Bochum. . Der finnische Konzern Outokumpu treibt die Übernahme der Thyssen-Krupp-Edelstahlsparte voran. Man werde sich an alle Absprachen halten, sagte Outokumpu-Chef Seitovirta im Interview mit der WAZ-Mediengruppe. Was aus der traditionsreichen Marke Nirosta wird, ließ er offen.

Outokumpu-Chef Mika Seitovirta bleibt nüchtern, als er auf das Bochumer Edelstahlwerk zu sprechen kommt. Der Standort mit seinen mehr als 400 Beschäftigten hat vom finnischen Konzern eine Gnadenfrist erhalten. „Mindestens bis Ende 2016“ soll in Bochum Stahl gekocht werden. So haben es die Finnen versprochen, als sie vor drei Monaten die Übernahme der Thyssen-Krupp-Edelstahlsparte Inoxum besiegelten. Doch mit der Schließung ist zu rechnen. „Die endgültige Entscheidung fällt im Jahr 2015“, sagt Seitovirta heute. Was danach passiert, hängt von einer Wirtschaftlichkeitsprüfung ab. Seitovirta will wohl keine Illusionen aufkommen lassen, wenn er sagt: „Die Welt und die Märkte müssten sich schon sehr verändern, um am Ende des Tages zu einer anderen Entscheidung als heute zu gelangen.“

Der Outokumpu-Chef bekräftigte im Gespräch mit der WAZ-Mediengruppe, dass sich der Konzern genau an die Abmachungen halten werde, die er mit Thyssen-Krupp und den Arbeitnehmervertretern getroffen hat. So soll es bis 2015 keine betriebsbedingten Kündigungen an den deutschen Standorten geben. Bis Ende 2013 wollen die Finnen das ­Inoxum-Schmelzwerk in Krefeld schließen.

Im Zuge der Übernahme will Outokumpu weltweit 1500 von 19 000 Jobs abbauen. 850 Stellen sollen bundesweit wegfallen. Damit dies ohne betriebsbedingte Kündigungen gelingt, soll Thyssen-Krupp 600 Beschäftigte übernehmen. „Das wird funktionieren“, sagt Seitovirta.

„Niemand schließt gerne Werke oder streicht Stellen“

Outokumpu lässt sich den Einstieg 2,7 Milliarden Euro kosten. So soll der größte Edelstahlkonzern der Welt entstehen, an dem Thyssen-Krupp mit 29,9 Prozent beteiligt wird. Noch in diesem Jahr soll die Transaktion abgeschlossen sein. „Wir sind derzeit Konkurrenten. Das ist ein sehr sensibler Vorgang“, erklärt Seitovirta. Zugleich lobt er die gute Zusammenarbeit mit Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger.

Zum neuen Outokumpu-Führungsteam sollen auch die Thyssen-Krupp-Manager Ulrich Albrecht-Früh und Reinhard Florey gehören. Seitovirta ist darum bemüht, Vertrauen bei den Mitarbeitern in Deutschland zu schaffen. Doch seit der Schließung des Bochumer Nokia-Werks hat ein finnischer Konzern einen schweren Stand im Revier. „Niemand schließt gerne Werke oder streicht Stellen. Niemand“, sagt Seitovirta dazu. „Wir retten zwei Firmen, und wir geben den verbleibenden Beschäftigten eine Zukunft.“

Was aus der traditionsreichen Thyssen-Krupp Marke Nirosta („nichtrostender Stahl“) wird, ließ Seitovirta offen. Dazu gebe es noch keine Entscheidung. Er ließ allerdings Sympathie dafür erkennen, die Marke am Leben zu halten.