Neviges. Daniel Froelich ist Tischler aus Leidenschaft, rettet Baumstämme vor dem Zerschreddern. Er hat nicht viele Kunden, doch die macht er glücklich.
Bäume retten, die einfach nicht mehr zu retten sind, das kann er nicht, dafür ist es zu spät. „Aber ich führe sie einer neuen Bestimmung zu, sie werden nicht zerhäckselt. Und das ist ein gutes Gefühl.“ Daniel Froelich aus Velbert-Neviges ist Tischler aus Leidenschaft. Und hat mit „einer Nische“, wie er es selbst nennt, sein Glück gefunden. Der 43-Jährige schafft in seinem Ein-Mann-Betrieb Schönes aus Bäumen, die, aus welchen Gründen auch immer, gefällt wurden. Weil sie nicht mehr standfest waren und somit zur Gefahr für Fußgänger oder Autofahrer wurden, einem der vielen Stürme zum Opfer fielen.
Lesen Sie auch
- Velberter Geschäftsidee: Lisa Gleißner ist „Schneeweißchen“
- In der Tischlerei Häger boomt nicht nur der Küchenbau
- Alles aus Stahl: Zwei Freunde in Velbert auf der Überholspur
Die Gründe, warum Baumstämme auf dem Hof der Gewerbestraße 19 landen, sind so vielfältig wie die Kundschaft: „Viele Bauern, auch Baumdienste. Oder auch ganz normal Privatleute.“ Die überglücklich seien, wenn der alte Obstbaum, den einst ihr Urgroßvater gepflanzt hat, künftig in anderer Form einen Ehrenplatz im Wohnzimmer bekommt . „Das werden Tische oder auch Hocker, die gibt‘s kein zweites Mal, die sind absolut individuell. Das ist immer so schön zu sehen, wie die Leute sich freuen, dass etwas von ihrem Baum bleibt.“ Wie jener Landwirt aus der Umgebung, der ihm eine 150 Jahre alte Eiche brachte, die im Sturm gefallen war. „Ich schneide die erstmal auf Wunschmaß, dann wird man weitersehen.“ Wer einen größeren Garten hat: Aus gefällten Bäumen können auch schöne Spielgeräte für Kinder entstehen.
Tischler aus Velbert hilft Hobby-Handwerkern gern weiter
Und wer sich daheim selbst als Möbeldesigner versuchen möchte, also den Stamm nur bei Daniel Froelich abgibt und mit den Scheiben wieder vom Hof fährt, bekommt auf Wunsch gratis jede Menge Tipps. „Klar, das mache ich gern. Wenn die mir sagen, was sie vorhaben, dann helfe ich weiter,“ sagt Daniel Froelich, der zu jenen beneidenswerten Menschen zu gehören scheint, die mit sich und der Welt völlig im Reinen sind. „Glück, was ist Glück? Glück ist für mich schon, hier in der Sonne zu sitzen, mit Ihnen zu reden, meine Arbeit selbst einteilen zu können.“ Und Glück, eine tiefe Zufriedenheit, die verspüre der Vater dreier Kinder immer dann, wenn er über einen Baumstamm streicht.
Kontakt per Telefon
Tischlerei Daniel Froelich, Gewerbestraße 19 in Velbert-Neviges. Wer Holzstämme geschnitten oder vielleicht sogar zu Möbelstücken verarbeitet haben möchte: Daniel Froelich hat noch Kapazitäten. Kontakt unter 0157 714 89012.
Daniel Froelich designt auch Terrassenmöbel und Spielgeräte. Zu den Kosten: Abgerechnet wird nach Tischler Stundensatz.
Jedes Holz hat seine eigenen Vorzüge
So hat er sich regelrecht verguckt in eine mächtige Platane, die noch kürzlich an der Ruhrallee in Essen stand. „Die kommt vom Kettwiger Baumdienst, hab ich denen abgekauft. Und jetzt gehört der Stamm mir.“ Und wird gerade von der hochmodernen Blockband-Säge bearbeitet. Jenem Gerät, das am wichtigsten in seinem kleinen Betrieb ist und typischerweise draußen steht. Denn wenn der Naturliebhaber Froelich schon nicht den ganzen Tag im Wald sein kann, dann zumindest an der frischen Luft. „Das werden individuell geformte Couchtische, jede Scheibe ist ja anders.“ Gibt es irgendein Holz, das er am liebsten mag, weil es sich besonders eignet? Froelich schüttelt den Kopf: „Nein, jedes Holz hat seine Vorzüge. Und wenn ich die nicht kenne, dann nur, weil ich zu wenig darüber weiß.“
Mehr aus Neviges und Tönisheide
- Neue Wohnungen in Velbert: Wenige Objekte sind noch zu kaufen
- Nudeln und Salate zum Festpreis: „All you can eat“ in Velbert
- 41 Millionen Euro für Velbert-Neviges: Das plant die Stadt
- Anwohner in Velbert: Kommt die Straßenlaterne, gibt‘s ein Eis
Vor drei Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt
Seit drei Jahren führt Daniel Froelich, der mit seiner Familie in Tönisheide wohnt, seinen Ein-Mann-Betrieb. Geboren in Neviges, aufgewachsen bis zum neunten Lebensjahr in Neuseeland, besuchte er nach der Rückkehr der Eltern die Grundschule an der Ansembourgallee. Nach der Tischlerlehre im Betrieb Bernd Einig in Langenberg arbeitete er eine Weile im väterlichen Betrieb in einer Industrie-Bedarfs-Schreinerei. „Aber nur weil man etwas gut kann, heißt es noch lange nicht, dass man es auch machen möchte“, so lautet dazu sein Kommentar.
Ausschlaggebend für seinen weiteren Werdegang war ein dicker Klotz Tropenholz, der ursprünglich aus einem Brückenpfeiler stammte. „Ich fand aber damals niemanden, der ihn mir zerlegen wollte.“ Doch das Holz hatte es ihm einfach angetan, was also tun? Kurzerhand kaufte sich der Tischler Ende 2020 jene wuchtige Blockband-Säge, wagte dann 2021 den Sprung in die Selbstständigkeit. „Was ich jetzt mache, da hab ich total Bock drauf“, sagt der Holzliebhaber strahlend. Mit 40 Jahren fand Froelich sein berufliches Glück.