Witten. Seit Januar gilt in der Gastronomie wieder die volle Mehrwertsteuer. Werden Schnitzel und Pommes jetzt unbezahlbar? Das sagen die Wittener Wirte.
Seit dem ersten Januar gilt für die Wittener Gastronomen wieder die volle Mehrwertsteuer. Während der Coronapandemie wurde sie gesenkt und blieb lange auf einem niedrigen Niveau. Damit ist jetzt Schluss. Werden Schnitzel, Pommes und Co. jetzt deutlich teurer? Das sagen die Gastronomen.
Heinz Bruns, Chef des Restaurants Haus Kemnade und Vize-Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Westfalen blickt kritisch auf die Mehrwertsteueranpassung. Über fünf Prozent der Gastronomen in Deutschland könnten in diesem Jahr ihren Betrieb schließen, das habe eine Erhebung der Dehoga ergeben. Bruns rechnet jedoch mit mehr Schließungen. „Die Ein-Euro-Läden haben es in den Innenstädten vorgemacht. Vielleicht gibt es hier bald gar keine Restaurants mehr, sondern nur noch günstige Imbisse.“ Im Haus Kemnade werde man die Preise anpassen: Für das Gänseessen etwa werde er in diesem Jahr wohl 40 statt der bisherigen 35 Euro berechnen müssen, so Bruns.
Wittener hatte noch keine Gäste im Januar
Doch höhere Preise haben Folgen: Seit dem Jahreswechsel bleiben in der Stockumer Pfeffermühle die Kunden aus. „Ich habe schon seit drei Tagen nichts zu tun“, klagt Betreiber Damir Santek. Er schlug bereits im August Alarm und klagte über Kundenschwund. Anfang Dezember habe er auf die Inflation und die anstehende Mehrwertsteueranpassung reagieren müssen. Seitdem zahlen seine Gäste höhere Preise. Die Reaktionen seiner Gäste fielen unterschiedlich aus, doch die meisten hätten Verständnis, versichert der Gastronom.
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Doch so wenig zu tun, wie in diesem Januar, hatte er noch nie. Der Januar ist in der Gastronomie traditionell ein umsatzschwacher Monat, doch die Situation in diesem Jahr sei besonders angespannt. „Vielleicht kommen wieder mehr Gäste, wenn alle Rechnungen bezahlt sind“, hofft er.
Stabile Preise im Andrés 1726
Im Restaurant Andrés 1726 in Herbede sieht die Welt ganz anders aus. Hier sind die Preise trotz Pandemie, Inflation und Mehrwertsteueranpassung stabil geblieben. Damit das aufgeht, schmeißt Besitzer André Vordenbäumen den Küchenbetrieb in Eigenregie. Denn seit der Pandemie hat er kein Küchenpersonal mehr.
„Meine Steakpreise liegen schon zwischen 30 und 45 Euro, da kann ich nicht mehr viel machen“, sagt er. „Die gehobene Gastronomie hat ihre Preise. Die Leute wissen das und wir müssen abliefern.“ Lediglich die Getränkepreise werde er anziehen müssen, um auf gestiegene Einkaufspreise reagieren zu können. Ausgenommen bleibt das Glas Wasser.
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Die Preise anpassen will auch Farhad Tabrizi. Er betreibt das Restaurant Mondo am Saalbau. Noch ist alles beim Alten, aber das wird nicht so bleiben. Das heiße jedoch nicht, dass jedes Gericht auf der Karte zwölf Prozent teurer werde, versichert er. „Wir werden eine Mischkalkulation machen.“ Das bedeutet, dass insbesondere die Gerichte im unteren Preissegment teurer werden können. „Auf hochpreisigen Gerichten ist die Marge nicht so hoch, da haben wir wenig Spielraum“, sagt er.
Das ändert sich im Mondo
Zu einer „Preisexplosion“ soll es im Mondo nicht kommen. „Bevor ich für ein Lachsfilet den Preis verdoppele, nehme ich es lieber von der Karte“, so Tabrizi. Er klagt, dass die Mehrwertsteueranpassung allerdings nicht die einzige Herausforderung sei, der sich Restaurants im neuen Jahr stellen müssen. Neben dem Mindestlohn für Angestellte seien unter anderem auch die Liefergebühren für Lebensmittel angestiegen - Grund sind höhere Mautgebühren, die die Spediteure an die Restaurantbetreiber weiterreichen.
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Unter diesen Bedingungen werde es immer schwieriger, Veranstaltungen zu planen, sagt der Mondo-Wirt. „Denn sobald ich einem Gast ein Angebot schreibe, ist das bindend.“ Verändern sich in der Zeit zwischen Buchung und Feier die Einkaufspreise, könne das „schon richtig weh tun“.
Schon das Weihnachtsgeschäft lief schlechter
Auch Karsten Laux, Betreiber des Jever Krog, setzt auf eine Mischkalkulation. „Viele Sachen bleiben gleich, aber der Schnitzelpreis wird um einen Euro erhöht.“ Er rechnet damit, dass seine Stammkunden dafür zwar Verständnis haben, im Zweifelsfall jedoch auch seltener kommen werden. Bereits im vergangenen Jahr hatte er einen Rückgang bemerkt. „Es ist nicht mehr das, was wir mal hatten, auch das Weihnachtsgeschäft war schlechter als in den vergangenen Jahren.“
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