Düsseldorf. . Bis zu 850 Arbeitsplätze wollen die Finnen in Deutschland abbauen. Weltweit sollen 1500 Stellen gestrichen werden. ThyssenKrupp hat zugesagt, bis zu 600 deutschen Inoxum-Mitarbeitern andere Arbeitsplätze im Konzern anzubieten.

Nach der Übernahme der ThyssenKrupp-Edelstahlsparte wirbt der finnische Outokumpu -Konzern um Vertrauen bei den Beschäftigten in Deutschland. "Die Standorte in dieser Region sind wichtiger Bestandteil in unserer langfristigen Strategie", sagte Vorstandschef Mika Seitovirta am Mittwoch bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach der Bekanntgabe des 2,7-Milliarden-Euro-Deals. Er lege großen Wert auf die Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern. "Dafür stehe ich persönlich", fügte er auf einer Pressekonferenz in Düsseldorf hinzu.

Stellenstreichungen sind geplant

An Stellenstreichungen führe aber kein Weg vorbei. Im Zuge der Übernahme der ThyssenKrupp-Edelstahltochter will Outokumpu weltweit 1500 der über 19.000 Jobs streichen.

Bis zu 850 Arbeitsplätze wollen die Finnen in Deutschland abbauen. ThyssenKrupp hat zugesagt, bis zu 600 deutschen Inoxum-Mitarbeitern andere Arbeitsplätze im Konzern anzubieten. Die Arbeitnehmervertreter von ThyssenKrupp hatten erst nach zähen Verhandlungen einem Verkauf zugestimmt. Sie erhielten die Zusage, dass betriebsbedingte Kündigungen für vier Jahre ausgeschlossen sind und die Standorte ebenso lange gesichert sind. Das Stahlwerk in Krefeld soll allerdings bis Ende 2013 geschlossen werden, das Stahlwerk in Bochum könnte 2017 folgen.

Outokumpu-Chef: Alleine haben die Unternehmen keine Chance

Die Finnen stoßen bei den Gewerkschaften auf Skepsis. Outokumpu habe bereits einmal das Vertrauen von Beschäftigten in Deutschland verspielt - wenige Jahre nach einer anderen Übernahme hätten die Arbeiter ihren Job verloren, die Produktion sei stillgelegt worden, hatte IG-Metall-Vorstandsmitglied Bertin Eichler während der Verhandlungen mit Outokumpu geklagt. Ohne eine Einigung mit Outokumpu wäre die Zukunft der Edelstahltochter aber ungewiss gewesen. "Wir haben den Gewerkschaften gesagt, dass es für die Unternehmen alleine langfristig keine Perspektive gibt", sagte Seitovirta.

Beide Unternehmen schreiben Verluste. Die Überkapazitäten in Europa und die immer stärker auf den Markt drängenden Konkurrenten aus Asien wie die südkoreanische Posco und die chinesische Baosteel machen ihnen zu schaffen. Das Geschäft leidet zudem unter den stark schwankenden Preisen für Nickel, das für Legierungen benötigt wird. Outokumpu legte am Mittwoch Zahlen für das vierte Quartal vor. Mit einem operativen Fehlbetrag von 71 Millionen Euro fuhr der Konzern einen höheren Verlust ein als von Analysten ohnehin erwartet.

Frust bei den Mitarbeitern

"Wir müssen die Kapazitäten anpassen", sagte auch ThyssenKrupp-Vorstandschef Heinrich Hiesinger. Es sei für die Mitarbeiter frustrierend gewesen, wegen der Überkapazitäten in jedem Quartal Verluste einzufahren. Für die Beschäftigten gebe es jetzt eine Perspektive. Zwar seien auch Finanzinvestoren an der Edelstahltochter interessiert gewesen. Mit Outokumpu gebe es aber auch für die Beschäftigten mehr Gewissheit.

ThyssenKrupp will Mitarbeiter nicht im Stich lassen

"Es passt perfekt zusammen", ergänzte Outokumpu-Boss Seitovirta. Die Produktpalette, die Kundenbasis und die Aufstellung in den Ländern ergänzten sich hervorragend. Die Unternehmen wollten einen Weltmarktführer im Edelstahlbereich schmieden. Der neue Konzern, an dem ThyssenKrupp 29,9 Prozent halten soll, komme auf einen Weltmarktanteil von 14 Prozent. Rein rechnerisch käme der Konzern auf eine Jahreskapazität von 3,5 Millionen Tonnen und einen Umsatz von 11,8 Milliarden Euro. Weitere große Spieler in der Branche, deren Produkte für Waschmaschinen, Küchenspülen, Besteck, Züge oder Fassaden von Wolkenkratzern verwendet werden, sind die ArcelorMittal -Abspaltung Aperam oder die spanische Acerinox.

ThyssenKrupp-Chef Hiesinger versicherte, dass sich der Konzern nach Abschluss der Transaktion, die bis Ende des Jahres über die Bühne gehen soll, weiter an Outokumpu beteiligen wolle. "Das Unternehmen hat ein Wachstumspotenzial." Daran wolle ThyssenKrupp teilhaben. Zudem lasse ThyssenKrupp seine Mitarbeiter nicht im Stich, die von Outokumpu übernommen werden sollen. "Wir kümmern uns um unsere Leute." Daher bleibe ThyssenKrupp an Outokumpu mit einer Minderheit beteiligt. (Reuters)