Witten. Nach den Sommerferien wird man sie vermissen: Bärbel Faustmann, Rektorin der Helene-Lohmann-Schule in Witten, geht in den Ruhestand.
Es ist ein Abschied, der nicht leicht fällt. Fast auf den Tag genau 22 Jahre nach ihrem ersten Arbeitstag als Schulleiterin an der damals frisch gegründeten Helene-Lohmann-Realschule begann für Bärbel Faustmann am Freitag (2.7.) ihr letzter Tag als Rektorin. Ein letztes Mal Kunst-Unterricht, ein letzter Plausch im Schulflur.
Sie hat die Helene-Lohmann-Realschule in Witten von Anfang an begleitet
Von Tag eins an hat die heute 65-Jährige „ihre Helene“ begleitet. Von den kleinen Anfängen im Fröbelhaus an der Bochumer Straße mit nur vier Lehrern und zwei Klassen, über den Umzug in den Neubau am Bommerholzer Ring bis zur Einführung der Über-Mittagsbetreuung und die Umsetzung der Integration. Mehr als zwei Jahrzehnte hat die Pädagogin die Geschicke der Schule – ihrer Schule – geleitet und begleitet.
„Ich trenne mich schwer“, gesteht Bärbel Faustmann. „Ich habe geliebt, dass es jeden Tag etwas anderes gab. Und ich habe gehasst, dass es jeden Tag etwas anderes gab“, sagt sie und lacht. Aber genau das mache den Reiz von Schule aus. Sie habe sich stets mit Herzblut, mit viel Emotion und Kopf für die Sache eingesetzt. „Und wir sind ein gutes Team. Schule kann man nicht alleine machen.“
Rund 320 Schülerinnen und Schüler lernen an der Helene-Lohmann-Schule in Bommern. Jeden Einzelnen von ihnen kennt die Rektorin mit Namen. Durch den Kunstunterricht. Ein Glück sei das. „Ich weiß auch, welchen Weg er oder sie gegangen ist. Das ist das Spannende: Man lernt sie als Kinder kennen und entlässt sie als fast Erwachsene.“
Nachfolge steht noch nicht fest
Wer nach Bärbel Faustmann die Helene-Lohmann-Realschule leiten wird, steht noch nicht fest. Die Stelle ist ausgeschrieben, aber noch nicht besetzt. Kommissarisch wird zunächst der jetzige Konrektor Christian Bockelbrink einspringen.
Mehr als die Hälfte der Schüler der HLR geht nach ihrem Abschluss weiter in die Oberstufe, sei es auf einem Gymnasium oder einer Gesamtschule. Viele starten auch direkt eine berufliche Ausbildung. „Zum 20-jährigen Jubiläum haben wir hier viele erfolgreich junge Menschen gesehen“, freut sich Faustmann.
Genau das mache ihre Schule aus: Dass man sich kennt und zusammenhält. Gerade schwierigen Schülern könne eine etwas kleinere Lehranstalt wie die ihre ein Gefühl von Geborgenheit geben, ein geordnetes Umfeld und Struktur bieten. Das sei auch der Vorteil der Realschule gegenüber einer Gesamtschule. „Hier ist es einfacher, den Kontakt zu den Schülern zu halten.“ Deshalb ist die Realschule für sie bei Weitem kein Auslaufmodell, sondern „eine der erfolgreichsten Schulformen“.
Das Coronajahr war eine große Herausforderung und macht den Abschied etwas leichter
Das zurückliegende Coronajahr mit all seinen Herausforderungen macht den Abschied für Bärbel Faustmann „ein bisschen leichter“. Der Wechsel zwischen Digital- und Präsenzunterricht, die Angst vor Infektionen, die Umsetzung der Hygienevorschriften, das Bemühen, allen gerecht zu werden: „Das war eine ziemliche Anspannung“, sagt die Pädagogin. Da viele Eltern, aber auch Kollegen zu einer Risikogruppe gehören, wurde ab März vergangenen Jahres am Bommerholzer Ring Maske getragen.
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Anstrengend seien vor allem die Diskussionen mit Masken-, Test- oder Impfgegnern unter den Eltern gewesen. „Das ging hin bis zu persönlichen Drohungen“, sagt die scheidende Rektorin. Vereinzelt seien Schüler, die keine Maske tragen wollten, nicht mehr zum Unterricht erschienen.
Selbst wieder Kunst machen, Tennis spielen – und ausschlafen
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Und was hat sie jetzt vor? „Erstmal wird der Ruhestand auf mich wirken wie lange Ferien“, sagt die 65-Jährige. Sie freue sich darauf, nun nicht mehr Kunst nur zu unterrichten, sondern auch selbst wieder Kunst zu machen. Ihr hat es besonders der plastische Bereich angetan. Sie arbeitet zum Beispiel gerne mit Ton. Auch ihr Hobby Tennis soll bald wieder mehr Raum in ihrem Leben einnehmen. „Und ausschlafen.“
„Und ich habe von Lohrmanns Pension gehört. Da werde ich sicher auch mal übernachten.“ Sie meint die Rektorin der Pestalozzischule, die ebenfalls ausscheidet und unter die Pensionswirtinnen gegangen ist.