Düsseldorf. Deutschlands größter Stahlkonzern ThyssenKrupp setzt seinen Konzernumbau fort und trennt sich von weiteren Teilen seiner Autozuliefersparte. Die Tochtergesellschaft ThyssenKrupp Tailored Blanks werde an einen chinesischen Stahlproduzenten verkauft, teilte der Essener Konzern mit.
ThyssenKrupp -Chef Heinrich Hiesinger hat sein 2011 gestartetes Verkaufsprogramm mit der Veräußerung der Autozuliefer-Tochter Tailored Blanks fast abgeschlossen. Das Unternehmen mit rund 950 Mitarbeitern übernehme der chinesische Stahlhersteller Wuhan Iron and Steel Corporation (Wisco), teilte ThyssenKrupp am Freitag mit. Zum Verkaufpreis machte das Unternehmen keine Angaben.
Hiesinger hat nun 95 Prozent der geplanten Beteiligungsverkäufe mit einem Umsatz von zehn Milliarden Euro auf den Weg gebracht. Der Manager will damit die Schulden senken und in Wachstumsgeschäfte investieren. In den kommenden Tagen dürfte er auch erste Gebote für die Verluste schreibende amerikanische Stahlsparte sichten.
Am Markt kam der Verkauf von Tailored Blanks gut an. Die ThyssenKrupp-Aktie legte zeitweise um fast vier Prozent zu und war damit der größte Gewinner im Dax. "Es geht voran und das ist eine gute Nachricht", sagte ein Händler.
Chinesen haben deutsche Firmen im Visier
Tailored Blanks stellt maßgeschneiderte, lasergeschweißte Bleche für die Automobilindustrie her. Die Nachrichtengagentur Reuters hatte bereits im August von einer mit der Angelegenheit vertrauten Person erfahren, dass ThyssenKrupp die Tochter an Wisco verkaufen will, nachdem sich die Verhandlungen bereits länger auf die Chinesen konzentrierten.
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Tailored Blanks hat in Deutschland, Schweden, Italien, der Türkei, den USA, Mexiko und China insgesamt 13 Werke. Das Unternehmen erzielte zuletzt einen Umsatz von 700 Millionen Euro. Der chinesische Wisco-Konzern gehört zu den größten Stahlproduzenten des Landes. In der jüngsten Zeit haben Unternehmen aus China verstärkt nach deutschen Firmen gegriffen und die Betonpumpenhersteller Schwing und Putzmeister oder den Autozulieferer Kiekert übernommen.
Heinrich Hiesinger will ThyssenKrupp von Schulden entlasten
Hiesinger hatte Anfang vergangenen Jahres die Führung bei ThyssenKrupp übernommen und wenige Monate später das Verkaufsprogramm gestartet. Der ehemalige Siemens-Manager will die Schulden von zuletzt 5,8 Milliarden Euro senken und das Technologiegeschäft mit Aufzügen, Fahrtreppen oder dem Anlagenbau stärken. Abstoßen will ThyssenKrupp noch das Federn- und Stabilisatorengeschäft.
Werk von Schließung bedroht
Auf dem Weg gebracht hat Hiesinger den Verkauf der Edelstahlsparte Inoxum an den finnischen Konkurrenten Outokumpu, den aber noch die EU-Wettbewerbsbehörden freigeben müssen. Die US-Eisenguss-Tochter Waupaca ging an den Finanzinvestor KPS Capital Partners. Verkauft wurden zudem der Industrie-Dienstleister Xervon, die brasilianischen Automotive-Systems-Aktivitäten und das zivile Schiffbaugeschäft.
In den USA und Brasilien verhoben
ThyssenKrupp hat sich mit der Expansion des Stahlgeschäfts in den USA und Brasilien verhoben. Nach Milliardenverlusten der beiden neuen Werke zog der Konzern im Mai die Notbremse und prüft seine strategischen Optionen - einen Verkauf oder den Einstieg eines Partners. Insidern zufolge erwartet ThyssenKrupp Ende dieser Woche erste unverbindliche Angebote.
Hiesinger will bei dem Verkauf mindestens den Buchwert von sieben Milliarden Euro erlösen. Einige Banker haben den Wert lediglich auf drei bis vier Milliarden Euro beziffert. Nach Angaben aus Verhandlungskreisen werden Angebote unter andrem von Weltmarktführer Arcelor Mittal, U.S. Steel, die südkoreanische Posco, Nippon Steel aus Japan und die chinesische Baosteel. Einem Bericht der brasilianischen Wirtschaftszeitung "Valor Economico" zufolge erwägt auch der Stahlhersteller CSN eine Offerte für Werk in Brasilien. (rtr)