Witten. Das Restaurant Mondo ist aus Witten nicht wegzudenken. Doch es steht vor dem Aus. Der Wirt hat seinen Vertrag nicht verlängert. Woran das liegt.
- Das Restaurant Mondo im Saalbau Witten hat nur noch im Juni für Gäste geöffnet
- Wirt Farhad Tabrizi hat seinen Pachtvertrag nach sieben Jahren nicht verlängert
- Dem Gastronom fehlen vor allem Einnahmen aus dem Catering für Veranstaltungen im Saalbau
Für viele ist das Mondo am Saalbau nicht mehr aus der Gastro-Szene von Witten wegzudenken. Seit 2017 betreibt Pächter Farhad Tabrizi das Restaurant und hat es zu einer der besten Adressen in der Ruhrstadt gemacht. Doch nun ist bald Schluss. Ende Juni schließt das Mondo. Und das, obwohl es gut lief. Ein Nachfolger ist bis jetzt noch nicht gefunden.
„Ende Juni werden wir unseren Restaurantbetrieb einstellen“, bestätigt Tabrizi das Mondo-Aus. Für Anfang Juli seien noch einige wenige Veranstaltungen geplant, die er auch noch bewirten werde. Seinen Pachtvertrag, der zum 31. Juli ausläuft, habe er aber nicht verlängert. Warum, das habe vielfältige Gründe.
Fehlende Veranstaltungen lassen Umsätze einbrechen
Der Gewichtigste von ihnen: Es hätten Veranstaltungen und die damit verbundenen Bewirtungsaufträge gefehlt. Vor allem solche, die sich für Tabrizi wirtschaftlich rechnen. Zusammen mit dem Restaurant hat der 52-Jährige auch das Mondolino, die Kegelbahnen, die Pausenbewirtung und das Veranstaltungscatering im Saalbau übernommen. Und ohne entsprechende Einnahmen durch Saalbau-Veranstaltungen habe er zu wenig Umsatz, zahle aber die Pacht für den gesamten Betrieb samt Nebenkosten.
„Es gibt für uns vielleicht noch drei, vier Highlights im Jahr“, sagt Tabrizi. Etwa das Sparkassen-Gesprächsforum oder Abi-Bälle. Letztendlich sei die Auslastung aber zu gering. Vor allem Kulturveranstaltungen seien für ihn überhaupt nicht lukrativ. Der gebürtige Iraner betreibt auch die Gastronomie im Essener Aalto-Theater. Während er dort seine „Theater-Happen“, ein halbes American Sandwich belegt etwa mit Argentinischem Roastbeef, für bis zu fünf Euro pro Stück verkauft, nimmt er für den gleichen Snack im Saalbau nur die Hälfte.
Snacks des Gastronoms kommen in Witten nicht gut an
In Essen verkaufe er an einem Abend gut und gerne 200 bis 300 „Happen“. In Witten seien sie nur vereinzelt gegessen worden. Ähnlich erging es dem Geflügelsalat, der im Essener Opernhaus für zwölf Euro über die Theke geht, im Saalbau aber für vier Euro ein Ladenhüter ist. Besucher hätten den Preis als zu teuer empfunden. „Dann behilft man sich halt irgendwann mit Laugenbrezeln“, sagt Tabrizi.
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Über lange Zeit habe er die Verluste über die Einnahmen aus seinen anderen Betrieben ausgeglichen. Neben dem Aalto-Catering betreibt Tabrizi auch noch das Restaurant in der „Gesellschaft Harmonie“ in Bochum. Auch das Mondo laufe für sich genommen sehr gut, betont der Wirt. Dreiviertel seines Umsatzes mache er allein mit dem Restaurant.
Küche des Mondo ist für einen Großbetrieb ausgelegt
Doch auch das nicht ganz ohne Probleme. Die Rückkehr zum Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent in der Gastronomie, die gestiegenen Lebensmittelpreise und ein höherer Mindestlohn kosten den Wirt viel Geld. „Ich kann das ja nicht eins zu eins an die Gäste weitergeben.“ Hinzu kommt: Die Küche des Mondo ist zu groß. „Sie funktioniert super für Großveranstaltungen, aber in einem Restaurant ist sie absolut fehl am Platz.“ Fürs Mondo bräuchte er eigentlich nur ein Fünftel der aktuellen Fläche.
Seine Sorgen wegen der fehlenden Veranstaltungen hat Tabrizi dem Kulturforum schon vor längerer Zeit mitgeteilt. Doch man habe ihm keine Perspektive bieten können. Unterm Strich habe er über die Jahre draufgezahlt, sagt der 52-Jährige. „Irgendwann kann man nicht mehr warten, dass es besser wird. Man muss die Reißleine ziehen.“ Nun könne er auch wieder ruhig schlafen.
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Kulturforum hofft auf Zwischenwirt für zwei bis drei Jahre
Wie es im Anschluss mit dem Mondo weitergeht, kann auch das Kulturforum nicht sagen. „Wir sind in Gesprächen, aber es gibt noch nichts Konkretes“, sagt Markus Barisch, Fachbereichsleiter Saalbau. Denn das Gebäude aus den 70ern muss energetisch saniert werden. Deshalb wird nur ein Pächter für eine Zwischenzeit von zwei bis drei Jahren gesucht. Wirte seien aber meist an Laufzeiten von fünf bis zehn Jahren interessiert.
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Zudem seien die Geräte der „überdimensionierten“ Küche teils veraltet und würden viel Energie fressen. „Aber das jetzt anzupacken, macht keinen Sinn“, so Barisch. Die Küche werde im Zuge der Gesamtsanierung erneuert. Er könnte sich vorstellen, dass das Kulturforum einem möglichen Interessenten bei den Energiekosten entgegenkommen könnte.
Nun hofft man auf jemanden, der bereit ist, den Betrieb des Restaurants bis zur Sanierung aufrechtzuerhalten. Wann die beginnt, ist ungewiss. Im März gab es vom Bund eine Absage an erhoffte sechs Millionen Euro Fördergelder. „Spätestens Mitte September brauchen wir für die Gastronomie eine Lösung“, sagt Barisch. Denn dann beginnen die Veranstaltungen im Saalbau wieder.
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