Witten. Entsetzen in Witten: Die Stadt hatte die israelische Flagge aus Solidarität gehisst. Täter rissen sie gleich zweimal ab. Die Stadtspitze reagiert.

Die Stadt hatte nach dem barbarischen Angriff der Hamas auf Israel eine israelische Flagge am Kornmarkt gehisst. Jetzt musste sie mit Entsetzen feststellen, dass die Fahne mit dem Davidstern offenbar in der Nacht zum Freitag abgerissen wurde. Von „sehr deutlich ausgelebtem Antisemitismus“, spricht die Verwaltung. Auch Bürgermeister Lars König zeigt sich empört.

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„Ich bin fassungslos über diesen Diebstahl der Flagge, die wir in Verbundenheit mit Israel und besonders unserer Partnerstadt Lev Hasharon aufgezogen haben“, erklärte König am Freitag. Die Flagge, so der Bürgermeister, „stand und steht für die tiefe Betroffenheit der Wittenerinnen und Wittener über die Terrorattacken auf Israel.“ Völlig entsetzt zeigte sich König darüber, dass die Fahne wenige Stunden, nachdem sie Freitag Mittag erneut gehisst wurde, wiederum abgerissen wurde. Der Bochumer Staatsschutz wird ermitteln.

Witten eng mit Partnerkreis Lev Hasharon verbunden

Witten fühlt sich dem Land eng verbunden. Es gibt eine langjährige Städtefreundschaft mit dem Landkreis Lev Hasharon in der Nähe von Tel Aviv. Sie besteht schon seit 40 Jahren (1983) und ging aus der noch längeren Partnerschaft mit dem Ortsteil Ein-Wered hervor. Diese wurde bereits 1979 geschlossen. Den Anfang machte der „Freundeskreis der Israelfahrer“, der Ende der 70er Jahre die ersten Jugendgruppen nach Israel schickte beziehungsweise in Witten empfing.

Alt-Bürgermeister: Noch keine Einschläge in Lev Hasharon

„Erschütternd“ nannte Alt-Bürgermeister Klaus Lohmann den Angriff auf die israelische Fahne in Witten. Als Vorsitzender der deutsch-israelischen Gesellschaft pflegt er enge Kontakte zum Partnerkreis Lev Hasharon. Dieser liege so weit im Norden, dass es dort bislang offenbar noch keine Einschläge mit Toten oder Verletzten gegeben habe.

Lohmann kann sich selbst noch gut an eine Reise vor fünf Jahren erinnern, als man auch am Gaza-Streifen gewesen sei. „In einem Kibbuz hatten wir mit einer Frau gesprochen, die selbst vom Holocaust betroffen war. Jetzt sind so viele in diesem Kibbuz ermordet worden“, sagt der Alt-Bürgermeister, der gerade erst von einer Reise nach London in die Wittener Partnerstadt Barking & Dagenham zurückgekehrt ist. Auch von dort sei er im ständigen Austausch mit den Freunden in Israel gewesen.

Junge Wittener mit Lufthansa ausgeflogen

„Unmöglich“ findet Brigitte Obenaus vom Freundeskreis der Israelfahrer das Entfernen der israelischen Flagge in Witten. Wenn sie neu gehisst wird, wünscht sie sich, dass auch die Wittener Stadtfarben und die Deutschlandfahne daneben gehängt werden. Sie hat aber gute Nachrichten: Weitere Wittener, die sich in Israel aufhielten, sind inzwischen zurückkehrt. Darunter seien zwei junge Leute, die mit der Lufthansa ausgeflogen worden seien.

Nach dem brutalen Terrorangriff auf Israel mit weit über 1000 Toten wird es am Sonntag ein Friedensgebet in der evangelischen Johanniskirche geben. Es geht auf eine gemeinsame Initiative von Bürgermeister König, der städtischen Stabsstelle für Integration und der Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises, Julia Holtz, zurück.

Zu dem öffentlichen Gebet um 17 Uhr sind Menschen aus allen Wittener Religionsgemeinschaften eingeladen. Gemeinsam wollen sie für Frieden im Nahen Osten und weltweit beten.

Im Juli erst besuchte noch eine Gruppe von Austauschschülern aus dem Partnerkreis Lev Hasharon das Wittener Rathaus (in der Mitte Bürgermeister Lars König).
Im Juli erst besuchte noch eine Gruppe von Austauschschülern aus dem Partnerkreis Lev Hasharon das Wittener Rathaus (in der Mitte Bürgermeister Lars König). © FUNKE Foto Services | Stephan Lucka

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