Neviges. In einem griechischen Restaurant in Velbert ist vieles außergewöhnlich: Gyros gibt’s nur am Wochenende. Noch immer feiern die Stammgäste Tassos.

An der Wand hängt neben der schmucken Eichentheke noch sein Stock, mit dem er immer durch sein Restaurant ging. Den er gern in der Hand hielt, wenn er vormittags mit einem Kaffee vor der Tür saß, die Sonne genoss. „Tassos“, wie alle den Gastwirt Anastasios Sitmalidis in Velbert nannten, starb im September 2020 mit 74 Jahren. Doch „Tassos“ lebt in den Köpfen und Herzen der Gäste weiter – noch heute heißt es in Neviges: „Wir treffen uns bei Tassos.“ Offiziell heißt die Gaststätte an der Bernsaustraße „Alter Bahnhof Neviges“, aber das sagt kein Mensch. „Ja, das hier, das war sein Leben, sein ganzer Stolz“, sagt Sohn Niko. „Mein Vater hat sich gewünscht, dass es weiter geht.“ Und das tut es – mit viel Liebe zur Tradition und Ideen für Neues.

Der „Alte Bahnhof Neviges“ wird in zweiter Generation von der Familie Sitmalidis geführt.
Der „Alte Bahnhof Neviges“ wird in zweiter Generation von der Familie Sitmalidis geführt. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

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Zur Tradition gehören ganz klar „Annas Spießchen“, die seit über 40 Jahren auf der Speisekarte stehen: „Schweine-Spieße, Kartoffel-Scheiben, frischer Krautsalat und Tzatziki, macht meine Mutter immer noch selbst.“ Der „Anna-Teller“ bleibt ebenso unverändert wie viele andere Familienrezepte, deren Geheimnis die 77-Jährige hütet wie einen Schatz und die außer Sohn Niko nur dessen Lebensgefährtin Ivonna kennt. „Wir machen hier alles zusammen, wenn es voll ist, hilft meine Mutter.“ Töchterchen Zoi, acht Jahre alt, übernimmt schon mal gern souverän die Terminplanung: „Montags ist geschlossen, dienstags gehen wir schwimmen.“ Papa Niko lächelt: „Ich war auch immer gerne hier, hab mit zehn Jahren geholfen. Aber sie soll mal etwas anderes machen.“

Stammgäste machen Musik in Velbert

Berühmt seit über 40 Jahren sind „Annas Spießchen“.
Berühmt seit über 40 Jahren sind „Annas Spießchen“. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Denn Gastronomie, das sei schon ein hartes Geschäft. Aber eben auch ein reizvolles: In der damaligen Kneipe „Küppers“, die sein Vater zuerst übernommen hatte – gelegen an der Ecke Bernsaustraße/Elberfelder Straße –, „da war immer Remmidemmi“. Die gute Stimmung habe Tassos dann in den „Alten Bahnhof“ mitgenommen, und natürlich auch die Stammgäste. „Die kommen noch heute, jeden letzten Sonntag im Monat. Mal 20, mal 30 Leute. Viele sind über 70, die essen, trinken und tanzen . Und feiern noch immer Tassos.“ Dem hätte gefallen, wie Sohn Niko den Spagat hinkriegt, Neues zu schaffen und die Tradition nicht zu vergessen.

Die Sport-Bar zieht um in die Halle

Der große Biergarten hat auch im Winter seinen Reiz.
Der große Biergarten hat auch im Winter seinen Reiz. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

„Wir haben die Karte verändert, von der Kneipe hin zum Restaurant.“ Nach wie vor gibt’s neben Schnitzel, Salaten und Currywurst natürlich viele traditionelle griechische Gerichte, das Gyros nach Familienrezept übrigens nur am Wochenende, den berühmten „Anna-Teller“ dagegen an allen Tagen. In Zukunft möchte Niko Sitmalidis das Potenzial dieses wunderschönen Gebäudes mehr ausschöpfen: So soll die „Sport-Bar“, von der gemütlichen Kneipe nur durch eine Schiebetür getrennt, ebenfalls zum Restaurant umfunktioniert werden. Zurzeit treffen sich hier die Fußball-Fans, verfolgen samstags auf einer großen Leinwand die Bundesliga. „Oder auch Sonntag, wenn Schalke spielt“, wirft Fußballfan Niko ein.

Tassos war seiner Zeit voraus

Die Sportfreunde, so der Plan, sollen künftig umziehen in die historische Bahnhofshalle. „Ich möchte die Halle auch anbieten für Geburtstage, Hochzeiten und Familienfeiern“, so der Gastwirt, der realistisch ist: „Da gibt es noch sehr viel zu tun.“ Bereits seit 1990 kann man übrigens bei gutem Wetter in dem großen Biergarten Fußballspiele verfolgen – damals war „Public Viewing“ noch kein Begriff.

Glühwein und Bratwurst im Biergarten

Auch im Winter ist der 150 Gäste fassende Biergarten übrigens nicht verwaist: „Wir planen einen kleinen Adventsmarkt mit Glühwein und Bratwurst, ganz gemütlich“, kündigt der Gastwirt an. Der Termin stehe noch nicht ganz fest. Klar dagegen ist: „Annas Spießchen“ und auch „Tassos Bifteki“ werde es immer auf der Speisekarte geben, beteuert Niko Sitmalidis und lächelt: „Bifteki hab ich eingeführt, aber dann so genannt. Das hat er verdient.“

>>>Montag ist Ruhetag

Alter Bahnhof Neviges, Bernsaustraße 27. Geöffnet: Dienstag und Mittwoch und Freitag von 17 bis 22 Uhr; Donnerstag von 11 bis 13 Uhr und von 17 bis 22 Uhr; Samstag und Sonntag von 15 bis 22 Uhr. Gerichte auch zum Mitnehmen.

Weitere Informationen unter www.alterbahnhof-neviges.de