Witten. Die Wittenerin Wiebke Rieck hübscht Immobilien auf, die zum Verkauf stehen. So sollen sie schneller einen Käufer finden und mehr Geld einbringen.

Im Bad hängen Handtücher, Kerzen stehen auf dem Fensterbrett, kunstvoll zusammengeschnürte Seifen liegen auf dem Waschbecken, daneben steht die Zahnbürste in einem schicken Becher aus glänzendem Metall. Auch die restlichen Räume der rund 66 Quadratmeter großen Wohnung sind mit eben so viel Liebe zum Detail dekoriert. Nur eines fehlt in der Zwei-Zimmer-Wohnung in Witten-Stockum: Bewohner.

Denn die Eigentumswohnung am Helfkamp stand bis vor Kurzem zum Verkauf. Dass sie trotzdem so bewohnt wirkt, liegt an Wiebke Rieck. Die Wittenerin betreibt „Home Staging“. Sie putzt zum Verkauf stehende Immobilien heraus, richtet sie so ein, dass die Räume möglichst ansprechend für mögliche Kunden aussehen.

Da Schlafzimmer am Helfkamp.  
Das Schlafzimmer nachher.
Da Schlafzimmer am Helfkamp.   © - Rieck

Das Potenzial einer Wohnung ausschöpfen

„Man kann mit ein paar Deko-Artikeln das Potenzial einer Wohnung zeigen“, sagt die Innenarchitektin. Ihr Vorgehen beschreibt sie dabei so: „Es gibt in jeder Wohnung ein paar Stilmerkmale. Diese greife ich in der Einrichtung und Dekoration auf.“ Hergerichtet wird die Immobilie dann nach Absprache mit dem Makler auf eine Zielgruppe hin. Im Falle der Wohnung in Stockum sollte ein eher jüngeres Publikum angesprochen werden. „Wegen der Nähe zur Uni.“

Das Wohnzimmer  
Das Wohnzimmer nach dem Home Staging
Das Wohnzimmer   © Rieck

Die ehemals altbackenen Tapeten mit rosa Blümchenmuster wurden teils weiß, teils grau überstrichen. Die Möbel und Deko-Artikel wie Lampen, Vasen und Spiegel sind im Industrie-Stil gehalten, eine Mischung aus Metall und Holz. Sehr reduziert, sehr schick. „Die Kunden sollen sich direkt wohl fühlen, wenn sie die Wohnung betreten“, sagt Rieck. Denn schließlich kaufe man zwar mit dem Geldbeutel, entscheide aber oft aus dem Bauch heraus. Und ein leerer Raum wirke oft kleiner als einer mit Möbeln darin. „Weil man dann keine Größenvorstellung hat“, weiß die 48-Jährige.

Makler können mit aufgehübschten Immobilien höhere Preise erzielen

Seit zehn Jahren hübscht Rieck Häuser und Wohnungen auf. Genauso lange arbeitet sie auch schon mit der Wittener Maklerin Bettina Hartmann zusammen. „Jede Immobilie hat eine bestimmte Spannweite beim Verkaufspreis. Mit Home Staging erreichen wir meist das obere Ende“, sagt Hartmann. Auch verkaufen sich dekorierte Wohnungen und Häuser nach Erfahrung der 43-Jährigen einfach schneller.

Das Bad am Helfkamp Witten     
Das Bad danach.
Das Bad am Helfkamp Witten     © - Rieck

So hat die Immobilienmaklerin etwa ein Haus am Rüdinghauser Berg in die Vermarktung genommen, das zuvor bereits drei Jahre auf dem Markt war, ohne einen Käufer zu finden. Nachdem Rieck sich darin ausgetobt hatte, war nach fünf Wochen ein Interessent gefunden. Und auch die Wohnung am Helfkamp hatte nach kürzester Zeit einen neuen Besitzer. Eine Wohnung in Heven hingegen, die Hartmann ebenfalls aktuell anbietet, steht nun seit rund drei Monaten leer. Der Eigentümer hat sich gegen Home Staging entschieden.

Möbellager in Scheune an Bochumer Stadtgrenze

Ihre Arbeits-Utensilien lagert Innenarchitektin Rieck in einer ausgebauten Scheune an der Stadtgrenze von Bochum und Witten. Auf 120 Quadratmetern stapeln sich dort Teppiche, Kissen, Stühle, Sofas und Deko-Artikel aller Art. Sieben bis zehn Immobilien kann die 48-Jährige gleichzeitig bestücken und bewohnt wirken lassen. Ihre Kunden – hauptsächlich Makler – kommen nicht nur aus Witten, sondern auch aus Bochum, Hamm und Solingen. Wer Wiebke Rieck beauftragt, der leiht ihre Möbel und Accessoires für drei Monate. „Und seit ich das mache, musste ich nur zweimal eine Verlängerung schreiben.“

Viele Unternehmen bieten Home Staging an

Wiebke Rieck verschönert auch bewohnte Immobilien. Dafür wird die Wohnung oder das Haus „entpersonalisiert“, d.h. persönliche Artikel müssen raus, die Räume erhalten möglichst einen Möbelhaus-Charakter. Kostenpunkt: 600 Euro.

In der näheren Umgebung bieten einige andere Unternehmen ebenfalls Homestaging an. Zum Beispiel „raumcouture“ in Hattingen, „Vierwinkel“ in Bochum, „Impuls“ in Hagen oder „Designs for Life“ in Schwelm.

Die Kosten für das „Home Staging“ trägt übrigens der Verkäufer. Bei leerstehenden Wohnungen beläuft sich das Honorar von Wiebke Rieck auf ein bis vier Prozent des Verkaufspreises. Je nach Aufwand. Meist fallen Maler-Arbeiten und kleinere Reparaturen an, hinzu kommt die Leihgebühr für Möbel und Dekoration. Die Wohnung am Helfkamp ging für rund 94.000 Euro an einen Investor. Der vormalige Besitzer musste dafür einen „niedrigen vierstelligen Betrag“ zahlen, wie Rieck sagt. Also zwischen 1000 und 3700 Euro.