Witten. Er war ein Redner vorm Herrn und trotz seiner Wortgewalt immer Mensch: Kirchenkreis und Creative Kirche trauern um Ex-Superintendent Ernst Voswinkel.

Ernst Voswinkel ist tot. Der ehemalige Superintendent des Kirchenkreises Hattingen-Witten ist bereits am Samstag gestorben. Er wurde 69 Jahre alt.

Geboren im Sauerland, kam Ernst Voswinkel 1978 nach Hattingen. Zehn Jahre lang war er Pfarrer in der ev. Gemeinde Bredenscheid-Stüter. Dann, mit 42 Jahren, stieg er zum jüngsten Superintendenten des Kirchenkreises auf. Und blieb dies bis zu seinem vorzeitigen Ruhestand im Jahr 2006. Voswinkel hatte einen engen Bezug zu Witten.

Gründungsvater der Creativen Kirche

Er gilt als Gründungsvater der „Creativen Kirche“. „Seine Predigten bei ,Himmelwärts’ erlebten viele Menschen als Liebeserklärung Gottes, Kurskorrektur, als sich plötzlich auftuende tröstende Hände, als Bußruf, Gewitter, Kabarett und als ein Gedicht“, schreibt der Vorstand des Kuratoriums der Stiftung Creative Kirche in einem bewegenden Nachruf. Und: „Wir vertrauen darauf, das er nun sehen darf, was er so begeisternd und überzeugend verkündet hat.“

Sein Leben lang hat Voswinkel Geschichten erzählt. Selbst über die Zeit, als sein Leben auf der Kippe stand. 2006 war das. Da hatte er einen schweren Herzinfarkt. Auf keinen Fall wollte der Superintendent damals in eine kirchliche Klinik im Kirchenkreis, wo ihn jeder kennt. In einem anderen Krankenhaus fragte ihn dann ein Arzt nach seinem Beruf. Pfarrer, sagte er. Dann können Sie ja nicht stressbedingt krank sein, meinte der Mediziner.

Betriebsbedingte Kündigungen machten ihn krank

Genau das aber war Ernst Voswinkel. Für mehr als 400 der seinerzeit 1800 Mitarbeiter des Kirchenkreises hatte der Superintendent in den Jahren zuvor betriebsbedingte Kündigungen schreiben müssen. „Das hat mein Herz kaputt gemacht“, sagte Ernst Voswinkel. Er gab sein Amt auf. Nicht aber den Kontakt zur Kirche. Wobei er mit dem Spruch „Die Kirche ist sein Leben“ nichts anfangen konnte. „Auf den Glauben kommt es an, nicht auf ein Gebilde“, sagte er bei seinem letzten Besuch.

In seiner Kirche vermisste Voswinkel, für den am Samstag (12.9.) um 15 Uhr eine Trauerfeier in der Johanniskirche stattfindet, das Streitbare, das Politische. Er predigte die populäre Kirche. Gern mit deutlichen Worten. Wenn es sein musste auch zornig. Seine Stimme wird fehlen. Ulrich Laibacher, Jürgen Augstein