Witten. Mondo-Wirt Tabrizi setzt die Pandemie zu. Derzeit zahle er bei seiner Arbeit drauf, so Wittens Saalbau-Gastronom. Dies sei kein Dauerzustand.
Als er im September 2017 das Restaurant Mondo am Saalbau neu eröffnete, konnte der neue Pächter Farhad Tabrizi nicht ahnen, dass ihn eine Pandemie einmal in eine solche Lage bringen würde.
Der Wirt, der früher die Gastronomie im Essener Aalto-Theater führte, ist durch Corona in große wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Wenn dies so bleibe, könne auch der Punkt kommen, an dem er über eine Schließung des Lokals nachdenken müsse, sagt der 50-Jährige.
Schon im vergangenen Frühjahr hatte Tabrizi betont, wie existenziell wichtig es für ihn sei, dass der Saalbau seinen Betrieb wieder in vollem Umfang aufnehmen kann. Denn ohne die Einnahmen durch die dortigen Veranstaltungen habe er zu wenig Umsatz. Für die Kulturveranstaltungen in Wittens guter Stube gilt derzeit die 2G-Regel, in Lokalen 2G-plus.
Wittener Gastronom fehlen Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, auch Firmen-Veranstaltungen
Weil die 2G-plus-Regel bei Saalbau-Veranstaltungen nicht kontrolliert werden kann, fällt für Wirt Tabrizi das Catering dort momentan weg. Er kann also weder Getränke noch Speisen im Saalbau anbieten. Hinzu kommt, dass große Veranstaltungen aufgrund von Omikron nicht stattfinden oder abgesagt werden.
Um wirtschaftlich arbeiten zu können, fehlen ihm Hochzeiten, Geburtstagsfeiern, Taufen und Firmen-Veranstaltungen - und zuletzt wie vielen Wirten die Weihnachtsfeiern. Auch Partys von Abiturienten seien bislang nicht bei ihm für dieses Jahr gebucht worden - mit einer Ausnahme. Die Schüler könnten sich so etwas in Corona-Zeiten wohl auch nicht leisten, weil ihnen derzeit die Möglichkeit fehle, hierfür Geld zu verdienen.
„Die Leute stornieren Geplantes. Viele haben Angst und trauen sich auch nicht, etwas zu buchen, weil man nicht weiß, wie es in ein oder zwei Monaten aussieht“, sagt Farhad Tabrizi, der in Bochum noch ein zweites Restaurant in der dortigen „Gesellschaft Harmonie“ betreibt.
Mondo-Wirt zahlt am Monatsende noch drauf
Das Kulturforum habe ihm seit Beginn der Pandemie Nachlässe bei der Pacht gewährt, erklärt Vorständin Jasmin Vogel. Dies sei richtig, sagt Tabrizi. Aber es müssten auch noch Nebenkosten, das Personal, Versicherungen und Reparaturen bezahlt werden. Insgesamt habe er Kosten von mehreren tausend Euro pro Monat. Sein eigenes Einkommen und das seiner Frau, die im Mondo mitarbeitet, habe er dabei noch gar nicht gerechnet.
„Wir arbeiten beide 200 bis 300 Stunden monatlich und zahlen nachher noch drauf“, sagt der Wirt mit iranischen Wurzeln. Seine Mondo-Küche etwa sei schon rein baulich und von der Ausstattung her auf einen Großgastrobetrieb ausgelegt. „Da müssen schon zwei Köche stehen, auch wenn es eigentlich nur Arbeit für einen gibt.“ Auch dem großen Kühlhaus sei es egal, ob dort zehn Kilo Fleisch kalt gehalten werden oder 150.
Mehr als zehn Personen dürfen zusammen ins Lokal
Der Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) NRW betont: Geburtstagsfeiern in Lokalen oder Restaurantbesuche auch mit mehr als zehn Personen stehe grundsätzlich nichts im Wege.
Die Kontrollpflicht (es gilt 2G- plus) sei der Grund dafür, warum in NRW im Vergleich zu privaten Feiern zuhause auf Kontaktbeschränkungen in der Gastronomie verzichtet werde.
„Tanzveranstaltungen sind aber verboten, auch der Betrieb von Clubs und Diskotheken“, so ein Dehoga-Sprecher.
Derzeit kostet Tabrizi seine Gastronomie Geld. Auch die staatlichen Coronahilfen seien hierfür kein wirklicher Ausgleich. Was den 50-Jährigen mürbe macht, ist die fehlende Perspektive. „Ich sehe kein Licht am Ende des Tunnels.“ Er sei seit fast 20 Jahren Gastgeber und habe zum Glück keine Schulden. „Ich bin Gastronom mit Herz und Seele, aber es muss auch alles Sinn machen.“