Witten. Statt Mathe oder Deutsch steht Spielen und Basteln auf dem Stundenplan der Wittener Breddeschule. Die OGS macht’s möglich. Doch Probleme drohen.
Sommer, Sonne, Ferienzeit. Trotzdem gibt es Kinder in Witten, die in diesen Tagen zur Schule gehen. Nein, sie büffeln dort nicht etwa für den Unterricht, sondern dürfen spielen, basteln, toben. Sogar Ausflüge stehen auf dem Programm. Ein Besuch im Offenen Ganztag ( OGS) der Breddeschule.
An diesem Vormittag halten sie sich erst mal drinnen auf. Destiny (7), Hamza (7) und Sascha (8) sitzen am Tisch mit dem pinkfarbenen Wachstuch. Vor sich Dutzende Eierkartons, eine Kiste mit bunten Farben und allerlei anderem Bastelmaterial. Die drei Jungs schnippeln und pinseln. Kleine Tiere entstehen aus der Pappe: Marienkäfer, Schildkröten, Raupen. Lennart will lieber ein Fensterbild gestalten. Eine schöne Blume entsteht gerade. Ob er sie mit nach Hause nimmt oder hier an die Scheibe klebt, entscheidet der Achtjährige später.
Wittener Kinder genießen die kleinen Gruppen in der OGS-Ferienbetreuung
23 Kinder sind in den Ferien zur Betreuung in der Breddeschule angemeldet. Gekommen sind heute noch ein paar weniger von den sonst insgesamt 75, die in Schulzeiten durch die Räume toben. Das ist jetzt der pure Luxus. „Fast wie Urlaub“, sagt Betreuerin Carolyn Wiehl (49). Auch die Kinder würden es sehr genießen, in kleineren Gruppen zu spielen. Die OGS-Ferienbetreuung findet komplett in der oberen Etage im Haus der Jugend an der Nordstraße statt. Sonst seien dafür noch zwei Mehrzweckräume in der Grundschule vorgesehen.
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Wie es werden soll, wenn 2026 der Rechtsanspruch auf einen OGS-Platz auch in Witten gilt, vermag Carolyn Wiehl jetzt noch nicht zu sagen. „Ich halte es für sinnvoll, dass jeder die Möglichkeit hat. Aber es muss ja alles komplett umgestellt werden.“ Man habe jetzt schon nicht genug Platz und Personal für weitere Kinder. „Viele stehen auf der Warteliste.“ Aktuell gehören sechs Mitarbeitende zum Team, plus einer Küchenkraft. Im neuen Schuljahr komme eine Ergänzungskraft dazu.
Breddeschule wartet auf neue Mensa
Räumlich, sagt Wiehl, müsse sich deutlich was tun. Vor allem beim Mittagessen behelfe man sich jetzt schon provisorisch. „Früher fand das in den Räumen der Boecker-Stiftung statt. Seit Corona geht das nicht mehr.“ Nun warte die Breddeschule darauf, dass auf dem Gelände ein neues Gebäude für eine Mensa gebaut wird. Das sei die Voraussetzung dafür, in Zukunft überhaupt weitere Kinder aufnehmen und versorgen zu können.
Doch jetzt genießen sie erst mal diese Sommerferien mit vielen Kreativangeboten. Bemalte Blumentöpfe zieren bereits die Fensterbank und sollen demnächst noch bepflanzt werden. Natürlich geht’s auch oft an die frische Luft. Bei der Hitze bauen die Mitarbeiterinnen draußen Planschbecken auf. Neulich waren sie in der Eisdiele und am Hammerteich. Auch den neuen Spielplatz auf dem Hohenstein haben sie schon ausprobiert. „Das war schön“, sagt Mia (7), die bald in die dritte Klasse kommt. Viele Kinder würden das Ausflugsziel vorher gar nicht kennen, sagt Carolyn Wiehl.
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Morgens um acht geht es normalerweise mit der Betreuung los. Gegen neun wird gefrühstückt, um zwölf zu Mittag gegessen. Heute gibt’s Hühnerfrikassee mit Reis – geliefert vom Bistro Kantinetti in Annen. Demnächst wollen sie noch selbst Waffeln backen und Minigolf spielen gehen. Doch der Tag ist nicht immer komplett durchgetaktet. Es bleibt auch viel Raum für freies Spielen.
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Ende dieser Woche ist Schluss mit der Betreuung in der Breddeschule. Wiehl: „Wir haben die erste Hälfte der Sommerferien geöffnet. Bei der Pferdebachschule ist es genau anders herum.“ Eltern, die weitere Betreuung benötigen, konnten ihr Kind auch dort anmelden – und umgekehrt.
Lennart ist dann nicht mehr dabei. Er fliegt eine Woche nach Ägypten. „Darauf freue ich mich schon“, sagt der Achtjährige. Und aufs Übernachten im Campinghaus der Familie, dass nicht weit weg an der Ruhr steht.