Witten. Früher Schwimmbad, bald schicke Tagespflege: Die Boecker-Stiftung erweitert ab Mai ihr Angebot - mit einem besonderen Schwerpunkt.
Wer am Seniorenzentrum der Boecker-Stiftung in Witten vorbeigeht, kann schon einen Blick in den schicken Wintergarten werfen, der zur neuen Tagespflege an der Breite Straße gegenüber von Kaufland gehört. Draußen sind Bauarbeiter noch damit beschäftigt, den Eingang fertigzustellen. Mitte Mai sollen bereits die ersten Gäste einziehen. Sie dürfen sich auf ein exklusives Ambiente freuen.
Zehn Tage Regen haben den Bau etwas verzögert. „Uns ist sogar der Bagger abgerutscht, aber alles wird pünktlich fertig“, sagt Stefan Gropengießer-Aßmann, der das Haus seit 1. Juni leitet. Der 43-Jährige ist Wittener, hat aber noch nie in der Ruhrstadt gearbeitet. Für ihn schließt sich damit jetzt der Kreis. „Ich bin auf dem Weg zur Breddeschule früher immer mit meiner Mama hier langgelaufen“, erinnert er sich. Da gab es noch nicht so viele Altenheime in der Stadt. Und vermutlich auch keine Tagespflegen.
Neue Tagespflege in Witten kostet eine Million Euro
Die Boecker-Stiftung will damit das Angebot für ältere Menschen in Witten im Sinne des Stifterehepaars erweitern. Die Textilkaufleute Emilie und Gregor Boecker hatten sie 1970 mit dem Ziel gegründet, ihren Nachlass zum Wohl anderer einzusetzen. Kurzzeitpflege, Langzeitpflege, Seniorenwohnungen, Demenz-WG: Alles schon in den beiden Häusern an der Breite Straße und am Voß‘schen Garten vorhanden. „Die Tagespflege fehlte noch im Bereich unserer teilstationären Versorgung“, so Gropengießer-Aßmann.
Die habe man sich richtig was kosten lassen. „Wir wollten uns abheben und den hohen Erwartungen gerecht werden, die mit dem Namen Boecker verbunden sind“, sagt der Geschäftsführer. Mit über einer Million Euro Investition scheint das zumindest schon mal rein optisch gelungen.
Im ehemaligen Schwimmbad
Auf rund 280 m² kümmert sich ein sechsköpfiges Mitarbeiterinnen-Team unter der Leitung von Relana Bernsmann (33) um maximal 15 Gäste. Obwohl sich die Tagespflege im Tiefparterre im Bereich des ehemaligen Schwimmbads befinden, wirkt alles hell und freundlich. Viel Glas sorgt für Durchblick. Eine Innenarchitektin hat den Räumen das gewisse Etwas verliehen: Terrakotta, Apricot, Lindgrün - warme Farben überwiegen.
Es gibt ein kleines Wohnzimmer und einen Ruheraum mit Multifunktionssesseln, in dem auch die Zeitungsrunde oder der Sitzkreis stattfinden können. Dreh- und Angelpunkt ist der Küchen- und Aufenthaltsbereich. An der Wand hängt ein riesiges Bild, eigentlich ein TV-Gerät. Loderndes Kaminfeuer, Fußballübertragung oder Konsolenspiel - alles ist möglich.
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„Gemeinschaft ist wichtig“, sagt der Altenheim-Chef. Das gilt auch für den freistehenden Küchenblock mit abgesenkter Nische, an dem Rollstuhlfahrer Gemüse schnippeln oder Teig rühren können. Ansonsten kommt das Mittagessen aber hier - wie im ganzen Haus - vom eigenen BistroB und nicht von einem Fremdanbieter.
„Außerdem haben wir uns einen Wintergarten gegönnt“, sagt Stefan Gropengießer-Aßmann. Von dort aus kann man in den Himmel blicken. Davor entsteht eine große Terrasse. Wem es hier im Sommer zu warm ist, der findet Abkühlung im Inneren. „Wir sind die einzige vollklimatisierte Tagespflege.“ An richtig heißen Tagen dürfen sich hier auch Bewohner des Seniorenheims „hinretten“, die sonst im dritten Stock bei 36 Grad schmoren würden.
Boecker-Stiftung legt Fokus auf die Körperpflege
Dann ist da noch das große Pflegebad. Gropengießer-Aßmann: „Wir wollen einen starken Fokus auf die Körperpflege legen.“ Dass man die angesichts des Rückgangs ambulanter Pflegedienste nicht unterschätzen dürfe, weiß er von seinem 81-jährigen Vater.
Der lebt trotz Pflegegrad 4 in Witten in einer Altbauwohnung ohne umgebautes Bad - und geht zum Duschen in eine Tagespflege. Auf sein Anraten hin gibt es im neuen Bad zum Beispiel keinen freistehenden Stuhl, sondern einen an der Wand befestigten Klappsitz. „Der kann nicht verrutschen und gibt noch mehr Sicherheit.“
Wer nun Sorge hat, sich all das nicht leisten zu können: „Unsere Tagespflege wird nicht exklusiv teuer“, verspricht Stefan Gropengießer-Aßmann. Sie soll für Otto-Normalverbraucher, für die Wittener Bevölkerung erschwinglich sein - auch dies im Sinne der Stifter.
Besichtigung der Tagespflege
Die Boecker-Stiftung lädt am Freitag, 3. Mai, ab 15 Uhr zur feierlichen Eröffnung der neuen Tagespflege an der Breite Straße 30 ein. Bis 18 Uhr können alle Interessierten die Räumlichkeiten besichtigen. Es gibt auch Getränke und Häppchen.
Laut städtischem Seniorenbüro gibt es damit nun fünf Tagespflegeanbieter in Witten: Neben der Boecker-Stiftung sind das Chelonia in Heven, die Familien- und Krankenpflege (Wullener Feld, Mühlengraben), die Feierabendhäuser (Pferdebachstraße) und die Ev. Stiftung Volmarstein (Wiesenviertel).
Die Boecker-Stiftung plant weitere Investitionen in ihre Standorte, etwa im Bereich IT und Hitzeschutz.