Neviges. Leonore und Kurt Hörter aus Tönisheide sind seit 60 Jahren glücklich verheiratet. Und sind immer noch gern mit ihrem Wohnwagen unterwegs.
An der Wand ihres Eigenheimes an der Wimmersberger Straße hängen kleine Fingerhüte aus Porzellan, insgesamt 281 an der Zahl. „Einer aus jeder Stadt, in der wir waren. In Dubai gab es keine, aber eine Freundin brachte uns später einen mit, zählt ja dann auch“, sagt Leonore Hörter und lächelt. Reisen rund um die Welt, das ist die große Leidenschaft von Leonore und Kurt Hörter aus Velbert-Tönisheide. Und im Urlaub, so sagen beide nicht ganz ernst gemeint und augenzwinkernd, verbringen sie auch die meiste Zeit miteinander. „Eine Ehe hält am längsten, je seltener man sich sieht“, meint Leonore Hörter (79) heiter, und Ehemann Kurt (82) lacht. Das Rezept funktioniert: Am 10. April feierten die Hörters Diamanthochzeit, sind dann 60 Jahre glücklich verheiratet.
Zum Ehrentag gratuliert der zweite stellvertretende Bürgermeister Emil Weise, gefeiert wird Ende April im Restaurant „Kleine Schweiz“. Das Traditionshaus liegt nur ein paar Kurven weiter die Straße herunter, es ist für die Hörters die gute Stube für Familienfeste aller Art. „Ich werde dann auch 80, das feiern wir gleich mit“, erzählt die Jubilarin. Aber erst steht an jenem Wochenende noch ein Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Tönisheide an, denn auch wenn die Hörters am 10. April 1964 in der Christuskirche in Velbert-Mitte geheiratet haben: Tönisheide ist ihr Lebensmittelpunkt.
Gefunkt hat es auf einer Geburtstagsfeier in Velbert
Kurt Hörter, der Maschinenbau studiert hat und später Leiter der EDV-Abteilung bei Siemens in Essen-Werden war, ist hier aufgewachsen. Ehefrau Leonore stammt aus Wurzen bei Leipzig, 1958 floh sie mit ihrer Mutter in den Westen, ihr Vater lebte da schon ein Jahr in Velbert-Mitte. „Ich habe mit 14 Jahren meine Lehre als Einzelhandelskauffrau gemacht, kennengelernt hatten wir uns im März 1961 auf der Geburtstagsfeier einer Bekannten, da war ich noch 16. Ja, wir haben uns einfach gemocht, das ergab sich so“, erinnert sich die Jubilarin. Und ihr Kurt weiß noch: „Zum Geburtstag schenkte ich ihr damals die Platte: Mit 17 hat man noch Träume.“
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Bei Verspätung gab es Hausarrest
Schön sei die Zeit gewesen, Ausflüge mit dem Motorrad, Händchenhalten in der Eisdiele, beide tanzten leidenschaftliche gern. Und eine aufregende Zeit, zuweilen auch ganz schön anstrengend, erinnert sich Leonore Hörter: „Ich musste um Punkt 21 Uhr zu Hause sein, schon bei fünf Minuten Verspätung gab es Hausarrest.“ Aufregend und ereignisreich auch die Tage kurz vor der Hochzeit. „Wir mussten heiraten“, sagt Kurt Hörter amüsiert und stellt gleich klar: „Nicht, was Sie denken. Wir hätten sonst die Wohnung hier nicht bekommen.“ Die Wohnung im Haus seiner Eltern, die sonst anderweitig an fremde Leute vermietet worden wäre. Denn „wilde Ehe“, das sei 1964 eben undenkbar gewesen.
Enkelin Lea geht gern mit auf Tour
Das Haus an der Wimmersberger Straße ist auch jetzt noch Mittelpunkt der Familie Hörter: Sohn Torsten, geboren 1970, lebt mit Ehefrau Melanie und Tochter Lea im Erdgeschoss, man hilft und unterstützt sich. Und die 14-jährige Lea zeigt ohne große Worte, dass sie ihre Großeltern ziemlich cool findet: „Seit sie vier ist, fährt sie jedes Jahr mit uns in den Urlaub.“ Ob Trips mit dem Wohnwagen oder letztens zu Silvester eine Kreuzfahrt von Mallorca über Madeira bis zu den Kanarischen Inseln, mindestens eine Tour im Jahr mit Oma und Opa muss sein.
Das Ehepaar liebt Reisen um die Welt
„Mit dem Wohnwagen sind wir seit 50 Jahren unterwegs, haben mittlerweile unseren dritten“, erzählt Leonore Hörter, früher ging man viermal im Jahr auf Tour, mittlerweile immerhin noch zweimal. „Unser nördlichstes Ziel in all den Jahren war das Nordkap, das südlichste die Peleponnes in Griechenland. Sonst Spanien, Ungarn, und natürlich Nord- und Ostsee.“
Dazu viele Flugreisen rund um die Welt, etwa nach Südafrika, Thailand, zu den Malediven, nach Dubai, auch an die Schiffstour auf der Wolga von Moskau nach Petersburg denken die Hörsters gern. In letzter Zeit sind die zwei Globetrotter ein bisschen ruhiger geworden. „Das lange Sitzen fällt mir langsam schwer, man wird nicht jünger“, sagt Kurt Hörter. Und zu Hause in Tönisheide haben die beiden wahrlich keine Langeweile.
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Seit 50 Jahren Kassierer beim Bürgerverein
So ist Kurt Hörter seit nunmehr 50 Jahren Kassierer beim Bürgerverein Tönisheide, hält auch den 2300 Quadratmeter großen Garten inklusive Treibhaus in Schuss. „Das ist mein Hobby“. Ehefrau Leonore malt leidenschaftlich gern, ansonsten halten die Zwei es mit dem anfangs erwähnten Prinzip: Jeder macht das, wozu er Lust hat. „Ich gehe jeden Tag mit meinem Nachbarn Karl spazieren“, sagt Kurt Hörter, und seine Frau fügt vergnügt hinzu: „Dann hab ich meine Ruhe und schaue im Fernsehen Strafgericht.“ Ja, die Zwei verstehen sich prächtig. Und freuen sich schon auf ihre nächste gemeinsame Reise: „Mit dem neuen Wohnwagen ins Alte Land, zur Apfelblüte.“