Witten. Vier Lehrschwimmbecken betreibt die Stadt Witten. Das der Hüllbergschule schließt wegen Sanierung. Wo lernen Kinder dann Schwimmen?

Sitzen Nichtschwimmer in Witten zeitweise auf dem Trockenen? Ab Herbst wird das Lehrschwimmbecken der Hüllbergschule komplett saniert und bleibt darum bis nach Ostern 2020 geschlossen. Dass eine der vier Schwimmhallen für Anfängerkurse ausfällt, stellt Stadt und Vereine vor große Probleme.

Schwimmkurse – etwa zur Erlangung des Seepferdchen-Abzeichens – sind in Witten heillos überlaufen. „Allein bei uns stehen 60 Kinder auf der Warteliste“, sagt Dagmar Kuhlmann, Abteilungsleiterin Schwimmen bei der Sport-Union Annen und städtische Fachschaftsleiterin Schwimmen. Undenkbar, dass der Verein sein Angebot für mindestens ein halbes Jahr ruhen lässt. „Wer unter fünf Jahre alt ist, hat kaum Chancen, einen Platz in einem Schwimmkurs zu ergattern.“

Froh, dass das Bad nicht geschlossen wird

Zurzeit sind Iris Bauer vom Stadtsportverband und Dagmar Kuhlmann dabei, die Kursangebote, die nach Schulschluss an der Hüllbergschule laufen, auf andere Standorte zu verteilen. Die Senioren machen ihre Wassergymnastik bald im Ev. Krankenhaus. Priorität aber hätten die Nichtschwimmerkurse, die gleich drei Vereine an der Hüllbergschule anbieten. Die Vereine Blau-Weiß Annen und Ruhrtal weichen an die Buchholzer Grundschule aus. In der Pferdebachschule gebe es noch zwei ungenutzte Wochenstunden, an der Brenschenschule stünden pro Woche noch anderthalb Stunden zur freien Verfügung. „Wir können nicht alles weiterführen“, sagt die 65-Jährige. Für einige Aquafitnesskurse sieht es schlecht aus.„Wir stricken uns jetzt ein Konstrukt zusammen, damit das irgendwie hinkommt“, sagt Dagmar Kuhlmann. „Aber wir sind ja froh, dass das Bad renoviert und nicht geschlossen wird.“

Viele Anfragen von Erwachsenen

Die Hüllbergschule in Annen.
Die Hüllbergschule in Annen. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Trotzdem kann die Frau, die sich seit 30 Jahren für den Schwimmsport engagiert, ihre Enttäuschung nicht verbergen. Denn sobald eines der vier Wittener Lehrschwimmbecken wegfällt, zeige sich, wie wenig Schwimm-Möglichkeiten die Stadt bietet. Die Hallenbäder Vormholz und Annen bieten – mangels Hubboden – nur wenig Seepferdchen-Kurse an. Das Hüllberg-Becken zum Beispiel ist 16,45 m lang und 8 m breit bei einer durch einen Hubboden variablen Wassertiefe von 30 cm bis 180 cm.

Turnhalle und Schwimmbad der Hüllbergschule werden saniert

An der Hüllbergschule stehen größere Sanierungsmaßnahmen an der Turnhalle und dem Lehrschwimmbecken an. Das Schwimmbecken kann ab den Herbstferien gar nicht mehr genutzt werden, und die Turnhalle steht nur noch eingeschränkt ohne Umkleiden und Duschen für den Schulsport zur Verfügung.

In der Turnhalle ist eine Komplettsanierung der Umkleiden, des Daches und der Elektro- und Lüftungsanlagen geplant. Im Schwimmbad werden alle Fliesen der Schwimmhalle und die Umkleiden erneuert. Die Arbeiten dauern voraussichtlich bis nach den Osterferien 2020.

Aber auch für Erwachsene, die schwimmen lernen möchten, fehlen Angebote. „Es gibt viele Anfragen, etwa von türkischen Frauen, die schwimmen lernen möchten. Aber das sind Bevölkerungsschichten, die wir in Witten gar nicht bedienen können.“ In Herne etwa gäbe es spezielle Kurse für muslimische Frauen – sie schwimmen an reinen Frauentagen, unter Aufsicht einer Schwimmmeisterin. Das seien Probleme, die man in Witten hinten anstellen müsse – da es nichtmals genügend Kapazitäten für Kinder gebe.

Es fehlt ein großes Stadtbad

„Man merkt, dass Witten ein großes innenstädtisches Bad fehlt. Eines, das ein separates Nichtschwimmerbecken hat und acht statt vier Bahnen.“ Andere Städte würden trotz klammer Haushaltslage solche Bäder für ihre Bürger bereithalten. „In Witten wurde 2003 das Stadtbad geschlossen und das wird von der Bevölkerung seither akzeptiert. Eigentlich müsste sich jemand von der Politik für ein neues Bad stark machen.“ Dagmar Kuhlmann ergänzt: „Alle schreien, wenn etwas passiert. Aber an den Gegebenheiten ändert niemand was.“