Langenberg. Fast jeder Zweite hat Angst davor, Erste Hilfe zu leisten. Auch aus Sorge, für Fehler verklagt zu werden. Diese Sorge ist aber unbegründet.

Immer mehr Menschen haben laut neuesten Umfragen Angst davor, Erste Hilfe zu leisten. Sie fürchten, etwas falsch zu machen und nach der Hilfe juristisch belangt zu werden. Aber: „Es hat bis heute noch keinen Ersthelfer gegeben, der wegen einer Maßnahme verurteilt worden ist“, beruhigt Markus Gaßner. Er ist stellvertretender Vorsitzender des Ortsverbandes Langenberg beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Und das gelte nicht nur für Deutschland, sondern zumindest auch für die EU-Länder.

„Das einzige, was man falsch machen kann, ist gar nicht helfen“, fährt er fort. Und: Erste Hilfe fange schon ganz niederschwellig an. „Zum Beispiel den Notruf wählen“, sagt er. Oder, ergänzt Tim Schmidt, „Einfach da sein.“

Meist reichen Kleinigkeiten bei der Ersten Hilfe

Tim Schmidt ist hauptberuflicher Ausbilder für Erste Hilfe, kennt sich also bestens im Thema aus. „In 80 Prozent der Fälle“, sagt er, „reicht es schon, sich einfach neben einen Verletzten zu setzen, die Hand auf die Schulter zu legen, vielleicht mal ein Pflaster zu kleben.“

Für eine Patientin oder einen Patienten sei diese Zuwendung sehr wichtig. „Man reguliert die ganze Situation dadurch etwas runter.“ Klar, sagt Tim Schmidt, wer als Ersthelfer an einem Unfallort ankomme, „der steht unter Stress“. Aber: „Für die Verletzten ist die Situation genauso stressig – und denen geht es auch noch schlecht.“

Regelmäßige Kurse für Ersthelfer beim DRK in Velbert

Kümmere sich dann jemand, beruhige das enorm. „Patienten bauen tatsächlich sogar eine Art Beziehung zu einem Ersthelfer auf“, sagt Tim Schmidt. Das hätten Studien gezeigt. Deshalb plädiere er in seinen Kursen auch immer dafür, dass Ersthelfer möglichst bei einem Verletzten bleiben, mindestens bis der Rettungsdienst eintrifft: „Ersthelfer sind wie Schutzengel. Und sie legen das Fundament für die erfolgreiche Arbeit des Rettungsdienstes.“

Damit das gelingt, bietet das DRK regelmäßig Ersthelfer-Kurse an. Und auch die sind inzwischen ganz anders aufgebaut, sagt Tim Schmidt. „Wir wollen die Hemmschwellen abbauen. Deswegen sind die Inhalte deutlich weniger reglementiert.“

Notruf: Disponenten begleiten am Telefon

Daran denkt wohl jeder zuerst beim Stichwort Erste Hilfe – doch Reanimationen sind eher selten. Viel häufiger reiche es schon, einen Verletzten anzusprechen, sich dazu zu setzen, sagen die Ausbilder vom DRK Velbert-Langenberg.
Daran denkt wohl jeder zuerst beim Stichwort Erste Hilfe – doch Reanimationen sind eher selten. Viel häufiger reiche es schon, einen Verletzten anzusprechen, sich dazu zu setzen, sagen die Ausbilder vom DRK Velbert-Langenberg. © DRK

Als Beispiel nennt er die stabile Seitenlage: „Wichtig ist, dass der Kopf der tiefste Punkt des Körpers ist und dass die Person nirgendwo drauf liegt.“ Wie Ersthelfer den Menschen nun in die Position bekommen, sei relativ egal. „Wir zeigen im Kurs nur, welche verschiedenen Hebel es gibt.“

Geändert hat sich auch, wie der Kontakt zu den Disponenten in der Rettungsleitstelle ablaufen. „Früher“, sagt Thomas Schuh, ebenfalls Ausbilder, „mussten die Leute die den Notruf absetzen, die W-Fragen beantworten können. Das war zusätzlicher Stress.“

Inzwischen sei es so, dass „die Disponenten am Telefon bleiben, die Fragen selbst stellen und die Ersthelfer auch Schritt für Schritt begleiten.“ Das sorgt für zusätzliche Sicherheit. „Außerdem“, ergänzt Markus Gaßner, „sind Ersthelfer immer über die Berufsgenossenschaft versichert.“

Über Alternativen nachdenken

Und er betont erneut: „Es ist noch keiner verurteilt worden.“ Statt also sich Gedanken zu machen, was bei der Ersten Hilfe „alles kaputt gemacht werden kann, sollte man sich lieber fragen, was die Alternative ist“, sagt der erfahrene Rettungsdienstler. „Beispiel Reanimation: Ja, ich kann dem Menschen eine Rippe brechen, aber die Alternative wäre der Tod. Also sollte die Entscheidung doch leicht fallen.“

Außerdem, fügt er gleich an, Reanimationen kämen ohnehin nur ganz selten vor. „Ich habe in meinen Kursen noch niemanden gehabt bislang, der bei einer Reanimation dabei gewesen ist“, sagt auch Tim Schmidt. Auch Thomas Schuh hat ähnliche Erfahrungen gemacht: „Ich habe selbst einmal reanimieren müssen.“

DRK rät: Wenn vorhanden, AEDs nutzen

Wenn vorhanden sollten AEDs genutzt werden. Die sind in immer mehr Gebäuden vorhanden – hier etwa testen die Lehrerin Julia Schweitzer, links, und Wolfgang Schüss, Vertriebsleiter von Medical Industries, einen voll automatisierten Defibrillator am Gymnasium Langenberg.
Wenn vorhanden sollten AEDs genutzt werden. Die sind in immer mehr Gebäuden vorhanden – hier etwa testen die Lehrerin Julia Schweitzer, links, und Wolfgang Schüss, Vertriebsleiter von Medical Industries, einen voll automatisierten Defibrillator am Gymnasium Langenberg. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Abgesehen davon, sagen die Experten vom DRK, gebe es an immer mehr öffentlichen Orten und in immer mehr Firmen so genannte AEDs – voll automatisierte Defibrillatoren: „Wenn so ein Gerät in der Nähe ist – unbedingt benutzen. Das ist idiotensicher und leitet selbst durch die ganze Abfolge.“

Alles in allem helfe es , regelmäßig das Wissen aufzufrischen, nicht nur, wenn man das aus beruflichen Gründen müsse: „Es ist wie bei so Vielem“; sagt Ausbilder Tim Schmidt: „Automatismen einüben hilft im Ernstfall ungemein dabei, einen kühlen Kopf zu bewahren.“

Eine Übersicht unter anderem über anstehende Kurse bietet der DRK-Ortsverein Langenberg auf seiner Homepage: www.drk-langenberg.info.

>>>DRK vor Ort

Markus Gaßner vom Langenberger DRK und Christian Krebber vom DRK Essen sind am Dienstag, 21. Februar, um 14.30 Uhr zu Gast in der Begegnungsstätte der katholischen Gemeinde St. Michael am Froweinplatz 4.

Die beiden informieren dann über den Hausnotruf und den Mobilruf. Die Teilnahme ist kostenfrei, wer Kaffee und Kuchen haben möchte, wird um einen kleinen Kostenbeitrag gebeten.