Witten. Michael (43) aus Witten-Annen ist oft auf der Jagd nach schönen Motiven. Doch diesmal brauchte er nur vom Balkon seiner Wohnung zu schauen.
Solche Motive bekommen Wittener Hobbyfotografen nicht alle Tage vor die Kamera. Als Michael (43) aus Annen am Donnerstagabend gegen 20 Uhr auf den Balkon seiner Wohnung an der Ardeystraße trat, konnte er auf der dahinterliegenden Wiese spielende Fuchskinder beobachten. Eine Premiere für ihn. „Mindestens sechs haben sich im Gras gebalgt“, sagt er begeistert. Die Fotos hat unser Leser gleich mal an die Redaktion geschickt.
Schon einen Tag zuvor hatte er den ungewöhnlichen Besuch entdeckt, aber die Kamera nicht schnell genug zur Hand. Das Haus, in dem er mit Ehefrau Sabrina wohnt, liegt ungefähr gegenüber dem Abzweig zur Holzkampschule. Dahinter erstreckt sich ein riesiges Feld.
Inzwischen sei eine Stelle ziemlich plattgetreten, erzählt Michael, der sonst am liebsten Pinguine und Raubkatzen in den großen Zoos des Ruhrgebiets ablichtet - oder im Urlaub Landschaften und Sonnenuntergänge auf der niederländischen Insel Terschelling.
Wittener beobachtet die Füchse eine Stunde lang
![Das sieht eher nach Zank aus: Zwei der Fuchskinder balgen im hohen Gras auf einer Wiese hinter der Ardeystraße. Das sieht eher nach Zank aus: Zwei der Fuchskinder balgen im hohen Gras auf einer Wiese hinter der Ardeystraße.](https://img.sparknews.funkemedien.de/242521494/242521494_1717765807_v16_9_1200.jpeg)
An ihrem Lieblingsplatz also haben die Füchslein miteinander getobt. Mindestens eine Stunde lang hat der Wittener den niedlichen Tieren zugeschaut. In der Nähe habe ein erwachsener Fuchs - vermutlich ein Elternteil - das Treiben beobachtet und durch ein Jaulen die Kleinen immer wieder zur Vernunft gebracht.
„Füchse sind inzwischen weit verbreitet und dringen auch in Siedlungsgebiete vor“, sagt Gerald Sell von der Naturschutzgruppe Witten (Nawit). Wenn sie sich ungestört fühlen, zum Beispiel im hohen Gras, toben die Jungen gerne herum. Wer dabei gleich an Tollwut denkt, muss sich nicht sorgen: „Die ist kein Thema mehr, seitdem man vor Jahren Tollwutimpfköder ausgelegt hat.“
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Sell kennt sich aus. Er ist nicht nur ehrenamtlich für den Naturschutz aktiv, sondern war mal als Revierleiter im Forst der Stadt Bochum tätig. Der Fuchsbandwurm allerdings könne nach wie vor böse Folgen für den menschlichen Organismus haben. Er wird über den Kot übertragen, den die Tiere hinterlassen. So sollte man etwa Erdbeeren vom Feld vor dem Verzehr gründlich waschen, rät der Experte. Und beruhigt gleichzeitig: „Dass so etwas passiert, kommt nur sehr selten vor.“
![Schaut mal, wie lieb ich gucken kann: Der kleine Fuchs hat sich für unseren Leser Michael perfekt in Szene gesetzt. Schaut mal, wie lieb ich gucken kann: Der kleine Fuchs hat sich für unseren Leser Michael perfekt in Szene gesetzt.](https://img.sparknews.funkemedien.de/242521496/242521496_1717767477_v16_9_1200.jpeg)
Grundsätzlich sollte man sich den Füchsen beim Beobachten jedoch nicht zu sehr nähern. Sell: „Das gilt aber für alle Wildtiere, etwa auch für Nutrias.“ Denn wenn der Mensch eine gewisse Fluchtdistanz unterschreite, gehen die Tiere reflexartig zum Angriff über, warnt er.
Die Anzahl der Füchse in einem Gebiet schwankt mit dem Nahrungsangebot. Sie sind hervorragende Mäusefänger. Je mehr davon existieren, desto mehr Füchse gibt es auch - und desto mehr der im Schnitt acht bis zehn Kilo schweren Tiere werden überfahren. Wie viele genau? „Da ist die Dunkelziffer sehr hoch“, sagt Gerald Sell. Denn die Füchse flüchten - wenn sie das noch können - nach einem Unfall in den Wald und verenden dort.
Über 800 tote Füchse im EN-Kreis in einem Jahr
Die Untere Jagdbehörde des Ennepe-Ruhr-Kreises liefert zumindest folgende Zahlen: Im Jagdjahr 2023/24 verzeichnete sie 882 tote Füchse. Davon waren 776 geschossen worden. Ein Jahr zuvor - das Jagdjahr reicht vom 1. April bis zum 31. März - waren es 731 tote Tiere, davon sind 642 den Jägern vor die Flinte gelaufen. Der Rest wird unter der Bezeichnung „Fallwild“ geführt. Dabei handelt es sich um Totfunde, also etwa auch Opfer von Wildunfällen.
Den süßen Fuchskindern, die unser Leser im Ardeytal beobachtet hat, bleibt solch ein Schicksal hoffentlich erspart.
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