Witten. . Am 19. August 1928 öffnete das Annener Freibad. 1976 zum zweiten Mal. Da war es für rund fünf Millionen Mark neu gebaut worden.

Schon 1903 gab es eine erste Badestelle, die im Winter als Eislaufbahn genutzt wurde. In den Schwimmbecken des späteren Annener Freibades haben Generationen von Wittenern im Sommer Abkühlung gesucht. Daher haben viele Leser auf unserem gezeigten Bild auch das kaputte Dach der ehemaligen Umkleidekabinen des Bades an der Herdecker Straße Mitte der 70-er Jahre erkannt. Am 16. Mai 1976 wurde das neu gebaute Freibad eröffnet. Wir danken für alle Zuschriften zu unserem Foto-Rätsel.

Das Gebäude auf dem Foto zeigt die Umkleideräume im Annener Freibad. Als Zwölfjährige fuhr ich sogar mit dem Roller von der Marienstraße zum Freibad, später mit dem Fahrrad. Als Erwachsene konnte ich von der Steinbachstraße aus zu Fuß dorthin gehen.
Monika Bruchsteiner

Am 19. August 1928 öffnete das Annener Freibad. Angefangen hat es 1903 mit einem Aufstau des Steinbachs. Bald war der aufgestaute Teich ideal zum Baden und im Winter zum Schlittschuhlaufen. Die Annener nannten den Aufstau Talsperre. Durch die Explosion der Roburit-Fabrik (Anmerk. d. Red.: im Jahr 1906, 41 Menschen starben) brach der Damm. Nach dem Ersten Weltkrieg plante das Annener Amtshaus ein Licht- und Luftbad für die Brache im Steinbachtal. Um das Unternehmen in der Krisenzeit zu realisieren, wurden Arbeitslose für kleines Geld verpflichtet. Auf dem Bild sieht man die Umkleidekabinen, alles aus solidem Holz. Nach dem Umziehen betätigte man einen Hebel, woraufhin eine nette Dame eine Luke öffnete, die Kleidung auf einem Bügel annahm und ein Bändchen mit Nummer für das Handgelenk übergab.
Bernd-Peter Remmers

Neubau kostete rund fünf Millionen Mark

Das Foto zeigt die Umkleide des alten Annener Freibades. Dieses Bad wurde 1974 geschlossen und neu gebaut. Das alte Bad mit der Brücke zwischen Nichtschwimmer- und Schwimmerbereich habe ich als Jugendlicher kennengelernt.
Rainer Kracht

Nach einer Umbauzeit von anderthalb Jahren konnte das völlig neu gestaltete Freibad in Annen ab dem Sonntag, 9. Mai 1976, von Badelustigen und Sonnenhungrigen eine Woche lang kostenlos genutzt werden. An diese „Woche des offenen Bades“ schloss sich am Sonntag, 16. Mai, die offizielle Übergabe mit einem bunten Veranstaltungsprogramm an. Das alte Annener Freibad an der Herdecker Straße war mit einem Kostenaufwand von rund fünf Millionen Mark in ein neues verwandelt worden. Neben einem 1515 Quadratmeter großen Nichtschwimmerbecken und einem 176 Quadratmeter großem Planschbecken erhielt es ein wettkampfgerechtes 21 x 50 Meter großes Schwimmbecken mit angefügtem Springerbecken, wozu eine 3-Meter-Säulensprungturmanlage und eine 1-Meter-Sprunganlage gehörte.

Im Januar 1903 war an gleicher Stelle die erste Badeanlage mit einfachen Mitteln durch Dammaufschüttung und Stauung des Steinbaches geschaffen worden. 20 Jahre später beschloss die Gemeinde Annen, an gleicher Stelle ein Licht- und Luftbad zu errichten, das der Bevölkerung am 19. August 1928 übergeben und bis 1974 betrieben wurde. Der Rat der Stadt Witten hatte sich 1971 zu einer Neugestaltung des Freibades entschlossen. Richtfest war am 30. Oktober 1975. Am 16. Mai 1976 eröffnete der damalige Oberbürgermeister Friedhelm Ottlinger das neue Freibad. Tageskarten kosteten damals 1,50 Mark, für Jugendliche 80 Pfennig.
Dr. Martina Kliner-Fruck
Stadtarchiv Witten

In den Schulferien zum Bad geradelt

Hier im Freibad habe ich Ende der 50-er Jahre das Schwimmen erlernt. Ende der 60-er Jahre begeisterte mich das große Schwimmbecken mit den 50 Meter langen Bahnen. Auch heute noch bin ich ab und zu gerne dort zu Gast.
Manfred W. Schwandt

Um die Mitte der 1950-er bis in die 1970-er Jahre war das Annener Freibad für unsere „Clique“ der Favorit. Entweder ging’s zu Fuß ins Freibad Langendreer – weil vom Crengeldanz leichter erreichbar – oder mit dem Rad ins Annener Freibad. Meine Mutter hat mir damals Brote geschmiert, Zitronentee in eine Flasche gefüllt und in einer Militärtasche mitgegeben. So waren wir bei schönem Sommerwetter in den Schulferien von vormittags bis zum späten Nachmittag zum Schwimmen. Am Tag darauf ging’s dann wieder los. Oh, das tat ja so gut !
Werner Schultze,
heute wohnhaft in Brokdorf

>>> ALS KLAUS LOHMANN IM ANZUG BADEN GING

Fritz Helbert ist der Wittener Bäder-Experte. Von 1958 bis 1992 war er Schimmmeister in Witten und schrieb eine Dokumentation über die Bäder der Stadt. Titel: Hygiene-Sport-Freizeit. Der heute 84-Jährige: „Auf Anregung des SPD-Ratsmitgliedes Klaus Lohmann hat der Haupt- und Finanzausschuss der Stadt am 26. April 1971 eine Neugestaltung des Freibades Annen beschlossen.“

Damit die Wittener während der 18-monatigen Bauzeit nicht auf eine Badegelegenheit verzichten mussten, habe die Stadt im Juni 1975 eine Vereinbarung mit dem ETSV Witten (Eisenbahner-Sportverein) geschlossen. „Die Menschen konnten das Bad des Vereins an der Ruhr nutzen, das man von der Wetterstraße aus erreichen konnte. Die Leute haben damals im Fluss gebadet, es gab sogar einen Schwimmsteg“, erinnert sich Helbert.

Neuauflage der Festschrift von 1928

Am 16. Mai 1976 sei das neu gebaute Annener Freibad dann feierlich vom damaligen Wittener Oberbürgermeister Friedhelm Ottlinger eröffnet worden. Klaus Lohmann, damals SPD-Ratsherr, sprang zur Feier des Tages vom Drei-Meter-Brett ins Becken. Seine Frau sei von der „Schwimmbekleidung“ nicht erfreut gewesen, erzählt Fritz Helbert schmunzelnd.

Für geschichtlich Interessierte: Eine Neuauflage der Festschrift zur Eröffnung des Schwimmbades der Gemeinde Annen von 1928 ist vom Geschichtsverein Annen aufgelegt worden – mit finanzieller Unterstützung der Wittener Stadtwerke. Fritz Helbert: „Zu bekommen ist die Schrift für fünf Euro ab dem 12. Mai an der Kasse des Freibades Annen.“