Neviges. Ursula und Bernd Schneider aus Velbert-Neviges feiern Diamanthochzeit. Wie sich das Jubelpaar einst kennengelernt hat, ist eine sagenhafte Story.

Sie sind völlig verschieden und ergänzen sich daher ganz wunderbar. Ein Leben ohne den anderen – nein, das mögen sich Ursula und Bernd Schneider aus Velbert-Neviges nicht vorstellen. „Als sie letztens ein paar Tage im Krankenhaus war, da hab ich nachts nicht schlafen können, ich hab kein Auge zugekriegt“, sagt Bernd Schneider. Und da bekommt der „lustige Typ, die Frohnatur“, wie er selbst sagt, plötzlich ganz feuchte Augen.

Vor genau 60 Jahren, am 10. Mai 1963, haben sich die beiden auf dem Standesamt in Velbert das Ja-Wort gegeben. Ihre Diamanthochzeit wollen sie im Juli oder August mit einer großen Gartenfete hinter ihrem Haus an der Wilhelmstraße feiern. Das passt, die kirchliche Trauung war im August 1963 in der Christuskirche in Velbert.

Jubilar arbeitete einst in Velbert im Tiefbau

Vor 60 Jahren haben sich Bernd und Ursula Schneider in Velbert das Ja-Wort gegeben. Nach dem Standesamt ging’s zum Fototermin ins Grüne.
Vor 60 Jahren haben sich Bernd und Ursula Schneider in Velbert das Ja-Wort gegeben. Nach dem Standesamt ging’s zum Fototermin ins Grüne. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

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An der Wilhelmstraße wohnen die Schneiders – beide sind 82 Jahre alt – seit 1985, haben hier zwei Häuser gekauft. Und, Ehrensache, alles in Eigenregie renoviert. Er sei halt arbeitswütig, sagt der gebürtige Velberter, der früher im Tiefbau und Straßenbau beschäftigt war, und Ehefrau Ursula lächelt liebevoll-nachsichtig. Mal die Füße hochlegen, das kommt dem begeisterten Segler nicht in die Tüte. Ausgeruht wird höchstens im Urlaub, und auch da kurven die Schneiders gern mit ihrem Wohnwagen quer durch Europa. „Wir schauen uns verschiedene Städte an, besuchen auch mal Konzerte.“ Ende September geht es wieder auf Tour, bis Mai 2024 zum Überwintern im sonnigen Spanien.

Gemeinsam auch Schicksalsschläge überwunden

Vor den Traualtar schritten Bernd und Ursula Schneider im August in der Christuskirche in Velbert.
Vor den Traualtar schritten Bernd und Ursula Schneider im August in der Christuskirche in Velbert. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Zum Glück lebt Tochter Bettina (57) im gleichen Haus, achtet auf die Post, hält den Garten in Schuss. Auch Tochter Stephanie (54) wohnt in der Nähe; sie alle inklusive Enkelin Lara und vieler Freunde und Bekannten freuen sich schon auf das zünftige Gartenfest. Nicht nur an diesem besonderen Tag vermissen Ursula und Bernd Schneider schmerzlich einen geliebten Menschen: Sohn Frank, das älteste der drei Kinder, ist vor Jahren gestorben. Wunden, die nie ganz verheilen. Schicksalsschläge, die noch mehr zusammenschweißen.

Paar lernte sich 1962 in Bremen kennen

Wie die Zwei sich einst im Sommer 1962 kennengelernt haben, ist drehbuchreif und könnte auch als Vorlage einer Komödie dienen: „Ich war in Bremen-Vahr bei der Bundeswehr, wir sind damals mit ein paar Kameraden losgezogen, in der Nähe wurde ein Sportplatz eingeweiht“, erinnert sich Bernd Schneider, kichert und schmunzelt, und seine Ulla, wie er seine Frau nennt, schüttelt den Kopf wenn sie an die folgende Geschichte denkt...

Verknallt und etwas „angetüddelt“

„Ich sah sie, lange Haare, schick angezogen, kurzes Kleid. Ja, sie sah toll aus“, erzählt Bernd Schneider. „Ich hab sie angeguckt, sie mich.“ Da er schon länger mit seinen Kumpeln auf Tour gewesen sei, „hatte ich ziemlich einen im Tee, das machte aber nichts. Wir haben uns für den nächsten Tag am Bremer Bahnhof verabredet.“ Der Treffpunkt war klar – die Glasvitrinen im Bahnhof – es kamen auch beide. „Ich wusste nur nicht mehr so ganz genau, wie sie aussah. Aber da stand eine hübsche Frau vor der Vitrine, die schaute mich an. Ja, das war sie dann.“ Beide lachen bei dieser Erinnerung, und nach diesem ersten Rendezvous ging alles ganz schnell. Man traf sich ein paar mal am Wochenende, Weihnachten 1962 wurde Bernd Schneider aus der Bundeswehr entlassen. Und die Herzdame machte eine klare Ansage: „Sie sagte damals: ,Ich kommen erst runter nach Velbert, wenn du eine Wohnung hast.’ Da musste ich mich dann beeilen, ich wollte sie ja nicht verlieren.“

Schnell eine gemeinsame Wohnung gefunden

Gesagt, getan, schon Neujahr wurde gemeinsam in Velbert gefeiert – Bernd Schneider ist keiner, der lange fackelt. Bald nach der Hochzeit kamen drei Kinder zur Welt, Bernd Schneider arbeitete im Tiefbau, kellnerte bei schönem Wetter am Baldeneysee. Mit dem Kauf eines Wohnmobils 1990 erfüllten sich die Schneiders einen Traum, waren seither viel auf Achse. „Neun Wochen Griechenland, dann mal Frankreich, Spanien, ach, das war alles so wunderschön“, erinnert sich Ehefrau Ursula. Dass sie ihr Gefährt kürzlich gegen einen Wohnwagen austauschten, habe nur einen Grund gehabt, wie der Jubilar erzählt: Die Schlaf-Koje sei für seine Frau nicht mehr bequem gewesen – und seiner Ulla soll es schließlich gut gehen, das ist für ihn am wichtigsten überhaupt.

Beide sind dankbar, einander gefunden zu haben – eben weil sie wie Feuer und Wasser sind. „Ich bin der Agile, sie holt mich runter“, sagt der 82-Jährige, und dabei streichelt seine Frau ihm liebevoll über den Arm. Einen Tipp für ein langes Eheglück hat er noch: „Es muss so sein, dass man sich unbedingt will. Dass man den anderen so richtig anziehend findet. Dann kann man heiraten.“ Und 60 Jahre gemeinsame gute Jahre verbringen.

>>>Besuch vom Bürgermeister

Diamanthochzeit feiern nach Auskunft der Stadt Velbert im Jahr 2023 voraussichtlich 142 Ehepaare.

Der zweite stellvertretende Bürgermeister Emil Weise besucht die Schneiders im Namen der Stadt und übergibt einen Blumenstrauß sowie einen Präsentkorb.