Witten. . Im Februar oder März soll Schluss sein. Der Chef möchte nichts „bestätigen oder dementieren“. Modehaus gibt es seit über 100 Jahren in Witten. Auf frühere Besitzer geht die Boecker-Stiftung zurück

Einem weiteren Wittener Traditionsmodehaus droht das Aus. Wie von mehreren Seiten bestätigt wurde, will Boecker auf der Bahnhofstraße Ende Februar oder im März schließen.

Der Chef Jörg Witt will nichts bestätigen oder dementieren. Dafür reden andere: Ja, es stimmt, Boecker schließt, zumindest unter der jetzigen Führung. Manche wollen sogar das genaue Datum kennen: 20. Februar. Über die Gründe verlautet nichts. Witt ist 61, unter seinen Söhnen findet er keinen Nachfolger. Witts Vater soll schon Geschäftsführer gewesen sein, als der Laden noch den Boeckers gehörte.

Das 103 Jahre alte Bekleidungsgeschäft im Erdgeschoss des großen „Boecker-Hauses“ geht auf Emilie und Gregor Boecker zurück, ein Ehepaar, das sein Vermögen in die Boecker-Stiftung einbrachte. „Die kinderlosen Stifter wollten ihr Vermögen Anderen zugute kommen lassen. Dabei dachten sie an jene, die durch ihre Kaufentscheidungen dieses Vermögen letztendlich schufen — die Bürger der Stadt Witten“, heißt es auf der Internetseite der Boecker-Stiftung.

Kunden und Stiftung bedauern Schließungs-Pläne

Sie ermöglichte die Altenheime an der Breite Straße und am Voß’schen Garten mit über 40 Seniorenwohnungen und mehr als 180 Pflegeplätzen. „Wenn dieses traditionelle Modehaus schließt, tut mir das echt leid“, sagt Michael Schillberg, Geschäftsführer der Wittener Boecker-Stiftung.

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Von Jürgen Augstein

Ein Boecker-Neffe soll noch Anteile halten, das große Geschäftshaus aber Jörg Witt gehören. Es soll Pläne geben, auch das Gebäude zu veräußern. Wegen seiner Verbundenheit zu Witten können sich andere langjährige Geschäftsleute nicht vorstellen, dass Witt den Laden aufgibt, ohne einen Nachfolger gefunden zu haben. Gelingt dies, könnte hochwertige Herren- und Damenmode vielleicht doch auf der Bahnhofstraße bleiben.

Kunden reagierten am Montag überrascht und voller Bedauern. „Schade, dann haben wir ja fast nichts mehr in dieser Art in Witten“, sagte eine Dame, die mit ihrem Sohn vor den großzügigen Schaufenstern steht. Witten hatte einst große Modehäuser, etwa „Detaille“ an der Ecke Bahnhof-/Ruhrstraße oder das Modehaus Blum. Alles Geschichte. 2009 schloss dann auch noch Sinn Leffers, später Engbers und Rosenberg, der Herrenausstatter auf der Ruhrstraße. Mit Boecker verabschiedet sich eines der letzten traditionellen Modefachgeschäfte.