Langenberg. Noch einmal gemeinsam Gottesdienst feiern: In Velbert-Langenberg hat sich eine katholische Gruppe aufgelöst – nach mehr als 160 Jahren.
In Langenberg geht eine Ära zu Ende: Nach mehr als 160 Jahren hat die Kolpingsfamilie beschlossen, sich aufzulösen. Zum letzten Mal trafen sich die verbliebenen Mitglieder am vergangenen Wochenende zum gemeinsamen Gottesdienst.
„Wir sind zu wenige und zu alt“, sagt Elvira Enters, deren Mann Teamsprecher der kirchlichen Vereinigung ist. „Die beiden jüngsten sind kurz vor 60, danach kommt lange nichts. Und keiner will mehr Posten übernehmen.“
Die Kolpingsfamilie Langenberg zählte zum Schluss noch 17 Mitglieder
Statt „weiterhin so vor uns hinzudümpeln, haben wir daher lieber Nägel mit Köpfen gemacht“, sagt die 77-Jährige Langenbergerin. 17 Mitglieder zählte die Kolpingsfamilie Langenberg zum Schluss, „aktiv waren vielleicht noch zehn.“ Alle anderen seien hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen – so wie ihr Mann Bernd.
Was bleibt, sind eine Menge schöner Erinnerungen, eine bewegte Geschichte – und der Stammtisch. „Den behalten wir bei“, sagt Elvira Enters: An jedem dritten Montag im Monat ab 14.30 in der Begegnungsstätte St. Michael am Froweinplatz.
Stammtisch bleibt erhalten
„Wir möchten ja den Kontakt untereinander weiter halten“, sagt die engagierte 77-Jährige. Andere Städte hätten es vorgemacht, zum Beispiel Hochdahl. „Die treffen sich auch immer noch regelmäßig“, erzählt Elvira Enters, „nur kegeln klappt nicht mehr“, fügt sie schmunzelnd an.
Insgesamt 164 Jahre lang hat es die Kolpingsfamilie in Langenberg gegeben, die Gründungsurkunde vom 16. Februar 1859 hat sogar noch Adolph Kolping höchstpersönlich unterschrieben. „Das hat nicht jeder“, sagt Elvira Enters, ein wenig Stolz schwimmt in der Stimme mit. „Die Urkunde kommt jetzt ins Archiv.“
Andere Gegenstände, etwa die Fahnenstangen mit dem Kolpinglogo an der Spitze, gehen nach Velbert, denn da ist die Kolpingsfamilie noch aktiv. „Die können das gut brauchen, zum Beispiel für die Kolpingjugend“, sagt Elvira Enters.
Rückblick auf schöne Jahre in der Kolpingsfamilie
Die gebürtige Düsseldorferin ist seit 2010 in der Gemeinde St. Michael aktiv, zunächst in der Begegnungsstätte, später bei Kolping. „Mein Mann war schon da, also habe ich auch mitgemacht.“ In der Gemeinde, sagt sie, hätte Kolping viel gemacht.
„Wir haben das Pfarrfest mitorganisiert – oder sehr schöne Karnevalsfeiern. Auch die Fahrten waren toll.“ Unter anderem ging es in einem Jahr nach Israel. „Was das Vereinsleben anbelangt, waren wir eigentlich immer dabei.“
Auch an der Ursprungsidee des Kolpingwerkes – Bildung für alle – habe Langenberg lange festgehalten. Aber dann fehlten die Leute „und für Dozenten hat es sich nicht gelohnt, extra für drei, vier Leute aus Köln zu uns zu kommen.“ Daher sei zum Schluss „eigentlich nur noch der gesellige Teil geblieben“.
Lob für Pfarrer Ulrich Herz
Besonderes Lob hat Elvira Enters für Pfarrer Ulrich Herz. „Der ist ja selber Kolpingmitglied, allerdings in seiner Heimatgemeinde.“ Was vollkommen in Ordnung sei. „Einsatzorte in der Kirche wechseln, aber die Heimat bleibt Heimat.“
Als Ulrich Herz dann nach Langenberg kam, „haben wir ihn direkt gefragt, ob er das Amt des Präses übernehmen wollte“, erinnert sie sich. Das war nämlich zu der Zeit schon länger nicht besetzt gewesen. Wollte er, „und er hat bei uns so richtig Schwung reingebracht“, erzählt sie, ein Lächeln im Gesicht.
„Er war ein engagierter Präses, hatte auch immer tolle Ideen. Es hat uns sehr gefreut, dass er sich so für uns eingesetzt hat.“ Auch habe er zum Stiftungsfest immer den Gottesdienst gehalten, „selbst wenn wir nur noch als kleiner Kreis daran teilnehmen konnten“.
Und so hat er nun auch den letzten gemeinsamen Gottesdienst geleitet, im Pfarrsaal von St. Michael. Diesmal allerdings nicht nur, weil lediglich noch zehn Mitglieder der Kolpingsfamilie teilnehmen konnten, sondern hauptsächlich deswegen, weil die Kirche St. Michael nach dem Krippenbrand nach wie vor gesperrt ist.
>>>Das Kolpingwerk<<<
Das Kolpingwerk Deutschland ist der größte Nationalverband von Kolping International. Die Basis des Verbandes bilden die Kolpingsfamilien.
1850 schlossen sich auf Anregung Adolph Kolpings drei dieser Kolpingsfamilien zum „Rheinischen Gesellenbund“ zusammen, dem Vorläufer des heutigen Verbandes.
Heute engagiert sich das Kolpingwerk unter anderem in der Jugend- und Erwachsenenbildung, und in der katholischen Jugend- und Seniorenarbeit.
Von 1986 bis 2004 war Heinz Schemken Vorsitzender des Kolpingwerkes Deutschland.