Witten. Die Naturschutzgruppe Witten freut sich über ihr neues Domizil im Fährhaus. Es gibt viel zu tun. Aber jetzt macht die Arbeit noch mehr Spaß.

Wer regelmäßig über die Bommeraner Ruhrbrücke fährt, dem wird aufgefallen sein, dass sich gegenüber vom Verbund-Wasserwerk etwas tut. Dort kehrt gerade neues Leben in das alte Fährhaus ein. Drei Wohnungen befinden sich in dem frisch renovierten und unter Denkmalschutz stehenden Gebäude. Eine davon hat die Naturschutzgruppe Witten (Nawit) nun als neuen Standort für die Biologische Station gemietet.

Vorsitzende Birgit Ehses ist happy, als sie durch die Räume führt. Nicht nur, weil sie jetzt zu Fuß herkommen kann. „Endlich Licht“, sagt sie. Jahrelang hatten die Mitglieder nach einer passenden Bleibe gesucht. Denn das Domizil im ehemaligen Büro- und Sozialgebäude der Firma Imberg am gleichnamigen Steinbruch in Annen war alles andere als schön – ein dunkles Loch, um genau zu sein. Häufig wurde eingebrochen. Auch Vandalismus und Schmierereien waren ein Problem.

Naturschutzgruppe Witten: Endlich in hellen Räumen

Noch nicht perfekt eingerichtet, aber hell und freundlich: Die neue Bleibe der Bio-Station im alten Fährhaus.
Noch nicht perfekt eingerichtet, aber hell und freundlich: Die neue Bleibe der Bio-Station im alten Fährhaus. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nun freuen sich die 63-Jährige und all die anderen Ehrenamtlichen über 115 m², verteilt auf drei Zimmer und einen großen Flur. Nach hinten raus schweift der Blick über die Ruhrauen, Wittens größtes Naturschutzgebiet, bis zum Fluss. Die pure Idylle – abgesehen vom Hochwasser im Sommer 2021, das auch dem Fährhaus schwer zugesetzt und die Renovierungsarbeiten der Stadtwerke zunichte gemacht hatte. „Wir mussten von vorne anfangen“, sagt Sprecher Mathias Kukla.

Nawit ist „ausgezeichnetes Klimaprojekt“

Doch das Ergebnis kann sich sehen lassen. Noch fehlt die Küchenzeile, noch fehlen ein paar Möbel. Dafür will der Verein bald Fördermittel beantragen. Doch neue Regale für die Bio-Station hat die Gruppe schon gekauft. Da waren die 5000 Euro Prämie von der Sparkassen- und Bürgerstiftung gerade recht gekommen, die die Nawit als eines von drei Klimaprojekten für ihr vorbildliches Engagement im Dezember erhalten hatte.

Es gibt noch viel zu tun: Birgit Ehses, Vorsitzende der Nawit, in dem Raum, der mal das Archiv werden soll.
Es gibt noch viel zu tun: Birgit Ehses, Vorsitzende der Nawit, in dem Raum, der mal das Archiv werden soll. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Nun gibt es also einen richtig großen Raum, in dem Mitgliederversammlungen, Seminare oder Workshops stattfinden können. In den beiden kleineren Zimmern sind Büro und Archiv untergebracht. Davon konnte die Nawit am Imberg nur träumen. Waren die gesammelten Werke aus fast 40 Jahren vorher auf dem Dachboden verstaut, wird es hier sogar eine Leseecke geben. „Wir haben beim Umzug viele Schätze wiedergefunden“, sagt Birgit Ehses.

Wittener Verein hat die IGA 2027 im Blick

Auch das Außengelände darf die Nawit nach ihren Wünschen umgestalten. Wildgehölze für Vögel sollen gepflanzt, eine Wildblumenwiese angelegt, alte Obstsorten kultiviert werden. Bei der Internationalen Gartenausstellung, die 2027 im Revier stattfindet, könnte man sich damit präsentieren.

Gebäude mit Geschichte

Die Naturschutzgruppe Witten ist ab Mitte Januar regelmäßig in der neuen Bio-Station – übrigens eine von rund 50 in NRW – an der Ruhrstraße 117 vor Ort: zunächst immer dienstags von 10 bis 12 Uhr. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen. Weitere Infos: www.nawit.de.

Das Gebäude, in dem die Nawit nun ihren Platz hat, gehört den Stadtwerken. Es wurde im 17. Jahrhundert erstmals erwähnt – als Wohnhaus für den Fährmann. Die Fährverbindung sei dann 1880 eingestellt worden, so Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla. Seit 1990 steht das Haus mit den Wänden aus 70 cm starkem Bruchstein unter Denkmalschutz.

Das alte Gebäude der Bio-Station am Imberg gehört der Stadt. Man sichte und prüfe gerade den Zustand, um zu wissen, welche Renovierungsarbeiten anstehen. „Ziel ist, das Gebäude durch die Verwaltung zu nutzen“, so Stadtsprecher Jörg Schäfer.

All das ist es der Nawit wert, dass sie nun Miete an die Stadtwerke zahlen muss, wenn auch eine moderate. Die Bleibe in Annen, die der Stadt gehört, war kostenlos. „Aber wir haben Rücklagen, weil wir ja wussten, dass ein Umzug ansteht“, sagt die Vorsitzende. Mit den Stadtwerken wolle man nun auch kooperieren, also etwa gemeinsame Exkursionen an die Ruhr anbieten.

Nawit-Vorsitzende: Interesse an Naturschutz gewachsen

In diesem Haus am Steinbruch Imberg war die Nawit seit 1986 untergekommen. Es gehört der Stadt.
In diesem Haus am Steinbruch Imberg war die Nawit seit 1986 untergekommen. Es gehört der Stadt. © FUNKE Foto Services | Thomas Nitsche

Jedenfalls haben sich die Mitglieder der Naturschutzgruppe gleich heimisch gefühlt im alten Fährhaus. Überhaupt herrsche gerade so etwas wie Aufbruchstimmung im Verein, sagt seine Vorsitzende. Im vergangenen Jahr sei das Interesse am Naturschutz offenbar gewachsen. Immerhin fünf Neue engagieren sich nun in der Nawit, die damit 55 aktive Mitglieder hat. „Es dürften dennoch mehr sein“, so Ehses. Das gelte auch für die reinen Fördermitglieder, aktuell 20 an der Zahl. Die neue Bio-Station lockt hoffentlich weitere Interessierte an.

Denn es gibt viel zu tun. Die Nawit betreibt auch Biotoppflege in Witten und kümmert sich um immerhin zehn Flächen. Dann ist da auch noch der Naturgarten an der Nachtigallstraße. Birgit Ehses’ Traum: Irgendwann von der Bio-Station auf der Ruhr per Boot dorthin zu fahren. Ob’s klappt, ist fraglich. Denn der Bereich ist Wasserschutzgebiet. Aber träumen darf man ja. Schließlich ist der langgehegte Wunsch vom Umzug ja auch in Erfüllung gegangen.