Velbert. Vermutlich werden zum Kita-Jahr 2025/26 in Velbert wieder Elternbeiträge erhoben. Über diese Frage hinaus stehen aber noch größere Probleme an.

Sowohl sozialpolitisch als auch haushaltspolitisch war das komplette Streichen der Elternbeiträge für Kindertagesstätten eine Torheit. Dieser Doppelfehler wird jetzt, keine drei Jahre später, zum Kita-Jahr 2025/26 wohl wieder korrigiert und in Teilen revidiert. In Teilen deshalb, weil Gebühren absehbar nicht bei jedwedem Einkommen fällig werden dürften. Und es auch nicht sollen!

Die Zeit in Velbert zurückdrehen

CDU und Grüne haben sich nunmehr der unbequemen Aufgabe verschrieben, die Zeit ein wenig zurückzudrehen; sie werden in der Beliebtheitskala der Eltern, die sich zwischenzeitlich an die Gebührenfreiheit gewöhnt haben, gewiss nicht aufsteigen. Jemandem eine (scheinbare) Wohltat wieder wegzunehmen, ist bekanntlich nicht besonders populär.

Haushalt ist schon ganz lange in Bedrouille

Bei den Velberter Grünen stellt sich allerdings auch die Frage, wie es eigentlich um die Halbwertszeit, also das Verfallsdatum, ihrer Positionen und Beschlüsse bestellt ist. Gehörten sie doch in 2021 zum damaligen Sechser-Bündnis, das die Kita-Gebühren abgeschafft hat. Das gilt übrigens ebenso für die Wählergemeinschaft UVB, die sich jüngst gleichfalls gegen Beitragsfreiheit positioniert hat - gemeinsam mit Velbert anders wird‘s mehrheitsfähig. In diesem Zusammenhang heute mit der Haushaltsmisere der Stadt zu argumentieren, ist jedoch reichlich bizarr. Die Finanzen waren in 2021 kaum minder besorgniserregend. Bei Lichte betrachtet eigentlich sogar noch viel länger.

Gutverdiener können auch bezahlen

So mancher Bericht aus Velberter Kitas lässt aufhorchen - und stimmt nachdenklich.
So mancher Bericht aus Velberter Kitas lässt aufhorchen - und stimmt nachdenklich. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

Wenn Eltern ihr Kind Kita-versorgt wissen und sie maßgeblich dadurch beide berufstätig sein und gutes Geld verdienen können, ist es nicht einzusehen, dass dafür die Allgemeinheit einsteht. Das darf gerne auch einen Beitrag kosten. Mit Augenmaß bemessen und sozial gestaffelt. Befürworter einer kompletten Gebühren-Freiheit sollten Berichte zur Lage vor Ort, derenzufolge mittlerweile „selbst nicht berufstätige Frauen“ ihre Kinder bis Toresschluss im Kindergarten „abladen“ und das volle 45-Stunden-Paket nur allzu gerne in Anspruch genommen wird, zumindest nachdenklich stimmen. Womöglich sind Gebühren ja sogar ein Schritt zur Entlastung von Kitas und ihrem Personal?

Größere Probleme und Fragen stehen an

Angesichts wesentlich dickerer Bretter, die es absehbar zu bohren gilt, sind die Beiträge für Kitas allerdings eher ein Kinderspiel. Wer baut die dringend benötigten zusätzlichen Einrichtungen angesichts der immensen Lücke zwischen Baukosten und Förderung? Wo kommt das rare Personal her? Sind die gewohnten Standards überhaupt zu halten? Das wird spannend und nicht lustig. Da hilft dann auch kein stereotypisches Phrasen-Geschwurbel mehr, mag es noch so treuherzig vorgetragen werden.