. Die Pfarrer Sabine Maiwald-Humbert und Claus Humbert arbeiten seit Jahren als Urlaubsseelsorger. Gerade sind sie von Rhodos zurückgekehrt.

  • Während ihrer Ferien auf der griechischen Insel Rhodos hält das Pfarrer-Ehepaar Gottesdienste und leiten Bibelkreise
  • Die deutschsprachige evangelische Gemeinde auf Rhodos ist überschaubar groß: etwa 100 Personen, überwiegend Frauen
  • Urlauber denken in der freiwillig-unfreiwilligen Ruhe durchaus über ihr Leben nach

Soll das Erholung sein? Man mag sich kaum vorstellen, dass ein Bäcker in seinem Jahresurlaub in Kroatien freiwillig Brote backt. Oder ein Finanzbeamter am Gardasee ein paar Ordner durcharbeitet. Doch wenn die Theologen Claus Humbert und Sabine Maiwald-Humbert aus Annen in die Ferien aufbrechen, sind Bibel und Talar im Gepäck. Während ihrer Ferien auf der griechischen Insel Rhodos halten sie Gottesdienste und leiten Bibelkreise.

„Wir machen ja Urlaub, um was zu erleben und um Menschen kennenzulernen“, schwärmt Pfarrer Claus Humbert. Für das Pfarrer-Ehepaar gehört Seelsorge einfach zum Leben – auch in den Ferien.

o sieht der Gemeinderaum  aus: In einer Erdgeschosswohnung in einer Ferienanlage wurden die Gottesdienste und Bibelkreise gehalten.
o sieht der Gemeinderaum aus: In einer Erdgeschosswohnung in einer Ferienanlage wurden die Gottesdienste und Bibelkreise gehalten. © Foto: Humbert

Die deutschsprachige evangelische Gemeinde auf Rhodos ist überschaubar groß. Etwa 100 Personen, überwiegend Frauen, die irgendwann „der Liebe wegen“ nach Griechenland gekommen sind, bilden die Kerngemeinde. In die sonntäglichen Gottesdienste kommen nur selten Urlauber – anders als in „reinen“ Urlaubsgemeinden findet hier auf Rhodos gemeindlicher Alltag statt. Die Evangelische Kirche Deutschland sorgt dafür, dass zehn Monate pro Jahr pensionierte Pfarrer die Versorgung der Gemeinde übernehmen – nur in den Sommermonaten kommen „aktive“ Pfarrer wie Claus und Sabine Humbert.

„Auf jeden Fall ist das noch Urlaub!“, betonen die Wittener. Die Umgebung ist anders, doch der Singekreis und die Häkelgruppe unterscheiden sich kaum von denen aus der Ruhrstadt.

Als Pfarrer für große Ferienanlagen

Als die drei Kinder der Humberts noch kleiner waren, übernahmen die beiden oft Dienste auf großen Ferienanlagen, etwa in Frankreich oder Italien. „Auf dem Campingplatz Cavalino in der Nähe von Venedig gibt es 10 000 Stellplätze, sechs Restaurants und eine eigene Kirche“, erinnert sich Claus Humbert. In die Gottesdienste verirrten sich auch dort nur selten Urlauber – „dafür haben wir viele tiefgehende Gespräche am Lagerfeuer oder beim Geschirrspülen geführt.“ Urlauber, so seine Erfahrung, denken in der freiwillig-unfreiwilligen Ruhe durchaus über ihr Leben nach – und viele nutzen die Gelegenheit, sich dann mit einem Profi über den Sinn des Daseins auszutauschen.

Genügsam und anpassungsfähig müssen Urlaubsseelsorger sein – die Pfarrerswohnung, die den Maiwald-Humberts zur Verfügung gestellt wurde, lag zwar zentral im Ort, war mit 40 Quadratmetern aber nicht üppig bemessen. Die kleine Aufwandsentschädigung, die den Theologen gezahlt wird, geht an die Ortsgemeinde – finanzielle Gründe für das Engagement gibt es nicht.

Neue Aspekte über die Bergpredigt

Umso mehr zählen offenbar die Begegnungen, die bei den beiden erfahrenen Seelsorgern Spuren hinterlassen haben. Besonders beeindruckt waren die Pfarrer aus Annen von den Bibelabenden. Die westfälische Übung des „Bibel-Teilens“ war für die Neu-Griechinnen völlig unbekannt – beim gemeinsamen Nachdenken über die Bergpredigt kamen auch für die Profis völlig neue Aspekte zutage: „Das war richtig spannend für uns.“

Die Gottesdienste, die Sabine Maiwald-Humbert im Urlaub immer in einer kleinen Reihe konzipiert, drehten sich in diesem Jahr natürlich um das Thema Reformation. Im Gegensatz zur westfälischen Heimat, die sich seit zehn Jahren in der „Lutherdekade“ auf das Großereignis vorbereitet, gab es für die oft mit griechisch-orthodoxen Männern verheirateten Frauen noch viel Neues zu entdecken.

Offenheit auf beiden Seiten ist in der Urlaubsseelsorge hilfreich und notwendig – bei der Gemeinde, die sich auf für sie ungewöhnliche Rituale einlassen muss, aber auch bei den Gast-Pfarrern, die sich auf einen Alltag jenseits der eigenen Erfahrung einstellen müssen. Etwa diese südländische Gelassenheit. So schmunzelt Sabine Maiwald-Humbert noch immer über den dehnbaren Begriff von Pünktlichkeit: „Wenn der Gottesdienst um zehn Uhr anfängt und die Glocken läuten, heißt das lange nicht, dass dann auch alle da sind.“