Berlin. Arbeitsminister Scholz und Magna sind überzeugt, dass die EU der Opel-Rettung keine Steine in den Weg legen wird. Am Dienstag laufen die Verhandlungen über die Aufteilung der Opel-Garantien. Dabei spricht die Bundesregierung mit sechs EU-Mitgliedern - darunter ist auch Belgien.
Magna-Vorstandschef Siegfried Wolf rechnet nicht damit, dass die Rettung des Autobauers Opel von der EU-Kommission noch gestoppt wird. «Die gesamte Überlegung beruht auf Wirtschaftlichkeit und ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand etwas gegen Wirtschaftlichkeit hat», sagte Wolf am Dienstag auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main: «Wenn Dummheiten gemacht werden würden, dann würde ich es verstehen.»
Auch Opel-Chef Carl-Peter Forster machte deutlich, dass er keine europarechtliche Probleme bei der staatlich abgesicherten Übernahme von Opel durch Magna und die russische Sberbank erwartet. Alle Entscheidungen seien auf wirtschaftlicher und nicht auf politischer Basis getroffen worden. Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz machte deutlich, dass er sich mit der geplanten Schließung des Antwerpener Opel-Werks nicht abfinden will.
Es bleibe bei der Forderung der Arbeitnehmer, dass es keine Werksschließungen und keine betriebsbedingten Kündigungen geben dürfe, sagte Franz. Am 23. September würden sich die europäischen Gewerkschaften daher in Antwerpen treffen, um über das weitere Vorgehen zu beraten.
Neues Modell des Astra
Opel stellte auf der IAA das neue Modell des Kompaktwagens Astra vor. Nach Forsters Worten wird die Fünftürer-Version des Astra noch in diesem Jahr in den Handel kommen und kann ab sofort bestellt werden. Der Basispreis liege bei 15.900 Euro. 2010 werde es zudem eine Kombivariante geben. Ein sportlicher Dreitürer sei in der Planung.
Alle neuen Astra hätten gegenüber der Vorgängerversion ihren Verbrauch um durchschnittlich 12 Prozent gesenkt, betonte der Opel-Chef. Alle Diesel-Varianten hätten einen Verbrauch von unter 5 Litern. Die Ecoflex-Variante komme auf einen Verbrauch von 4,2 Litern Diesel und einen CO2-Ausstoß von 109 Gramm. In der Entwicklung sei zudem auch ein Astra mit einem CO2-Ausstoß von 99 Gramm.
Verhandlung über Staatsgarantien
Die Bundesregierung und sechs weitere europäische Opel-Länder verhandeln am Dienstag erstmals über die Aufteilung der Staatsgarantien von 4,5 Milliarden Euro. Für das Treffen am Nachmittag im Bundeswirtschaftsministerium in Berlin hat sich auch der belgische Außenminister Yves Leterme angekündigt. Der kanadische Autozulieferer Magna, der Opel mehrheitlich übernehmen will, hatte angekündigt, das Werk in Antwerpen schließen zu wollen.
Auch EU-Industriekommissar Günter Verheugen schickt nach Informationen aus Brüssel einen Vertreter zu dem Treffen. Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes will prüfen, ob die von der Bundesregierung angekündigten Hilfen «an protektionistische Bedingungen» geknüpft worden seien. Unzulässig wäre vor allem, die Bürgschaften und Kredite in Höhe von 4,5 Milliarden Euro an den Erhalt bestimmter Standorte zu knüpfen.
Arbeitsminister Scholz gibt sich optimistisch
Bundesarbeitsminister Olaf Scholz sagte im Bayerischen Rundfunk, er rechne nicht damit, dass die EU-Kommission den Verkauf von Opel an Magna kippen könnte. «Wir haben sehr sorgfältig beachtet, welche Vorschriften zu bedenken sind. Es geht ja darum, dass ein Unternehmen nicht in alte Teile zersplittert.» Opel müsse nach der Krise seines US-Mutterkonzerns General Motors noch eine gute Zukunft in Deutschland und Europa haben.
Die Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums, Beatrix Brodkorb, hatte zu dem Treffen erklärt: «Es ist keine Entscheidung der deutschen Regierung, die Standorte in Deutschland zu erhalten, sondern es ist eine Entscheidung von Magna.» Regierungssprecher Ulrich Wilhelm wies darauf hin, dass die EU-Kommission die Maßnahmen zur Rettung von Opel bereits grundsätzlich gebilligt habe. Die Bundesregierung stehe mit der EU-Kommission in Kontakt, um die geplanten Maßnahmen zu erläutern und auch darzulegen, dass die Kriterien eingehalten werden, die der grundsätzlichen Billigung zugrunde lagen.
Opel will weiter mit General Motors zusammenarbeiten
Opel setzt auch künftig trotz des Verkaufs an das Magna-Konsortium auf Zusammenarbeit mit General Motors (GM). In Technik und Entwicklung gehe es nicht ohne GM, sagte Carl-Peter-Forster, Aufsichtsratsvorsitzender des Rüsselsheimer Autoherstellers, am Dienstag in Frankfurt am Main. Forster stellte auf einer Vorab-Präsentation der am Donnerstag beginnenden Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) zwei neue Opel-Modelle vor. Zugleich bedankte er sich bei den Beschäftigten des Unternehmens und «bei den vielen Opel-Fan-Clubs» für ihre Unterstützung in den vergangenen Monaten.
Bei der Presseshow in Frankfurt zeigte das Unternehmen das neue, stromgespeiste Fahrzeug Ampera E-REV (Extended Range Electric Vehicle). Ausgestattet mit konventionellen Lithium-Ionen-Batterien verfüge der Wagen über 60 Kilometer Reichweite, erklärte Forster. Zusätzlich sei ein benzinbetriebenes Minikraftwerk an Bord, das die Batterien aufladen könne und so 500 Kilometer weite Fahrten ermögliche. Der Viersitzer sei ein vollwertiges Automobil, sagte Forster, «kein Fünftauto für die Stadt». Einen Preis nannte Opel für das ab 2010 verfügbare Auto nicht. (ap/ddp)