München/Essen. Die Staatsanwaltschaft München hat gegen den ehemaligen Ferrostaal-Chef Matthias Mitscherlich Anklage wegen Untreue und Betriebsratsbegünstigung erheben. In dem Verfahren geht es um sieben Personen. Die Anklagen sind Nebenprodukt der Korruptionsermittlungen bei Ferrostaal.
Die Staatsanwaltschaft München hat Anklage gegen den ehemaligen Ferrostaal-Chef Matthias Mitscherlich erhoben. Insgesamt gehe es in dem Verfahren um sieben Personen, sagte am Montag der Sprecher der Anklagebehörde, Thomas Steinkraus-Koch. Der Vorwurf lautet auf Untreue und Betriebsratsbegünstigung beziehungsweise Beihilfe dazu. Der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge sind unter den Angeschuldigten neben Mitscherlich auch der frühere Ferrostaal-Finanzchef Michael Beck und der ehemalige Personalchef.
Hintergrund sind Zahlungen, die drei Betriebsräte einer Tochterfirma des Essener Anlagenbauers aus Beraterverträgen mit einer österreichischen Firma erhalten haben sollen. Das Geld stammte der Anklage zufolge aber von Ferrostaal, und die Betriebsräte sollen dafür keine echte Gegenleistung erbracht haben. Laut „Süddeutscher Zeitung“ könnte das Geld geflossen sein, um Widerstand der als durchsetzungsstark geltenden Betriebsräte gegen den Verkauf und die teilweise Schließung ihres Werks in Westdeutschland zu verhindern.
Die Angeschuldigten bestritten die Vorwürfe, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Ihnen zufolge hätten die Betriebsräte sehr wohl Leistungen erbracht. Laut „Süddeutscher Zeitung“ wären durch die Verträge über die Jahre 1,15 Millionen Euro zusammengekommen. 400.000 davon waren bereits geflossen, als die Staatsanwaltschaft einschritt.
Anklagen sind eine Nebenprodukt der Korruptionsermittlungen
Das Strafmaß für Untreue beträgt bis zu fünf Jahre, für Betriebsratsbegünstigung sieht das Gesetz eine Geldstrafe oder bis zu einem Jahr Haft vor. Derzeit ist aber keiner der Angeschuldigten in Haft. Den Managern wirft die Staatsanwaltschaft die Tatbestände direkt vor, den Betriebsräten und dem Geschäftsführer der österreichischen Firma, über die das Geld geflossen sein soll, Beihilfe dazu.
Die jetzige Anklage sei ein Nebenprodukt der Korruptionsermittlungen bei Ferrostaal, sagte Steinkraus-Koch. Man habe dieses Thema vorgezogen, da es abgrenzbar sei. Insgesamt laufe aber das Ermittlungsverfahren zur Ferrostaal-Schmiergeldaffäre noch. Die Zahl der Beschuldigten sei nach wie vor zweistellig.
Bereits im vergangenen Dezember hatte das Landgericht München das Unternehmen wegen Schmiergeldzahlungen für U-Boot-Aufträge in Griechenland und Portugal zu 140 Millionen Euro Geldbuße verurteilt. Gegen zwei frühere Topmanager des Unternehmens verhängte es damals zweijährige Bewährungs- und hohe Geldstrafen. (dapd)