Witten. Trotz hoher Kosten und eines maroden Hallenbads in Annen soll kein Bad in Witten geschlossen werden. Es gibt sogar neue ehrgeizige Pläne.
Die Wittener Bäderlandschaft ist in die Jahre gekommen. Trotz jährlicher Betriebskosten von über zwei Millionen Euro und Investitionsstau soll es keinem Bad an den Kragen gehen.
Darin waren sich die Teilnehmenden eines „Wasserflächen-Workshops“ einig, unter ihnen der Bürgermeister, weitere Ratspolitikerinnen und Politiker, der Stadtsportverband sowie die einladenden Stadtwerke als Betreiber. Der heimische Energieversorger lässt ein Bäderkonzept erarbeiten, um die Weichen für die nächsten 15 bis 20 Jahre zu stellen.
Stadtwerke-Chef: Bäder sind in Witten unverzichtbar
Konkretes wurde im Detail noch nicht verabredet. Es ging vielmehr um eine Bestandsaufnahme und „Leitlinien“ für die Zukunft. Stadtwerke-Geschäftsführer Andreas Schumski nahm den Auftrag gerne mit, beide Hallenbäder und das Freibad zu erhalten. „Die Bäder sind ein fester Bestandteil von Witten und für Schulen sowie Vereine unverzichtbar.“ Er kündigte an, dass nun eine langfristige Lösung erarbeitet werde.
Bis zum Jahresende soll eine Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsstudie vorliegen, sprich ein Konzept, mit dem die „Deutsche Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft“ (DSBG) in Herne beauftragt ist. Sie betreibt selbst Bäder und berät unter anderem Städte.
Mehr als zehn Millionen Euro könnten ins Hallenbad Annen fließen
Von dem Workshop in Witten kann sie mitnehmen, dass Politik und Verwaltung hinter einer hohen Investition in das Hallenbad in Annen stehen. Es hat 54 Jahre auf dem Buckel und viele Baustellen. Das Schwimmbecken ist sogar undicht. „Wenn Sie durch den Pumpen- und Filterraum gehen, tropft es von der Decke“, sagt Stadtwerke-Sprecher Mathias Kukla. „Wir sprechen über eine Komplettsanierung.“ Selbst ein Neubau am alten Standort wird nicht ausgeschlossen. Kukla: „Innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre müssen wir hier spätestens ran.“
Die Kosten werden nach Informationen dieser Redaktion auf mehr als zehn Millionen Euro geschätzt. Ob dann woanders gespart wird? Von größeren Einschnitten oder sogar Bäderschließungen, wie sie aus Nachbarstädten wie Bochum bekannt wurden, soll auf dem Workshop jedenfalls nicht die Rede gewesen sein. Auch hierzu werden sich die Sachverständigen in ihrer Wirtschaftlichkeitsstudie äußern.
Stadtsportverband wünscht sich weiteres Lehrschwimmbecken
Gerade der Stadtsportverband, der den Vereinssport in dieser Runde vertreten hat, wünscht sich für Annen auch ein Lehrschwimmbecken. Es ließe sich als Hubboden in einem neuen Hallenbad integrieren oder wäre idealerweise ebenfalls als eigenes Becken denkbar. „Es wäre in jedem Fall wichtig, auch mit Nichtschwimmern zu trainieren. Wir haben leider viele Kinder, die nicht schwimmen können“, sagt Agnetha Peters vom SSV.
Die Teilnehmenden waren sich einig, dass die Wittener Bäderlandschaft weiter auf Kinder und Familien ausgerichtet bleibt. Lehrschwimmbecken gibt es bis nur in der Brenschen-, Hüllberg-, Pferdebachschule und in Buchholz. Große Ortsteile wie Annen oder Herbede sind für den Schwimmunterricht vor allem auf ihr Hallenbad angewiesen.
Kein Spaßbad wie in Heveney
Wenn demnächst viel Geld in das Bad an der Märkischen Straße in Annen fließt, soll aber kein Spaßbad herauskommen. Auch darin herrschte Übereinstimmung. „Dieser Bedarf ist durch Heveney abgedeckt“, sagt Stadtwerkesprecher Kukla. Vier 25-Meter-Bahnen stehen jeweils in den beiden Hallenbädern in Annen und Herbede zur Verfügung. Die Bahn im Schwimmerbecken im Freibad ist 50 Meter lang.
Vormholz (Baujahr 1973) wäre nach Annen wohl der nächste Sanierungsfall, wird aber noch nicht als so dringlich eingestuft. Recht gut steht momentan das Freibad von 1976 da. Dort wurde erst vor einem Jahr die Pumpen- und Filtertechnik erneuert. Wegen des schönen Wetters am langen Brücken-Wochenende dürfte es jetzt auch endlich mal wieder richtig voll werden.