Witten. Schwimmvereine klagen reihum über lange Wartelisten. Interessenten müssten sich bis zu zwei Jahren gedulden. Hallenzeiten ohnehin rar.

Rund 20.000 Kinder konnten im Jahr 2020 durch die Pandemie bedingten Schließungen der Bäder das Schwimmen nicht erlernen. Ihr Sport saß komplett auf dem Trockenen, weil die Gesundheitsgefahr als zu groß eingeschätzt wurde. Frank Rabe, Generalsekretär beim Schwimmverband NRW, wehrt sich nun dagegen. Und auch die Wittener Vereine sind mit der Situation alles andere als glücklich.

„Wir haben 2020 nur eine einzige Schwimmstunde absolvieren können, das war Ende Oktober. Dann wurden die Hallen wieder geschlossen. Für mich ist Schwimmen eines der wichtigsten Dinge, das Kinder lernen sollten. Dass es 20.000 Kinder nicht gelernt haben, ist traurig“, sagt Hannah Welter, Schwimmtrainerin beim TuS Bommern.

Ständig wechselnde Vorgaben zermürben die Vereine

Mit diesem Mangel an Unterrichtsmöglichkeiten steht der TuS nicht allein da, auch die DJK TuS Ruhrtal und die DJK Blau-Weiß Annen können in ihren Abteilungen von dem Leid ein Lied singen. „Die Lehrschwimmbecken waren ja komplett zu. Wir haben seit März kein Seepferdchen mehr geschafft“, so Ruhrtals Abteilungsleiter Michael Tigges.

Das ganze zurückliegende Jahr und die wechselnden Vorgaben haben es den Vereinen nicht einfach gemacht. Stets mussten sich die Verantwortlichen auf neue Regeln einstellen - sowohl, was den Schwimmsport an sich angeht, als auch die Benutzung der Umkleiden. „Die Schwimmhalle an der Brenschenschule ist aber leider auch sehr ungünstig geschnitten. Und die Vorgaben, die in den Schwimmhallen galten, waren strenger als die in Sporthallen. Aber wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir schon früher wieder mit dem Schwimmen angefangen“, so Welter.

Konzepte auf kleine Lehrschwimmbecken nicht übertragbar

Zwischenzeitlich sogar geschwommen wurde bei Blau-Weiß Annen, wie der stellvertretende Abteilungsleiter Stefan Jaensch verrät. „In den Sommerferien, als die Hallenbäder geöffnet hatten, waren Pilotprojekte vorgesehen, um zu prüfen, wie man unter den gegebenen Hygienebedingungen überhaupt Kurse anbieten könne. Das haben wir mit unserer Wettkampfmannschaft ausprobiert. Es war grundsätzlich möglich, durch einzuhaltende Abstände und weitere Einschränkungen aber weit vom normalen Training im Wasser entfernt“, so Jaensch. Hinzu kam, dass diese Konzepte auf die Größen der Lehrschwimmbecken nicht übertragbar waren, es fehlte schlicht an Platz im Becken und an Einzelumkleiden. „Deswegen haben wir gesagt, wir machen in den Lehrschwimmbecken erst einmal gar nichts mehr“, sagt Jaensch.

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Noch einen Schritt weiter gingen die Einheiten bei der DJK TuS Ruhrtal, auch wenn der Aufwand deutlich erhöht war, da jegliches Betreten der Halle zum Beispiel durch Listen dokumentiert werden musste. „Schön war das nicht. Auch das Tragen der Masken gehörte zum Beispiel dazu. Aber in dem Moment, in dem ich im Wasser bin und das Chlor desinfiziert, wurde das Ganze etwas einfacher“, sagt Michael Tigges. „Ein paar Mal“ wurden so Schwimmkurse angeboten, die von den Eltern auch gut angenommen wurden. Anders hätte das auch nicht funktioniert. Denn „wir haben gesagt, dass wir erstmal nicht mit den Kindern ins Wasser gehen, auch wenn der Kontakt erlaubt wäre. Wir blieben am Rand stehen, und es musste immer ein Elternteil pro Kind mit ins Wasser“, sagt Tigges.

Wartezeit beim TuS Bommern beträgt bis zu zwei Jahren

Ob die Kinder nun ein Jahr früher oder später das Schwimmen erlernen, ist an sich gar nicht das große Problem. Doch bei diesem einen Jahr wird es vermutlich nicht bleiben. Denn die Wartelisten sind schon seit Jahren komplett voll. „Ich kenne in Witten keinen Verein, zu dem man von heute auf morgen hingehen kann. Die Wartelisten werden länger und länger. Wir hatten schon vor Corona eine Wartezeit von 15 bis 18 Monaten. Und nun habe ich schon dem einen oder anderen Interessierten gesagt, dass es für die nächsten zwei Jahre durch ist. Denn die Hallenzeiten werden ja nicht mehr“, befürchtet Tigges. Umso wichtiger wäre eine Öffnung der Schwimmhallen – wenn dies denn gesundheitlich zu verantworten ist.

Auch bei Blau-Weiß Annen und beim TuS Bommern sind die Wartelisten ein großes Problem. „Wir hatten gerade im Kleinkinder- und Nichtschwimmerbereich Wartezeiten von über einem halben Jahr. Wenn es wieder losgeht, wird die Liste eine enorme Länge haben“, so Jaensch. Und Welter ergänzt: „Wir haben eine Warteliste von 100 Kindern, die das Seepferdchen machen wollen. Das aufzuholen ist kaum machbar, die Nachfrage zu bewältigen fast unmöglich. Und das staut sich nun natürlich auf, aber es lag nicht in unserer Hand.“​

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