Witten. Die niedlichen Nutrias verbreiten sich in Witten. Sie leben am Ruhrufer und weichen immer häufiger auch in Bachläufe aus. Das ist ein Problem.
Inzwischen hat man sich an den Anblick der niedliche Nutrias in den Ruhrauen schon gewöhnt. Etwa 2015 sind Spaziergängern die ersten biberähnlichen Tiere in Witten aufgefallen. Inzwischen ist die Population derart gewachsen, dass Nager sich auch an Bachufern, Teichen oder Tümpeln niederlassen.
Wolf-Dietrich Chmieleck fotografierte am Wochenende ein dunkles und ein blondes Nutria im Kamperbach, ein anderer Wittener ein ebenfalls helles Tier im Pferdebach, nahe dessen Mündung an der Herbeder Straße.
Dass die Nutrias inzwischen auch kleinere Gewässer bewohnen, bestätigt Naturführer Martin Maschka, der die „Natur- und Wildnisschule Ruhr“ betreibt. „Sobald die Jungtiere geschlechtsreif sind, werden sie von ihren Elterntieren vertrieben“, erklärt er. In der Natur helfe dieser Instinkt, Inzucht zu vermeiden. „Und weil die Ruhr schon sehr gut besiedelt ist, weichen die Tiere in die Seitengewässer aus.“
Nutrias gefällt es in den Städten
Das städtische Umfeld mache den Wassertieren nichts aus, im Gegenteil. „Zum einen ist es in den Städten wärmer, zum anderen finden Nutria dort reichlich Futter“, sagt Maschka. „Manche Leute füttern sie auch.“ Nutrias wurden ursprünglich für die Fellindustrie gezüchtet, es gibt sie in verschiedenen Farben. In Witten sieht man meist dunkle Tiere, aber auch einige blonde. Es gibt sogar rote Nutrias.
Eine große Gruppe mit auffallend vielen hellfarbigen Tieren lebt im Kamperbach, in der Nähe des Metallhändlers Bötzel an der Wittener Straße. Dort sollen die Nager unter dem Firmengelände ein regelrechtes Kanalsystem angelegt haben, das im Winter auch nie ganz auskühlt.
Die kalten deutschen Winter sind ein Problem für die ursprünglich in Südamerika beheimateten Einwanderer. Im Kamperbach haben sich die Nutrias angepasst, weiß Martin Maschka. Beim Campingplatz Steger in Bommern oder im Kemnader See könne man dagegen oft Tiere mit eingefrorenen oder entzündeten Schwänzen beobachten – eine Folge des Frosts.
Jäger erhalten Provision für geschossene Nutrias
Weil sich die Nutrias stark ausbreiten, Lebensräume wie Uferröhrichte schädigen, der Süßwassermuschel zusetzen und mit ihren Höhlen und Gängen auch Deiche „unterwandern“, dürfen sie gejagt werden. Es gibt sogar eine Provision dafür. „Aber die Jäger werden es nie schaffen, die Population einzudämmen“, prophezeit Maschka.
Er beobachtet gleichzeitig, wie sich die Natur anpasst. Zum einen gibt es Uhus in Ruhrufernähe, die in letzter Zeit Jagd auf Nutrias gemacht hätten. Zum anderen, so Maschka, habe er inzwischen in der Ruhr wieder einen echten Biber gesichtet. „Er lebt im gleichen Revier wie ein Nutria, die beiden vertragen sich.“ Der Experte rechnet auch damit, dass der Fischotter immer häufiger in der Ruhr vertreten sein wird. „Die Natur an der Ruhr scheint sich zu erholen. Ein Teil der Artenvielfalt kommt zurück.“