Essen.. Der Essener Stahl- und Technologiekonzern Thyssen-Krupp überrascht mit seinen Zahlen für die abgelaufenen drei Quartale. Wegen der Stahlflaute brach der Gewinn im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zwar ein. Analysten hatten aber Schlimmeres befürchtet.

Der Mischkonzern Thyssen-Krupp hat im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2011/12, das Ende September endet, wegen der schwächelnden Stahlsparte Einbußen hinnehmen müssen. Dennoch bestätigte das Unternehmen seine Jahresprognose. Die Erlöse seien von April bis Ende Juni auf 10,71 Milliarden Euro von 11,506 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum zurückgegangen, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Der um Sondereffekte wie Veräußerungsergebnisse bereinigte Gewinn vor Abzug von Zinsen und Steuern (Ebit) schmolz auf 122 Millionen zusammen. Im Vorjahreszeitraum hatte er noch von 570 Millionen Euro betragen.

Analysten hatten allerdings im Durchschnitt lediglich mit Erlösen von 10,662 Milliarden Euro gerechnet und das bereinigte Ebit auf 78,9 Millionen Euro taxiert. Vorstandschef Heinrich Hiesinger bekräftigte, im Geschäftsjahr ein bereinigtes Ebit im mittleren dreistelligen Millionen-Euro-Bereich anzupeilen. Nach neun Monaten hat der Konzern 339 Millionen Euro erreicht. Der Auftragseingang blieb mit 31,9 Milliarden Euro um sieben Prozent hinter dem Vorjahreswert zurück. Der Umsatz lag bei 31,2 Milliarden Euro und damit drei Prozent unter Vorjahresniveau.

Stahlnachfrage sinkt

Insbesondere die Stahlflaute und die nach wie vor akuten Anlaufschwierigkeiten des neuen Stahlwerks in Brasilien verhagelten Thyssen-Krupp die Bilanz. Steel Europe litt unter der geringeren Stahlnachfrage. Zudem wirkte sich der Verkauf des Metall-Umformungs-Geschäfts negativ aus. Der Umsatz von Steel Europe sank entsprechend auf 8,3 Milliarden Euro. Im Vorjahreszeitraum setzte die Sparte noch 9,8 Milliarden Euro um.

Als einziger Konzernbereich steuerte Steel Americas mit dem Problem-Stahlwerk in Brasilien keinen positiven Beitrag zum Konzernergebnis bei. Steel Americas steigerte den Umsatz in den vergangenen neun Monaten zwar deutlich auf 1,6 Milliarden Euro (Vorjahreszeitraum: 775 Millionen Euro). Unter dem Strich fuhr die Sparte aber einen Verlust von 778 Millionen Euro (Vorjahreszeitraum: minus 887 Millionen Euro) ein. Thyssen-Krupp begründet die roten Zahlen mit einem“schwierigen Marktumfeld“ und einem „unbefriedigenden Preisniveau“ in Nordamerika. Zudem seien die neuen Hochöfen in Rio und Alabama noch nicht ausgelastet.

Rekord in der Aufzugsparte

Schwach entwickelte sich auch die Werkstoff-Sparte, die ebenfalls unter Nachfrageschwund leidet. Der Umsatz brach um zehn Prozent auf 9,9 Milliarden Euro ein. Mit 4,6 Milliarden Euro meldet indes die Aufzugsparte von Thyssen-Krupp einen Rekordwert. Das entspricht einem Plus von 15 Prozent. Der Umsatz schoss um sechs Prozent auf 4,1 Milliarden Euro in die Höhe. Der Anlagenbau und Automotive zeigten sich robust.

Die hohe Verschuldung, die Thyssen-Krupp drückt, ging in den vergangenen neun Monaten deutlich zurück: Einschließlich der Edelstahl-Tochter Inoxum (ehemals Stainless Global), die der Konzern an den finnischen Wettbewerber Outokumpu verkaufen will, beliefen sich die Netto-Finanzschulden zum 30. Juni 2012 auf 5,8 Milliarden Euro und lagen damit deutlich unterhalb der Verschuldung zum Vorjahresstichtag (30. Juni 2011: 6,25 Milliarden Euro).

Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger erklärte am Freitag in Essen, dass sich die Staatsschuldenkrise und die damit einhergehende Unsicherheit immer mehr im Geschäft niederschlage. „Wir spüren die deutliche Zurückhaltung unserer Kunden“, so Hiesinger. Mit der Einführung von Kurzarbeit in den deutschen Stahlwerken habe Thyssen-Krupp darauf „maßvoll“ reagiert. Für Steel Americas sucht der Konzern Investoren oder Partner. Das Marktinteresse sei hoch, betonte Hiesinger.