Langenberg. Vom Bücherwurm zur Wirtschafts-Expertin: Enters-Krämer aus Langenberg erhielt das Verdienstkreuz am Bande. Warum sie trotzdem bescheiden bleibt.
Im Velberter Forum haben sich Vertreter der Stadtverwaltung, Ehrenamtler, Familie und Freunde versammelt, um das Lebenswerk von Elvira Enters-Krämer zu feiern. Stolz, aber dennoch bescheiden, tritt die 77-Jährige ans Podium, richtet ihr Haar und lächelt verlegen, als ihr das Verdienstkreuz am Bande von Landrat Thomas Hendele angesteckt wird. Ihr Ehemann, Bernd Enters, schaut liebevoll von seinem Rollstuhl aus zu, streckt seine Hand so weit wie möglich aus, um als Erster zu applaudieren.
„Immer nur allein hinter den Büchern verschanzen, das kannst du nicht ewig“, mahnten Elvira Enters-Krämers Eltern sie immer wieder. Früher habe sich die damals 17-Jährige regelrecht hinter ihren Büchern versteckt, bis sie schließlich den Entschluss fasste, sich der katholischen Jugend von St. Maximilian in Düsseldorf anzuschließen. Von diesem Moment an hörte ihr Engagement, das Ehrenamt und die Hilfe für Menschen in Not, nicht mehr auf. Über Jahrzehnte hinweg setzte sie sich für das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Freiwilligen Agentur Velbert, die Kolpingsfamilie Langenberg sowie die Koordinationsgruppe „Senioren-AG“ ein. Auch die Liebe spielte eine wesentliche Rolle, als sie 1979 von Düsseldorf nach Langenberg zog.
Flüchtlingskrise, Wassereinbruch und mehr: Viele Herausforderungen für die gebürtige Düsseldorferin
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Mit ihrer Expertise als gelernte Bankkauffrau und in der Wirtschaftsprüfung half sie dem DRK-Ortsverband Langenberg als Schatzmeisterin enorm, auch in Krisenzeiten. So unterstützte sie unter anderem die Betreuungs- und Verpflegungsmaßnahmen des DRK während der Flüchtlingskrise in 2015. Zudem schuf sie eine neue Unterkunft mit Unterbringungsmöglichkeiten für die aktiven Helferinnen und Helfer, nachdem die langjährige Unterkunft und Ausbildungsstätte aufgrund von Wassereinbruch und Schimmelbefall aufgegeben werden musste. „Und dabei habe ich die ganze Zeit in Vollzeit gearbeitet“, erzählt die Rentnerin mit einem Lachen. „Es war für mich einfach keine Belastung, sondern etwas, was ich gerne gemacht habe. Man bekommt auch alles wieder zurück“, erklärt sie.
Enters-Krämers Blick schweift durch den Saal und bleibt schließlich an ihrem Ehemann hängen. „Er hätte eigentlich den Orden verdient“, sagt sie. Im Juli feiern sie ihren 50 Hochzeitstag. Auch Bernd Enters engagierte sich lange im DRK und inspirierte sie dazu, sich anzuschließen. Doch 2020 erlitt er einen Schlaganfall und kann sich seitdem nur eingeschränkt bewegen. „Das stört ihn sehr. Aber wir haben Freunde, die uns sehr helfen“, sagt sie.
Verdienstkreuz in Velbert: So lange dauert das Verfahren
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„Siebenmal im Jahr haben wir die Chance, Menschen mit besonderen Leistungen für unsere Gesellschaft mit diesem Verdienstkreuz auszuzeichnen“, erklärt Oberbürgermeister Dirk Lukrafka. Trotzdem äußert er Kritik an der langen Dauer der Verfahren: „Wir möchten ja das Lebenswerk der Menschen würdigen und in der Regel sind die schon im fortgeschrittenen Alter.“ Teilweise sollen die Verfahren drei bis fünf Jahre dauern, das Verfahren für Elvira Enters-Krämer sei 2020 eingeleitet worden. Erst vor sechs Wochen habe die Rentnerin den Anruf erhalten, dass sie mit dem Verdienstkreuz am Bande ausgezeichnet werden soll. „Das konnte ich erst gar nicht glauben. Man bekommt ja sonst alle möglichen Anrufe“, sagt sie und lacht.