Witten. Die meisten wollen nur noch schnell weg aus Israel. Auch eine Wittener Familie sitzt im Kriegsgebiet fest. Die Heimreise wird zum Albtraum.

Alle wollen nach Hause. Doch noch immer sitzen viele Deutsche in Israel fest, darunter einige Wittenerinnen und Wittener. Die Heimreise wird teilweise zu einem echten Albtraum. Auch für die Angehörigen daheim ist das Ganze schwer zu ertragen. So bangt etwa Manuela Christoforou um ihre Familie.

„Meine Mutter Beate, ihre Cousine, deren Mann und noch eine Freundin sind derzeit in Israel und kommen nicht zurück“, sagt die 40-Jährige. Seit dem 30. September befinden sich die vier in dem Land, das von der Terrormiliz Hamas barbarisch angegriffen wurde. „Eigentlich sollten sie am vergangenen Sonntag zurückfliegen. Nach den Angriffen am Samstag ging das aber natürlich nicht mehr“, so Christoforou.

Wittenerin hat deutsche Botschaft kontaktiert

Zuletzt war ihre Familie in Jerusalem unterwegs. „Sie haben die Anschläge am Samstag mitbekommen, den Luftalarm und die Schüsse gehört und auch Raketen gesehen. Danach hat es sich zumindest in Jerusalem aber zunächst beruhigt“, sagt die Mitarbeiterin der Uni Witten/Herdecke.

Manuela Christoforou ärgert sich über das Verhalten der Bundesregierung und sorgt sich um ihre Angehörigen.
Manuela Christoforou ärgert sich über das Verhalten der Bundesregierung und sorgt sich um ihre Angehörigen. © Uni W/H

Christoforou hat von Witten aus sofort selbst versucht, zu helfen. „Ich habe die deutsche Botschaft kontaktiert und dort wurde mir gesagt, dass meine Familie sich den Flugplan anschauen und dann Flüge buchen soll, am besten von der Lufthansa.“ Das hat zunächst auch funktioniert.

Lesen Sie auch:

Am Donnerstag sollte es eigentlich von Tel Aviv Richtung Frankfurt gehen. „Der Flug wurde aber kurzfristig annulliert“, sagt die besorgte Tochter. Alternativ habe man ihnen vorgeschlagen, über Jordanien in die Türkei zu fliegen. „Es ist aber gar nicht so einfach, nach Jordanien zu kommen. Es gibt auch das Gerücht, dass die Grenze zugemacht wird. Ich bin wirklich bestürzt, dass die Bundesregierung nichts unternimmt, um die Leute aus dem Land zu holen“, so Manuela Christoforou.

Die Zustände seien für ihre Familie katastrophal, die 40-Jährige sorgt sich mit jeder Stunde mehr. Ihre Mutter und die weiteren Angehörigen haben nun zunächst für Freitag einen Flug von Tel Aviv mit Turkish Airways nach Istanbul buchen können.

Familie könnte von polnischer Staatsbürgerschaft profitieren

„Sie wollen einfach nur raus, sind schon jetzt am Flughafen und warten dort die ganze Zeit. Man weiß aber gar nicht, ob es dort wirklich sicher ist.“ Mit etwas Glück könnte die Flucht aus dem Kriegsgebiet aber auch schon früher gelingen. Alle vier haben neben der deutschen die polnische Staatsbürgerschaft. „Polen evakuiert bereits“, sagt Christoforou. Auch ihre Familie sei jetzt auf der Liste vermerkt.

„Allerdings haben wohl erst einmal die Leute Priorität, die auch in Polen leben.“ Mit ihrer Mutter hält sie regelmäßig über Whatsapp Kontakt, wenn das Internet am Flughafen denn funktioniert. „Sie sind wirklich auf sich alleine gestellt. Meine Mutter ist auch schon 65 Jahre alt. Man weiß doch gar nicht, was vor Ort zu tun ist“, so die besorgte Tochter. „Meine Familie wird komplett im Stich gelassen.“

Nach der Terrorattacke auf Israel stockt die Evakuierung der deutschen Bürgerinnen und Bürger. Das bekommen auch einige Wittener zu spüren.
Nach der Terrorattacke auf Israel stockt die Evakuierung der deutschen Bürgerinnen und Bürger. Das bekommen auch einige Wittener zu spüren. © dpa-tmn | Ilia Yefimovich

Mittlerweile hat sich auch Wittens Bürgermeister Lars König zur Lage in Israel geäußert. „Der Terrorangriff der Hamas ist brutal, menschenverachtend und in jeder Hinsicht auf das Schärfste zu verurteilen“, so das Stadtoberhaupt. „Wir sind mit unseren Herzen und Gedanken bei den Opfern, ihren Angehörigen und unseren Freunden in Israel, insbesondere in unserer Partnerstadt Lev Hasharon.“

Seit dem Wochenende sei man im regelmäßigen Austausch und froh, dass Lev Hasharon, Wittens Partnerkreis bei Tel Aviv, nicht unmittelbar Angriffsziel war. Diese Betroffenheit kann Manuela Christoforou sicher nachvollziehen, auch wenn ihr Worte jetzt nicht weiterhelfen. Sie hat nur einen Wunsch: „Ich will einfach, dass meine Familie schnell in Sicherheit gelangt.“

+++Keine Nachrichten aus Witten mehr verpassen: Hier geht’s zu unserem kostenlosen Newsletter+++