Düsseldorf. ThyssenKrupp soll an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen mit Outokumpu 29,9 Prozent halten. Der Aufsichtsrat soll am Nachmittag dem Verkauf zustimmen. Nun soll das Technologiegeschäft gestärkt werden. Außerdem wird der Weg frei für die Konsolidierung der Stahlbranche.

ThyssenKrupp hat freie Bahn für den milliardenschweren Verkauf seines Edelstahlgeschäfts an den finnischen Stahlkonzern Outokumpu. Die Unternehmen einigten sich am Dienstag mit den mächtigen Arbeitnehmervertretern auf eine vierjährige Sicherung deutscher Standorte und Arbeitsplätze der ThyssenKrupp-Edelstahltochter Inoxum, die in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht wird. Daran soll ThyssenKrupp 29,9 Prozent halten. Inoxum wird dabei mit 2,7 Milliarden Euro bewertet. Outokumpu zahle zudem einen signifikanten Betrag, um Schulden von Inoxum abzulösen, teilte ThyssenKrupp mit.

Die ThyssenKrupp-Aktie legte am Vormittag um 2,9 Prozent zu und war damit größter Gewinner im Dax. Die Outokumpu-Titel gaben in Helsinki 2,2 Prozent nach.

Technologiegeschäft soll gestärkt werden

Mit dem Verkauf, dem der Aufsichtsrat von ThyssenKrupp am Nachmittag zustimmen soll, verschafft ThyssenKrupp -Chef Heinrich Hiesinger dem Konzern Freiräume für neues Wachstum. Die Arbeitnehmervertreter hatten gedroht, ohne Zugeständnisse der Unternehmen die Verkaufspläne im Aufsichtsrat abzulehnen. Ein Verkauf gegen den Willen von Gewerkschaftern und Betriebsräten wäre eine schwere Hypothek für den traditionell auf einen Ausgleich mit den Arbeitnehmern bemühten Konzern gewesen.

Der seit einem Jahr amtierende Chef Hiesinger kann nun nicht nur die Schulden senken, sondern erhält zudem Mittel für Investitionen in Wachstumsgeschäfte wie die Technologiesparte. Nach den Milliardenabschreibungen auf die neuen Stahlwerke in Übersee will er das Technologiegeschäft stärken, in dem ThyssenKrupp unter anderem Aufzüge, Maschinen und U-Boote herstellt.

Zugleich wird der Weg frei für die lange erwartete Konsolidierung der Stahlbranche: Outokumpu und ThyssenKrupp schmieden den größten Edelstahlhersteller Europas. Zu den Wettbewerbern gehören die ArcelorMittal-Abspaltung Aperam und die spanische Arcerinox. Der Deal muss noch von den Kartellbehörden freigegeben werden.

"Kein Anlass zum Jubeln"

Die Vereinbarung der Unternehmen mit den Arbeitnehmern schließt betriebsbedingte Kündigungen bei der Edestahlfirma für vier Jahre aus. Jedoch müssen die Beschäftigten eine bittere Pille schlucken: Das Edelstahlwerk in Krefeld wird bis Ende 2013 geschlossen. Die Arbeitnehmervertreter standen jedoch unter dem Druck, ohne Vereinbarung mit Outokumpu mit leeren Händen da zu stehen. "Wir haben kein Ergebnis erreicht, das zum Jubeln Anlass bietet", sagte IG Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler. "Für die Beschäftigten und ihre Familien konnten wir aber Arbeitsplätze, Einkommen und Perspektiven absichern", fügte der Gewerkschafter hinzu, der auch stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp ist.

Inoxum beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Ein großer Standort ist neben Krefeld auch Bochum. Diesem Werk drohte in den Verhandlungen das Aus. Die Stahlproduktion soll hier der Vereinbarung zufolge nun aber mindestens bis Ende 2016 fortgeführt werden.

Inoxum hatte im vergangenen Geschäftsjahr den Umsatz um 14 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro gesteigert. Allerdings lag der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit 15 Millionen Euro nur knapp über der Null-Linie. (rtr)