Witten. Ein „Meilenstein“ fürs Bildungsquartier in Witten-Annen ist erreicht. Die Politik stimmte dem Bebauungsplanentwurf zu. Doch es gab auch Kritik.
Ein weiterer Schritt Richtung Bildungszentrum Annen ist getan. Der Stadtentwicklungsausschuss hat in einer Sondersitzung den Entwurf des Bebauungsplans mit großer Mehrheit beschlossen. Stadtbaurat Stefan Rommelfanger nannte die Entscheidung „einen Meilenstein“ in der Entwicklung des Modellprojekts. Heftige Kritik an den Plänen gab es indes von den Linken.
Auf dem rund 5000 m² großen Areal soll ein neues Stadtteilzentrum entstehen, das über Westfeldstraße wie auch Märkische Straße zu erreichen sein wird. In einem zweigeschossigen Gebäude werden Baedekerschule und ein Bürgerzentrum angesiedelt, außerdem wird eine Dreifach-Sporthalle gebaut. Zum Gelände sollen drei Grünflächenbereiche gehören, die miteinander verbunden sind: die KZ-Gedenkstätte, der Park der Generationen und eine Fläche im Süden des Areals, angrenzend ans Hallenbad.
Wäldchen in Witten-Annen muss weichen
Doch genau an dem südlichen Stück Erde scheiden sich die Geister. Denn dort steht derzeit noch ein wildes Wäldchen, das für den Neubau zum großen Teil weichen müsste. Zwar soll auch die künftige Grünfläche dort naturnah angelegt werden, den Linken ist das aber nicht genug.
Deren Ratsherr Oliver Kalusch nannte die Abholzung des Wäldchens einen „schweren Eingriff mit gravierenden Auswirkungen“. Das habe der Umweltbericht ganz klar ergeben. Der Baumbestand, um den die Initiative „Rettet den Annener Urwald“ mit viel Engagement gekämpft hatte, habe als Biotop und Erholungsort viele Funktionen, das solle nun vernichtet werden. Kalusch: „Konsequenter Klimaschutz sieht anders aus.“
Doch mit seiner Forderung, einen alternativen Standort für das Bildungsquartier zu suchen, stand der Linke allein. Und das, obwohl vor allem die Grünen einen Teil seiner Bedenken teilen. Das Wäldchen habe eine große Bedeutung als Trittsteinbiotop, sagte ihr Mitglied Ralf Schulz. Es sei also eine Fläche, die etwa Tiere nutzten, um auf Wanderungen in ihrem Lebensraum Halt zu machen. Durch die Beseitigung würden Natur und Klima in Annen deutlich beeinträchtigt. Daran könnten auch die Ausgleichspflanzungen nichts ändern.
Ausgleichspflanzungen in Annen und Herbede geplant
Die Stadt will einen Biotopkomplex auf einer Wiese nördlich der Dortmunder Straße/Nähe Stockumer Straße anlegen, auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Ringeltaube. Außerdem sollen drei Hektar Wald in Westherbede im Umfeld der Kämpenstraße aufgeforstet werden.
„Spannend“ sei der Ausgleich auf dem Ringeltaube-Gelände zwar, so Ralf Schulz von den Grünen, und auch „mehr als ein ökologisches Trostpflaster“. Dies könne das Trittsteinbiotop aber nicht ersetzen – und die Aufforstung in Herbede erst recht nicht. Dennoch: Trotz des ökologischen Defizits würden die Vorteile für Annen überwiegen, schulisch wie sozial. Deshalb stimme seine Fraktion dem Entwurf zu.
Elternparkplätze gefordert
Auch das wurde in der Sitzung auf Antrag der SPD beschlossen: Es sollen dezentrale Elternparkplätze für das Holen und Bringen an verschiedenen Zugängen zum Bildungsquartier eingerichtet werden. Zudem müsse noch einmal geprüft werden, wie sich der Verkehr verteilen wird und wie Fahrräder und Fußgänger das Zentrum erreichen. Eventuell müsse die Planung in diesen Bereichen nachgebessert werden. Der Bau des Bildungsquartiers Annen könnte nach jetzigen Planungen Ende 2022 beginnen. Das hatte die Verwaltung im Dezember mitgeteilt. Die Kosten für den Neubau werden nach Abschluss der Entwurfsplanung inzwischen auf rund 27 Millionen Euro geschätzt.
Auch CDU und SPD betonten, man müsse mögliche Bedenken angesichts des Mehrwerts für den Stadtteil hinten anstellen. „Die herausragende Bedeutung des Bildungsquartiers steht über allem“, sagte Holger Jüngst von der SPD. Dennoch richtete auch er die Bitte an die Verwaltung, noch einmal nach alternativen Ausgleichsflächen zu suchen.
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Die Vertreter des Denkmalbeirates hätten da auch schon eine Idee. Sie regten an, den Vöckenberg als Ausgleichsfläche vorzusehen – damit hätte sich auch gleich die Diskussion um das umstrittene Gewerbegebiet dort erledigt. „Die Idee hat was“, so Schulz. Mit dem sehr kurzfristig eingereichten Antrag hatte der Beirat dennoch keinen Erfolg. Er wurde abgelehnt, die Entwurfsplanung für das Bildungsquartier hingegen beschlossen, bei einer Gegenstimme der Linken.