Witten. Jetzt soll es bald losgehen mit den Fahrten der Muttenthalbahn. Doch die Tore von Zeche Nachtigall bleiben für den Wittener Zug weiterhin dicht.
Endlich ist es so weit: Am kommenden Sonntag (7.5.) startet die Muttenthalbahn in die neue Saison. Dann werden Besucher wieder eine Runde mit dem historischen Museumszug drehen können. Allerdings: Der Ausstieg an der Zeche Nachtigall wird auch in diesem Sommer nicht möglich sein.
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Eigentlich war das Industriemuseum der traditionelle Haltepunkt der Bahn. Sie pendelte zwischen dem großen Parkplatz an der Nachtigallstraße und der Zeche hin und her. Doch seit Anfang 2022 darf die Muttenthalbahn mit ihren Fahrgästen nicht mehr auf das Gelände der Zeche Nachtigall fahren. Der Vertrag über den Fahrbetrieb wurde gekündigt.
Hintergrund war offenkundig ein Streit zwischen dem Bahnbetreiber, der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Muttenthalbahn, und der Zeche Nachtigall. Offiziell war als Begründung im Kündigungsschreiben des Landschaftsverbandes Westfalen (LWL) damals von einer „konzeptionellen Weiterentwicklung“ des Museums die Rede.
Wittener Arge-Chef war eigentlich guten Mutes
Dennoch war der Arge-Vorsitzende Hannsjörg Frank guten Mutes, dass es in diesem Jahr wieder etwas werden könnte mit der Durchfahrt durch das geöffnete Museumstor. Er setzte große Hoffnung in Gespräche mit Gerben N. Bergstra, dem neuen Chef der Zeche Nachtigall, der seit rund acht Monaten im Amt ist. Doch nun winkt Frank ab.
„Leider haben wir auch weiterhin keine Einfahrerlaubnis vorliegen, so dass es nur in den Wald bis vor das Gleistor geht und wieder zurück.“ Aussteigen sei nicht möglich. Denn es gebe dort keinen Weg zur Nachtigallstraße, nur Brombeersträucher. Außerdem handele es sich um ein Landschaftsschutzgebiet.
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Die Verhandlungen mit Bergstra sind aus Franks Sicht unbefriedigend verlaufen. Nur für drei Tage habe das Industriemuseum der Arge die Einfahrt erlauben wollen, sagt er, den Terminen, an denen das Museum freien Eintritt hat. Das sei zu wenig, meint er. „Zumal wir an dem dritten Termin, dem Museumstag, gar keinen Fahrbetrieb haben.“ Außerdem gebe es Unstimmigkeiten über drei Parkplätze vor der Zeche, die die Arge mit Flatterband abgesperrt hat, und auch darüber, wie die Fahrgäste vom Haltepunkt Museum zum Ein- oder Ausgang des Museums geleitet werden können.
Nachtigall-Leiter zeigt sich von Absage überrascht
Der neue Nachtigall-Chef zeigt sich am Mittwoch überrascht von der entschiedenen Absage der Muttenthalbahner. „Ich dachte, wir waren in einem konstruktiven Gespräch und auf einem guten Weg“, betont Bergstra auf Nachfrage. Nicht drei, sondern sechs Einfahrtstage habe das Museum der Arge angeboten, sagt er, einschließlich dem Muttentalfest Anfang April, an dem die Bahn nicht gefahren ist, weil mehrere Mitarbeiter krank waren. Diese sechs Tage seien als Anfang gedacht gewesen, über das genaue Vorgehen hätte man sich einigen können. „Und langfristig wäre auch eine Erweiterung der Kooperation möglich gewesen.“
Immer am ersten Sonntag im Monat
So sieht der Fahrplan der Arge Muttenthalbahn in dieser Saison aus: Der Museumszug fährt ab dem 7. Mai immer am ersten Sonntag im Monat stündlich von 11 bis 17 Uhr. Start ist am großen Parkplatz an der Muttentalstraße. Das Café Theresia ist bis 18 Uhr geöffnet, dort werden Getränke sowie Waffeln und Würstchen angeboten. Auch die Museumsräume können dann besichtigt werden.
Möglicherweise wird die Bahn auch am WDR-Türöffnertag der Maus am 3. Oktober fahren. Weitere Aktivitäten sind zunächst nicht geplant, die Arge will erst abwarten, wie stark Bahn und Café genutzt werden.
Bergstra versichert, die Museumsbahn sei ein absoluter Gewinn fürs Muttental. Und auch für das Westfälische Industriemuseum. Mit ihr könnten etwa Besucher mit Mobilitätseinschränkung die Zeche Nachtigall bequem erreichen. „Es wäre toll, wenn wir eine gute Zusammenarbeit hinbekommen könnten, davon würden wir beide profitieren“, so der neue Museumschef. Er ist noch immer zuversichtlich, dass es gelingen könnte: „Wir arbeiten dran.“ Mit Erfolg?
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Hannsjörg Frank lässt daran zumindest Zweifel aufkommen. Er will sich den Schwarzen Peter nicht zuschieben lassen und beharrt darauf, dass stets von drei Tagen die Rede gewesen sei. Die Vorgeschichte zu vergessen, so wie Bergstra es vorgeschlagen habe, sei mit ihm nicht machbar. Dazu sei einfach zu viel in der Vergangenheit vorgefallen. Er bleibt daher bislang bei seiner Absage – selbst wenn mit dem fehlenden Ticketverkauf die größte Einnahmequelle für die Arge wegfällt. „Wir kämpfen derzeit ums nackte Überleben.“