Witten. Die Stadtwerke Witten rechnen trotz Corona für 2020 mit einem ähnlichen Gewinn wie in den Vorjahren. Wie das geht und was für 2021 geplant ist.

Die Stadtwerke Witten rechnen auch für das vergangene Corona-Jahr mit einem vergleichsweise stabilen Ergebnis. 2018 und 2019 konnte der kommunale Versorger jeweils einen Gewinn von 5,5 Millionen Euro erwirtschaften. „Das werden wir dieses Mal nicht erreichen, aber wir denken, wir werden auch nicht weit davon entfernt sein“, sagt Geschäftsführer Andreas Schumski.

Konkrete Zahlen gibt es aber noch nicht, da der Jahresabschluss 2020 noch durch die Gremien muss. Da viele Unternehmen im vergangenen Jahr weniger produziert haben, ist vor allem der Stromverbrauch zurückgegangen. Rund sieben Prozent weniger Strom habe man im Coronajahr geliefert, so Schumski.

MS Schwalbe konnte in Witten erst im Juli ablegen

Ein schwieriges Jahr war es auch für die MS Schwalbe. Wegen Corona verschob sich der Saisonstart bis in den Juli, dann verhinderte ein technischer Defekt, dass das beliebte Ausflugsschiff ablegen konnte. Die Saison war damit nur halb so lang wie sonst, nur 5700 Besucher schipperten durch das idyllische Ruhrtal bis zum Kemnader See – im Jahr zuvor waren es 27.000.

Auch das Freibad Annen blieb im letzten Jahr durchgehend für die Öffentlichkeit geschlossen. Ob man dieses Jahr wieder seine Bahnen im Freien ziehen kann?„Wir sind zuversichtlich“, sagt Schumski. Das hänge aber auch davon ab, wie sich die Lage entwickle und welche Vorgaben der Gesetzgeber mache.

Viele kleinteilige Einsparungen und Verzicht der Mitarbeiter schmälern den Verlust

Ohnehin schreiben die beiden Sparten Schifffahrt und Bäder jährlich einen Verlust von rund 2,5 Millionen Euro. Vor allem bei den Bädern seien die Einnahmen aber deutlich rückläufig gewesen und der Verlust höher als in den Planungen. Das habe man auch nicht durch Einsparungen auffangen können, so Geschäftsführer Schumski. Etwa bei der Energie (z.B. beheizte Becken) oder Kurzarbeitergeld.

Noch im August rechnete Schumski mit „Auswirkungen im niedrigen siebenstelligen Bereich“ auf das Jahresendergebnis. Dass dies nun wohl doch etwas besser kommt, liegt nach seinen Angaben zum einen an „vielen kleinen Einsparungen, die sich aufsummieren“, zum anderen auch am Beitrag der Belegschaft. So seien zum Jahresende auch die Urlaubskonten und Gleitzeitstände auf Null heruntergefahren worden.

Nachhaltigkeit im Fokus für 2021

Im laufenden Jahr setzt das Unternehmen auf Nachhaltigkeit. „Wir sehen es an uns, das Thema voranzubringen“, so der Stadtwerke-Chef. Erstmals will der Versorger 2021 in einem Nachhaltigkeitsbericht über seine Energie-Erzeugung und Verbrauch berichten. „Wo stehen wir, wo wollen hin? Der Bericht soll Anreize setzen, wie man den CO2-Ausstoß reduzieren kann.“

Passend dazu liefert der Versorger seit Anfang des Jahres auf Wunsch auch Öko-Gas an seine Kunden. „In der Sparte Erdgas ist es aber unwahrscheinlich schwierig, ökologische und sinnvolle Alternativen zu finden“, sagt Vertriebsleiter Markus Borgiel. Für ihr Öko-Gas investieren die Stadtwerke daher in Projekte, die dafür sorgen, dass in der Welt weniger CO2 ausgestoßen wird – etwa in ein Laufwasserkraftwerk in einem indischen Dorf. So wird das Gas klimaneutral.

Fünf neue Ladesäulen für E-Autos

Zudem sollen in den kommenden Monaten mindestens fünf neue Ladesäulen entstehen. Dazu sei man bereits in Gesprächen mit der Stadt, sagt Borgiel. Hinzu kommen Firmen, die auf ihrem Werksgelände gerne eine Ladeinfrastruktur aufbauen würden. „Wir erleben ein exponentielles Wachstum der Elektromobilität“, so der Vertriebsleiter. Derzeit sind nach Angaben der Stadtwerke 1238 E-Autos auf Wittens Straßen unterwegs, davon 400 reine Elektro-Autos.

7,4 Millionen für den Ausbau der Netze

Im laufenden Jahr werden die Stadtwerke 7,4 Millionen Euro in ihr Netz investieren. Damit sollen über vier Kilometer neue Stromkabel, zwei Kilometer Gas-, und 2,7 Kilometer Wasserleitungen verlegt werden.

Die bevorstehende Energiewende erfordere optimierte Energienetze, so der kommunale Versorger. So soll auch die Knotenpunktstation an der Breite Straße eine neue Schaltanlage für eine Millionen Euro erhalten.

Seit dem 1.1. wird der Strom an den Ladesäulen für Elektro-Autos abgerechnet. Wer an einem der 26 Ladepunkte „auftanken“ möchte, braucht seitdem eine Ladekarte. Erhältlich ist sie auf der Stadtwerke-Webseite für E-Mobilität unter https://witten.stadtwerkedrive.de/

Trotz allen Engagements für Nachhaltigkeit sind die Stadtwerke über ihre Muttergesellschaft, die Energie- und Wasserversorgung Mittleres Ruhrgebiet (ewmr), weiterhin am Steinkohlekraftwerk Lünen beteiligt. „Wir sind über langfristige Verträge verpflichtet, dort Strom abzunehmen“, erläutert Geschäftsführer Schumski.

Diese laufen noch bis 2032 – wobei das Werk nach dem Kohleausstiegsgesetz voraussichtlich schon 2030 oder 2031 vom Netz gehen wird. Die Stadtwerke würden diesen Strom allerdings nicht beziehen, sondern an der Börse verkaufen, versichert Schumski.

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