Witten. Maik Voswinkel (44) verstärkt bald das Team des Kindertrauerzentrums in Witten. Der zweifache Vater ist vor allem in Bommern kein Unbekannter.
Das Kindertrauerzentrum des Vereins „traurig-mutig-stark“ an der Lutherstraße in Witten hat einen neuen Mann im Team. Maik Voswinkel wird im kommenden Jahr sechs Workshops anbieten. Der 44-jährige Sozialpädagoge aus Bommern hat sich dafür echt coole Themen ausgedacht. Mit den Sechs- bis Zwölfjährigen will er Nistkästen bauen, einen Schatz suchen, auf der Ruhr paddeln, einen Film mit Lego-Figuren drehen, Experimente wagen und Weihnachtskekse backen.
Der Verein wolle damit das bestehende Angebot der Kindertrauerbegleitung ergänzen. „In die Gruppen kommen viele regelmäßig. Wir haben sogar einen Jungen, der ins Ausland gezogen ist, und wegen der Trauergruppe einmal im Monat extra nach Witten reist“, sagt Geschäftsführerin und Pfarrerin Annedore Methfessel.
Wittener hat jahrelang Jugendarbeit gemacht
Wer unsicher ist oder sich vielleicht nicht traut, sofort über seine Gefühle zu sprechen, der kann sich bei den Workshops mit ähnlich Betroffenen erst mal auf ganz andere Dinge einlassen. „Falls irgendwann doch ein Gefühl raus möchte, wird natürlich auch dafür Zeit und Raum sein“, sagt Maik Voswinkel. Deshalb will er noch ein paar Ehrenamtliche in seine Arbeit einbinden, die ihm für solche Momente den Rücken freihalten. Oder selbst als Ansprechpartnerinnen oder -partner zur Verfügung stehen. „Ich bin ein Mann“, sagt Voswinkel, „vielleicht will nicht jedes Mädchen was bei mir abladen“.
Erfahrung mit Kindern hat der Vater zweier Söhne jedenfalls zur Genüge. Der Diplom-Sozialarbeiter und Sozialpädagoge mit spezieller Weiterbildung in Seelsorge war 13 Jahre lang in der Jugendarbeit der evangelischen Kirche in Hattingen tätig, hat aber auch die Jugendarbeit in der Christuskirche und in der Pop-Akademie aufgebaut. Inzwischen arbeitet Voswinkel als sozialpädagogische Fachkraft an der Brenschenschule in Bommern.
Unterstützung für Lehrkräfte
Dort unterstützt er die Lehrkräfte in den ersten beiden Klassen da, wo es nötig ist. „Mein Hauptaugenmerk liegt darauf, den Kindern einen guten und sanften Schulstart zu ermöglichen, so dass sie sich wohlfühlen bei uns.“ Voswinkel bindet Schleifen oder schlichtet Streit. „Je nach Situation bin ich kleiner Sheriff, Polizist oder Vater.“ Oder einfach Hilfslehrer, wie es ein Kind mal ausgedrückt habe.
Vom Lego-Movie bis zur Kanutour
Das Kindertrauerzentrum an der Lutherstraße 6 bietet im nächsten Jahr sechs Workshops an. Jeweils zehn Kinder können teilnehmen.
Am 23. Februar wird ein Lego-Movie gedreht (15-18 Uhr), am 27. April werden Fledermaus-Nistkästen gebaut (13-16.30 Uhr), am 21. Juni gibt’s eine Geocaching-Tour (15-18.30 Uhr), am 24. August eine Kanutour (13-18 Uhr), am 4. Oktober wird experimentiert (15-18.30 Uhr) und am 7. Dezember werden Weihnachtskekse gebacken (13-17 Uhr).
Der Verein wird Anfang des Jahres auch alle Grundschulen über diese Angebote informieren. Weitere Details finden Interessierte unter www.traurig-mutig-stark.de
Seit er selbst Nachwuchs hat, traue er sich „die Klientel Kind“ einmal mehr zu. Die Anfrage des Vereins für Trauerarbeit kam dennoch überraschend, „aber genau richtig“. Maik Voswinkel freut sich – über die Schule hinaus – Kinder in besonderen Situationen begleiten zu dürfen. „Die Kinder stehen ja mit ihrer Welt, die plötzlich in Scherben liegt, oft ganz alleine da.“ Ähnliche Situationen, in denen junge Menschen einen nahen Angehörigen verloren haben, habe er auch schon bei Jugendfreizeiten oder in der Grundschule erlebt. Und nicht zuletzt in der eigenen Familie.
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Wem er irgendwie bekannt vorkommt: Maik Voswinkel trägt den Namen seiner Frau und ist der Schwiegersohn des im September 2015 verstorbenen, ehemaligen Superintendenten Ernst Voswinkel. Als der Opa starb, war sein Ältester gerade drei Jahre alt. Natürlich seien Tod und Sterben zu Hause kein Tabu, so Maik Voswinkel.
Geht es darum, wo der Verstorbene nach dem Tod wohl ist, dann frage er zunächst: „Wie stellst du dir das vor?“ Oft laute die Antwort tatsächlich: „Im Himmel.“ Voswinkel: „Auch ich glaube, dass es irgendwo einen Ort gibt, an dem man sich wiedertrifft.“ Zeichne sich ein Abschied ab, dann sei es wichtig, entsprechend damit zu leben – zum Beispiel die alten und kranken Großeltern häufiger zu besuchen.
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Wie gesagt, Maik Voswinkel wird für all das in den Workshops offen sein. Doch vor allem geht es darum, dass die Kinder Spannendes erleben. Einen Nistkasten hat der 44-Jährige übrigens selbst noch nicht gebaut, ist aber optimistisch, dass es klappt. Denn Voswinkel ist von Haus aus Gas- und Wasserinstallateur – quasi eine Familientradition. „Doch nach meiner Zivi-Zeit beim CVJM habe ich gemerkt, ich will was Soziales machen.“