort“, wie der Gästeführer ihn nennt, an dem „die schönsten Sonnenuntergänge im ganzen Pott“ zu sehen seien.
Leben am Wasser lockte Gästeführer nach Duisburg-Ruhrort
An einem schwarzen Schild, auf dem die Ziffern 781 stehen, legen wir den nächsten Halt ein. „Das Schild zeigt die Rheinkilometer an. Man könnte meinen, der Rhein ist an dieser Stelle 781 Kilometer lang. Aber tatsächlich sind es genau 781 Kilometer bis zur Stadt Konstanz. Erst da fängt man an zu zählen, dabei hat der Rhein dort schon fast 200 Kilometer auf dem Tacho.“
Der Fluss ist es auch, der Haering, der lange als Berufsfeuerwehrmann in Düsseldorf arbeitete, nach Ruhrort gelockt hat. „Ich wollte am Wasser leben“, sagt er. Der Rhein und die Schifffahrt faszinierten ihn bereits als Kind, als Erwachsener kaufte er sich sein eigenes Motorboot. „Vor der Rieke hatte ich die Antje, ein wunderschönes Boot. Ich bin mit ihr viel auf dem Rhein und der Mosel gefahren.“
Die Golden-Gate-Bridge von Duisburg-Ruhrort
So hat sich Haering auch sein beeindruckendes Wissen rund ums Thema Schifffahrt angeeignet, das er an der Friedrich-Ebert-Brücke, „der Golden Gate Bridge von Ruhrort“, unter Beweis stellt. „Wie viele Schiffe fahren pro Tag unter dieser Brücke hindurch?“, fragt er – und verrät dann selbst die Lösung:
„Durch den Suez-Kanal fahren täglich 54 Schiffe. Darüber lacht man – und zwar auf dem Nordostseekanal. Da gehen jeden Tag 127 Schiffe durch. Darüber lacht man – am Rheinkilometer 781. Das Wasserschifffahrtsamt zählt hier im Durchschnitt 520 Schiffe am Tag.“
Horst-Schimanski-Gasse in Duisburg-Ruhrort
Wir beobachten noch, wie zwei Schiffe am Hafen ablegen, und biegen dann in eine schmale Gasse ab, die einen besonderen Namen trägt: die Horst-Schimanski-Gasse, in der auch eine umstrittene Büste des Tatort-Kult-Kommissars steht. Haerings Route führt weiter durch die Ruhrorter Altstadt.
Dabei erklärt er, warum die Bewohnerinnen und Bewohner auch als „Tönnekesdrieter“ beschimpft wurden, wie der Familienbetrieb „Franz Haniel“ zum Weltkonzern aufsteigen konnte, und warum Thomas Baumgärtel, bekannt als der „Bananensprayer“ in der Ruhrorter Karlstraße nicht wie überall sonst auf der Welt nur eine Banane an die Hauswand sprühte, sondern gleich mehr als 200.
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Dass Ruhrort einst auch ein berüchtigtes Vergnügungsviertel für die Schifffahrer war, lässt sich heute nur noch erahnen. „Hier gab es über 100 Kneipen, Rotlicht- und Musikbars“, erzählt Haering. Einst ein besonderer Anlaufpunkt im Viertel: „Tante Olga“. In dem Lokal der sagenumwobenen Chefin Olga soll Udo Lindenberg beschlossen haben, Musiker zu werden. Die Tradition alter Hafenkneipen, sagt Haering, lässt sich dank Lokalen wie „der Anker“, „Zum Hübi“ und „Zum Itze“ auch heute noch in Ruhrort erleben.
Alle Infos zur Rikscha-Tour
„Rikscha Mick“ bietet ab 59 Euro Touren in der gesamten Region an, darunter auch besondere Fahrten zum Valentins- und Muttertag. Alle Infos unter www.rikscha-mick.de.