Neviges. Er hat Wirtschaftswissenschaft studiert und führt nun das „Graf Hardenberg“ in Neviges: Klassische griechische Küche auf hohem Niveau.

Die Stühle in dezentem Silbergrau, an der Wand hängen zahlreiche Fotografien. Sie zeigen keinen knallblauem Himmel, keine typischen weiß getünchten Häuser, wie es sonst in vielen griechischen Lokalen üblich ist. Sondern Landschaften und Porträts in warmen Sand- und Brauntönen. Alles hier ist von einer unaufdringlichen Eleganz – edel, aber nicht schicki-micki. Und mittendrin ein glücklich lächelnder Gastwirt: „Ja, das hier, das ist mein Traum. Die Fotos habe ich auch selbst gemacht. Ich bin am Ziel, ich bin angekommen“, sagt Ilias Georgiou. Seit insgesamt 26 Jahren führt er das Restaurant „Graf Hardenberg“ in Velbert-Neviges. Und das mit großem Erfolg. „Ich habe Stammgäste, die kommen aus Düsseldorf.“

Die anderen Teile der Gastro-Serie

In all den Jahren, so erzählt der 61-Jährige, habe er oft renoviert, habe viel Geld in seinen „Grafen“ gesteckt. „Ich wollte von Anfang an aus der Kneipe ein gut gehendes Restaurant machen. Und gerade in diesem Jahr, also 2023, hab ich noch mal richtig viel verändert. Und es kommt an, wir haben sehr gut zu tun.“ Wir, das sind neben dem Chef Ilias Georgiou, der jeden Gast bei Ankunft persönlich begrüßt, Sohn Evangelos (33) sowie fünf Angestellte und drei Aushilfen.

Sohn will Restaurant in Velbert-Neviges irgendwann übernehmen

Dass sein Sohn schon kräftig mitmischt und das Lokal irgendwann übernehmen wird, freut den gebürtigen Griechen. „Ein gutes Gefühl! Man weiß, wozu man das alles hier macht.“ Denn sein „Graf Hardenberg“, so sagt der 61-Jährige lächelnd, das sei schon „sein Baby“ – und das möchte er in besten Händen wissen, wissen, wenn er denn irgendwann mal ein bisschen kürzertritt.

Restaurant-Chef kam einst als Gastarbeiterkind nach Velbert

Ja, Ilias Georgiou brennt für die Gastronomie – dabei hatte er erst ganz andere Ideen, Lebensentwürfe, Visionen. Doch der Reihe nach: Als typisches „Gastarbeiterkind“, wie er selbst sagt, ist er 1971 aus Griechenland mit seinen Geschwistern und seiner Mutter nach Neviges gekommen. „Wir sind später nachgereist, mein Vater war Bergmann im Ruhrgebiet.“ Warum zog es die Familie ausgerechnet nach Neviges? „Hier lebten schon damals viele Griechen, ich schätze deshalb, man hatte Kontakte.“ Bereits seinen Vater zog es in die Gastronomie, als er nicht mehr unter Tage arbeitete: „Er führte damals die erste griechische Gaststätte in Neviges, direkt nebenan vom Graf Hardenberg.“

Abgeschlossenes Studium der Wirtschaftswissenschaft

Barkeeper Robin Jost unterstützt das Team im Velberter Restaurant „Graf Hardenberg“ im Service.
Barkeeper Robin Jost unterstützt das Team im Velberter Restaurant „Graf Hardenberg“ im Service. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zwar ging die Familie 1976 wieder in die Heimat nach Griechenland, doch den jungen Mann Ilias zog es zurück nach Neviges. In Deutschland sah er Chancen, Perspektiven. Und er nahm sein Leben in die Hand: „Ich habe an der Uni Wuppertal Wirtschaftswissenschaft studiert, habe auch einen Abschluss.“ Dass er seinen Job als Verkaufsleiter nach Jahren aufgab und 1997 mit seinem Bruder Spiros den „Graf Hardenberg“ übernahm, habe rein familiäre Gründe gehabt.

Nach und nach haben die beiden Brüder dann die ehemalige Kneipe zum Restaurant aufgebaut, seit 16 Jahren führt Ilias Georgiou den „Grafen“ allein. „In der Zeit hab ich öfters renoviert, jetzt ist es so, wie ich es mir immer gewünscht habe.“ Auf 150 Quadratmetern finden 90 Gäste Platz, dazu kommen 90 Plätze im Biergarten: „Der läuft auch gut, sobald das Wetter gut ist.“

Auch das kleine Hotel läuft gut

Das Restaurant „Graf Hardenberg“ wird seit 26 Jahren von der Familie Georgiou geführt.
Das Restaurant „Graf Hardenberg“ wird seit 26 Jahren von der Familie Georgiou geführt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dabei wären in der Traditionsgaststätte beinahe für immer die Lichter ausgegangen. „Der Lockdown durch Corona hat uns schon sehr zugesetzt. Zwei bis drei Monate länger, und wir hatten es nicht geschafft“, sagt der Gastwirt, der über eine bestimmte Investition in der Vergangenheit sehr glücklich ist: „Seit 2017 führen wir ja auch nebenan das Hotel mit acht Zimmer. Das hat uns in der Krise sehr geholfen, das war immer gut gebucht. Vor allem von Firmen-Mitarbeitern, Bauarbeitern. Auch heute noch. Touristen kommen eher weniger.“ Das Hotel sei während der Krise ein wichtiges Auffang-Netz gewesen.

Öffnungszeiten

Graf Hardenberg, Bernsaustraße 25, Velbert-Neviges. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 17 bis 22 Uhr, Montag Ruhetag.

Kontakt und Reservierungen unter 02053 41290 oder per Mail: georgiouilias1962@gmail.com. Mehr auf www.graf-hardenberg-neviges.com

Gäste lieben „Baby-Calamares“

Aber diese Zeiten sind zum Glück vorbei, Ilias Georgiou und Sohn Evangelos können wieder das tun, was ihnen Freude bereitet: „Gäste glücklich machen“, sagt der 61-Jährige und lächelt. „Bei uns läuft alles über Mundpropaganda. Egal, wer hier hereinkommt, er soll sich wohlfühlen, es muss alles rundherum stimmen.“ Für die „klassische griechische Küche auf hohem Niveau“, wie er es nennt, ist ein ausgebildeter Koch zuständig. Besonders beliebt seien die „Baby-Calamares“ und der „Bauern-Spieß“. Worauf er großen Wert lege: „Die Produkte müssen erstklassig sein, sonst nutzt der beste Koch nichts, und das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen.“ So gebe es im „Grafen“ nur selbst gemachte Pommes, keine Tütenware. „Eine Frau in der Küche schneidet nur Kartoffeln, die werden erst vorgebraten, dann frittiert.“ Sein eigenes Lieblingsgericht? „Rumpsteak“, sagt Ilias Georgiou, der überzeugt ist: „Qualität setzt sich durch, das honorieren die Gäste. Man muss nur Geduld haben.“

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