Witten. Im Wittener Hammertal sollen Parkplätze einem Radfahrstreifen weichen. Der ist noch gar nicht da, doch Anwohnern ist schon bange um ihr Dorf.
Noch gar nicht vorhanden, sorgt ein geplanter Schutzstreifen für Radfahrer in der Straße „Im Hammertal“ in Witten-Buchholz schon für Ärger. Das Problem: Dadurch würden Parkplätze wegfallen. Anwohner und Gewerbetreibende sorgen sich jetzt um die Zukunft ihres Dorfes.
Die Stadt Witten plant den Schutzstreifen auf 200 Metern Länge in Fahrtrichtung Sprockhövel, vor den Parkbuchten in Höhe der Fleischerei Wohlfahrt. „Aktuell werden dort die Fahrräder ohne Sicherheitsabstand an den schräg parkenden Autos entlanggeführt“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Das führe beim Ausparken immer wieder zu gefährlichen Situationen. „Deshalb hat uns die Polizei aufgefordert, den Bereich ordnungsgemäß zu markieren. Stand heute ist das nämlich gar nicht der Fall.“
Laut Stadt Witten fallen acht Stellplätze weg
Das bedeutet, dass die Stadt zwischen dem bereits vorhandenen Radweg und dem Parkplatz einen zusätzlichen Sicherheitstrennstreifen einziehen muss. Der Radweg rückt damit weiter in die Fahrbahn, auch die Spuren für die Autofahrer verschieben sich. Um ausreichend breite Kfz-Spuren und den Fahrradschutzstreifen zu gewährleisten, müssen die Parkplätze vor den Hausnummern gegenüber von „Haus Hammerthal“ entfallen. Laut Stadt handelt es sich um acht der insgesamt 26 Stellplätze.
Und genau hier geht das Problem los. „Wenn das passiert, haben Anwohner und auch Geschäftstreibende nicht mehr genügend Stellplätze“, sagt Annegret Wolff, die seit 65 Jahren in der Straße wohnt. In der Umgebung befindet sich neben der Gaststätte „Haus Hammerthal“ und der Fleischerei unter anderem auch eine Fußpflege. „Die Leute, die dort hingehen, sind meist älter und parken direkt davor, weil sie schlecht zu Fuß sind. Wir brauchen diese Parkplätze“, sagt die 68-Jährige.
Zudem würden Anwohner in Buchholz dann abends ihr Auto nicht mehr abstellen können. „Fallen die Parkplätze weg, stirbt das Dorf“, sagt Wolff. Viele der Läden lebten von Laufkundschaft. „Die Leute halten kurz an und kaufen ein. Wenn sie nirgendwo mehr halten können, kommt auch niemand mehr. Das bedroht hier alle Existenzen.“
Anwohnerin startet Unterschriftenaktion
Annegret Wolff hat deshalb mit weiteren Anwohnern eine Interessengemeinschaft gegründet. Außerdem werden Unterschriften zum Erhalt der Stellplätze gesammelt. Zumal ihrer Meinung nach gar nicht viele Radfahrer durch die Straße fahren. Und: „Ich habe hier in der ganzen Zeit nicht einen Unfall miterlebt.“
Der Stadt sind die Probleme bekannt. „An der Stelle Im Hammertal treffen zwei sehr verständliche Anliegen aufeinander. Anwohnerinnen und Anwohner sowie Gewerbetreibende wünschen sich Parkplätze. Radfahrerinnen und Radfahrer wünschen sich sichere Wege“, sagt Stadtsprecher Jörg Schäfer. Als Kommune stehe man dazwischen und müssen sich um eine tragfähige Lösung bemühen, die beide Seiten berücksichtige, aber auch die Straßenverkehrsordnung in den Blick nehme.
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Dabei sei auch das Thema „Parken“ berücksichtigt worden, betont Schäfer. Bei mehreren Vor-Ort-Terminen habe man immer wieder freie Stellplätze vorgefunden, die Auslastung liege offenbar nicht bei 100 Prozent. „Zukünftig soll im Sinne der Geschäftsleute ein Teil der Stellplätze mittels einer Parkscheibenregelung zeitlich begrenzt nutzbar sein, so dass für die Kundschaft freie Stellplätze zur Verfügung stehen“ sagt Schäfer.
Das Thema soll in der nächsten Sitzung der Verkehrsausschusses am 28. August noch einmal diskutiert werden. Dann werden sicher auch Annegret Wolff und ihre Mitstreiterin vor Ort sein. Wolff: „Ich kämpfe für die Zukunft meines Dorfes mit allem, was ich habe.“
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