Bochum. . Die EU-Kommission hat den Verkauf des Bochumer Edelstahlwerks an den finnischen Stahlkonzern Outokumpu unter Auflagen genehmigt. Outokumpu musste eine verpflichtende Zusage geben, ein italienisches Werk abzustoßen. Die Schließung der Anlage in Bochum im Jahr 2016 gilt als wahrscheinlich.

Der Verkauf des Bochumer Edelstahlwerks („Inoxum“) an den finnischen Stahlkonzern Outokumpu ist besiegelt. Die EU-Kommission hat das Milliardengeschäft unter Auflagen genehmigt. Die Finnen mussten eine verpflichtende Zusage geben, das Thyssen-Krupp-Edelstahlwerk im italienischen Terni abzustoßen.

Die Brüsseler Wettbewerbshüter hatten ursprünglich befürchtet, dass aus der Fusion der beiden größten Anbieter kaltgewalzter Stahlprodukte ein Unternehmen entstehen würde, das durch seine Marktmacht zu hohe Preise durchsetzen kann.

Für Thyssen-Krupp war der Verkauf von entscheidender Bedeutung, unter anderem um die Verschuldung des Konzerns zu verringern. Outokumpu lässt sich den Einstieg 2,7 Milliarden Euro kosten. So soll der größte Edelstahlkonzern der Welt entstehen, an dem Thyssen-Krupp noch mit 29,9 Prozent beteiligt ist.

„Wichtiger Meilenstein“ für Thyssen-Krupp

„Der Zusammenschluss von Inoxum und Outokumpu markiert für uns einen wichtigen Meilenstein bei der Umsetzung unserer strategischen Weiterentwicklung“, sagte Konzernchef Heinrich Hiesinger. „Wir haben mit der heutigen Freigabe einen wichtigen Schritt auf unserem Weg zu einem diversifizierten Industriekonzern getan.“

Zum Verkauf stehen auch die Stahlwerke von Thyssen-Krupp in Brasilien und Alabama. Wenn auch diese Verkäufe über die Bühne gegangen sind, hätte der Stahl noch einen Anteil von rund 30 Prozent am Thyssen-Krupp-Konzernumsatz.

Der Standort in Bochum mit seinen mehr als 400 Beschäftigten hat vom finnischen Konzern eine Gnadenfrist erhalten. „Mindestens bis Ende 2016“ soll in Bochum Stahl gekocht werden. Eine Schließung gilt als wahrscheinlich. „Die endgültige Entscheidung fällt im Jahr 2015“, hatte Outokumpu-Chef Mika Seitovirta gesagt.

Der Outokumpu-Chef hatte angekündigt, dass sich der Konzern genau an die Abmachungen halten werde, die er mit Thyssen-Krupp und den Arbeitnehmervertretern getroffen hat. So soll es bis 2015 keine betriebsbedingten Kündigungen an den deutschen Standorten geben. Bis Ende 2013 wollen die Finnen das Inoxum-Schmelzwerk in Krefeld schließen.

Stellenabbau geplant

Im Zuge der Übernahme will Outokumpu weltweit 1500 von 19.000 Jobs abbauen. 850 Stellen sollen bundesweit wegfallen. Damit dies ohne betriebsbedingte Kündigungen gelingt, soll Thyssen-Krupp 600 Beschäftigte übernehmen.

Die Europäische Kommission hatte das Geschäft monatelang geprüft. „Edelstahl ist Grundstoff für eine Vielzahl von Produkten - von Haushaltswaren bis hin zu Industrieanlagen“, erklärte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia. „Durch den Verkauf des Standorts Terni in Italien wird sichergestellt, dass sich das Aufkommen eines neuen europäischen Marktführers nicht negativ auf die Verbraucher und die Unternehmen in Europa auswirkt.“

Thyssen-Krupp-Chef Hiesinger erklärte: „Der Zusammenschluss von Outokumpu und Inoxum wird nach unserer Überzeugung das neue Unternehmen trotz der Auflagen der Europäischen Kommission auf dem Weltmarkt deutlich wettbewerbsfähiger machen. Die Verbindung schafft vielversprechende Perspektiven, die sich langfristig auch für die Beschäftigten von Inoxum auszahlen werden.“ Ausdrücklich dankte Hiesinger den Mitarbeitern von Inoxum und den Arbeitnehmervertretern dafür, „dass sie den Zusammenschluss von Anfang an mitgetragen und die Transaktion kooperativ begleitet haben“.

Wegen der Entscheidung aus Brüssel hatte Thyssen-Krupp die Veröffentlichung der Bilanz für das im September abgelaufene Geschäftsjahr vom 22. November auf den 11. Dezember verschoben.