Witten. In diesem Dezember übernimmt der Bund die Abschläge der Bürger für Gas und Wärme. Die Wittener fragen sich nun: Wie komme ich an mein Geld?

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Das Entlastungspaket der Ampel sieht vor, dass der Bund im Dezember die Abschlagszahlungen für Gas und Fernwärme übernimmt. Doch wie kommen die Verbraucher an ihr Geld? Darauf haben zum Beispiel die Stadtwerke Witten eine Antwort.

Wer direkt einen Vertrag mit dem heimischen Energieversorger hat, kann auf seine Abschlagszahlung Ende Dezember verzichten. Bei Kunden mit Lastschriftverfahren wird der Abschlag gar nicht erst abgebucht. Es kann aber dazu kommen, dass der Betrag, den der Kunde am Ende spart, niedriger ausfällt.

Stadtwerke Witten berücksichtigen Abschlag im Januar

Denn die Stadtwerke berechnen die Höhe des Abschlags wie folgt: Der Jahresverbrauch 2021 wird durch zwölf geteilt und mit dem derzeitigen, individuellen Kunden-Gaspreis multipliziert. Diese Summe kann aber niedriger sein als das, was der Kunde monatlich zahlt. Schließlich haben viele Haushalte ihre monatlichen Abschläge gerade erhöht, damit die Nachzahlungen im nächsten Jahr nicht zu hoch ausfallen.

Mit der Jahresendabrechnung im Januar werde dann der Abschlag nach Kalkulation der Stadtwerke berücksichtigt, so Vertriebschef Markus Borgiel. Wenn ein Haushalt beispielsweise 150 Euro als Abschlag für Gas bezahlt, der errechnete Preis aber nur 120 Euro beträgt, gilt auch nur der niedrigere Betrag. Es kann aber genauso gut umgekehrt sein. Dann bekommen Kunden Geld gutgeschrieben.

Die Stadtwerke Witten berechnen den Abschlag nach dem Verbrauch des Kunden im vergangenen Jahr und den jeweiligen Gaspreisen.
Die Stadtwerke Witten berechnen den Abschlag nach dem Verbrauch des Kunden im vergangenen Jahr und den jeweiligen Gaspreisen. © dpa | Hauke-Christian Dittrich

Wenn man zur Miete wohnt und die Heizkosten über den Vermieter abgerechnet werden, macht sich der Spareffekt wahrscheinlich erst im nächsten Jahr bemerkbar. Die meisten Eigentümer werden die Übernahme des Abschlags erst mit der Nebenkostenabrechnung im kommenden Jahr berücksichtigen, sagt Werner Weskamp, Geschäftsführer von Haus & Grund Ruhr. In Witten gehören dem Verein rund 1000 Mitglieder an.

Mieter sollen Heizkostenabrechnung eingehend prüfen

Mieter sollten allerdings überprüfen, ob sich der Besitzer wirklich an die Vorgaben hält, und die Unterlagen entsprechend sichten, sagt Udo Sieverding, Energieexperte der Verbraucherzentrale. Die Regelung stelle vor allem Privatvermieter vor große Herausforderungen. Wohnungsunternehmen hätten es angesichts von Softwareprogrammen da etwas einfacher. Von Vonovia und LEG heißt es auch auf Anfrage, dass sie die Dezemberhilfe grundsätzlich mit der nächsten Jahresabrechnung verrechnen wollen.

Das Vorgehen der beiden Wohnungsriesen sieht Knut Unger vom Wittener Mieterverein allerdings kritisch. Seit Jahren zweifelt er im Namen zahlreicher Mieter die Nebenkostenabrechnungen von LEG oder Vonovia an. Deshalb liegt der Verein mit den Wohnungsriesen im Clinch. Nach seiner Argumentation lassen es die Unternehmen an den erforderlichen Unterlagen mangeln.

Finanzloch von 4,5 Millionen Euro stopfen

Insgesamt machen die Abschlagszahlungen aller Gaskunden der Stadtwerke rund 4,5 Millionen Euro aus. Das Unternehmen stellt in diesen Tagen einen Antrag bei der KfW-Bank, damit nun der Bund diese Summe übernimmt und sie auch im Dezember noch zahlt.

Damit das Unternehmen keine Probleme mit der Liquidität bekomme, sei die Überweisung in diesem Monat dringend erforderlich, so Vertriebschef Borgiel. Zeit bleibt bis zum Jahresende, denn erst dann würden die Abschläge fällig.

Inzwischen taucht die Frage auf, ob nicht auch Mieter noch im Dezember von der Kostenübernahme profitieren. Da sei die Lage sehr kompliziert, so Verbraucherberater Udo Sieverding. Wenn der Vermieter in den vergangenen neun Monaten die Heizkostenvorauszahlung erhöht habe, lasse sich schon was machen. Aber der Mieter habe nur Anspruch auf Auszahlung des Anhebungsbetrages. Beispiel: Werden jetzt 200 statt zuvor 150 Euro monatlich gezahlt, könne der Mieter lediglich 50 Euro einfordern.

Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte verzichtet auf Vorauszahlung im Dezember

Bei der Wohnungsgenossenschaft Witten-Ost seien solche Wünsche noch nicht eingegangen, sagt Geschäftsführer Christian Linder. Die tatsächlich entstehenden Heizkosten seien stark von der Witterung abhängig. Daher rät das Unternehmen von einer Kürzung der Vorauszahlungen ab, um hohe Nachzahlungen zu vermeiden. Falls Mitglieder anfragen, werde man aber nach entsprechender Prüfung den Abschlag herabsetzen. Ansonsten werde der Betrag mit den Heizkosten für 2022 insgesamt abgerechnet.

Die Wohnungsgesellschaft Witten wird die Abschlagszahlungen erst ab Januar erhöhen, so Geschäftsführerin Claudia Pyras. Die Mieter würden noch von den günstigen Gaspreisen profitieren, die das Unternehmen mit dem Energielieferanten bis dahin vertraglich vereinbart habe. Die vom Bund übernommenen Dezemberabschläge würden bei der Jahresrechnung für 2023 berücksichtigt.

Die Wohnungsgenossenschaft Witten-Mitte hat sich nach Worten von Vorstand Frank Nolte für einen anderen Weg entschieden. Sie setzt die Vorauszahlung der Heizkosten für Dezember aus und verweist nicht wie gesetzlich vorgesehen auf die Nebenkostenabrechnung im nächsten Jahr, „damit die Nutzer bereits jetzt entlastet werden“.