Witten. Inzwischen sind offenbar alle Israelreisenden aus Witten zurückgekehrt. Wie groß die Erleichterung ist, war am Freitagabend am Bahnhof zu spüren.
Umarmungen, Tränen, Wiedersehensfreude: Rührende Szenen spielen sich am Wittener Hauptbahnhof ab, als die Reisegruppe von Pfarrer Claus Humbert und seiner Frau am Freitagabend aus Israel zurückkehrt. Damit sind nun offenbar alle oder zumindest die meisten Wittener, die sich zum Zeitpunkt des Terrorangriffs der Hamas im Nahen Osten aufhielten, nun wieder wohlbehalten in der Heimat angekommen. Jedenfalls bestätigt das der Bürgermeister.
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„Ich bin froh, hier zu sein. Das war eine Odyssee“, sagt Humbert, als er mit einem Cowboyhut auf dem Kopf gegen 17.45 Uhr aus dem Regionalexpress steigt. Eine Stunde haben dort Stadtarchivarin Martina Klina-Fruck von der deutsch-israelischen Gesellschaft, Brigitte Obenaus und ihr Mann vom Freundeskreis der Israelfahrer und Michael Sonntag auf die Rückkehrer gewartet. Sonntag (55) gehört zu jenem Teil der Gruppe, die schon morgens angekommen war. Sie hatte sich geteilt. Die einen flogen von Antalya nach München, die anderen von Istanbul.
Wittener loben deutsche Botschaft
„Wir waren vier Tage auf der Flucht“, schildert Teilnehmer Ralf Kindler (64) die Erlebnisse der letzten Tage. Wie berichtet, sollte die 24-köpfige Reisegruppe der evangelischen Kirchengemeinde Annen offiziell erst Sonntag zurückfliegen. Mit Hilfe der deutschen Botschaft gelang es, die Flüge auf ein früheres Datum zu buchen. Vom See Genezareth reiste die Gruppe nach Jordanien, wo sie von Amman aus in die Türkei und von dort weiter in die bayrische Landeshauptstadt flog. Eine lange Reise mit vielen Wartezeiten und Zwischenstationen, die nun ein glückliches Ende fand.
Anne Krüger-Kindler hat ihr Enkelkind auf dem Arm und versucht zu schildern, was sie gerade fühlt. „Erleichtert, unwirklich“, sagt sie. Auf der einen Seite sei da die Bedrohung gewesen, „auf der anderen die tollen Menschen, die wir getroffen haben“. Sie lobt den israelischen Reiseleiter vor Ort, Sharon, der sie umsichtig geführt habe. „Ich habe mich nie persönlich gefährdet gefühlt“, sagt die 64-Jährige.
Pfarrerin Sabine Maiwald-Humbert (64) hat Tränen in den Augen, als sie auf den Bahnsteig tritt. „Ich bin froh, dass wir die ganze Gruppe heil nach Hause gebracht haben“, sagt die Geistliche. Mit dem Norden habe sich die Gruppe zum Glück in einem Landesteil aufgehalten, „wo noch keine Gefahr bestand“.
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Trotzdem haben sich die Angehörigen zu Hause große Sorgen gemacht, wie Sarina Hoos (24) bestätigt, deren Schwiegermutter in spe gerade angekommen ist. Die ganze Familie holt die Eltern ab. Sohn Leon Denz (24) und Tochter Helene (2) sind natürlich auch mitgekommen. „Wir waren alle sehr erleichtert, als wir wussten, dass sie in München gelandet sind“, sagt Sarina Hoos. Schnell löst sich die Gruppe mit den Koffern vorm Bahnhof auf, um endlich nach Hause zu fahren. Bei Familie Hoos/Denz gibt’s zur Feier des Tages „Kebap von Cem“. Willkommen in Annen!