Neviges. In Velbert-Neviges wird ein Kanal erneuert. Eine außergewöhnliche Maßnahme: Vor Tagen fiel einem Experten vor Erleichterung ein Stein vom Herzen.

Mit zufriedener Miene schaut Meik Podschuweit in die Baugrube mitten in der Fußgängerzone von Velbert-Neviges. Diverse Rohre sind freigelegt, ebenso ein Kanalschacht. „Der kommt als nächstes weg“, sagt der Bau-Ingenieur von den Technischen Betrieben Velbert (TBV). Er ist zuständig für die Bauüberwachung. Auf einer Länge von 60 Metern lassen die TBV und die Stadtwerke im Herzen von Neviges Kanal und Leitungen erneuern. Normalerweise keine besonders aufregende Arbeit – und doch gehört die Baustelle an der Ecke Rommelssiepen zu den spannendsten der Stadt.

„Nein, 08/15 ist hier nichts“, sagt der 55-Jährige, der froh ist, dass bisher witterungsbedingt nur an einem Tag nicht gearbeitet werden konnte. „Bei Schnee und Eis geht eben nichts.“ Ansonsten laufen die Arbeiten seit dem 8. November planmäßig, trotz erschwerter Bedingungen. „Hier können nur kleine Gerätschaften eingesetzt werden. Kleine Bagger, kleine Lkw. Sie kommen ja sonst nirgends um die Ecke“, erläutert der Fachmann. Auch ist kein Platz zur Lagerung von Baumaterial – alles muss zum Lagerplatz an der Siebeneicker Straße gefahren werden Gerade vier Meter breit ist die schmale Straße Rommelssiepen, die in den nächsten Wochen weiter aufgerissen wird, bis hin zur Ecke Alte Gasse. Voraussichtlich Ende März 2024 soll dann alles fertig sein – inklusive der neuen Pflasterung: „Hier kommt wieder Naturstein-Pflaster hin“, kündigt Meik Podschuweit an, denn man bewege man sich ja im Denkmalbereich.

Archäologin gab Entwarnung an der Baustelle in Velbert

Hier geht es ab nächster Woche weiter, bis hin zur Ecke Rommelssiepen/Alte Gasse. Also dort, wo an der Rechtskurve das Fachwerkhaus steht.
Hier geht es ab nächster Woche weiter, bis hin zur Ecke Rommelssiepen/Alte Gasse. Also dort, wo an der Rechtskurve das Fachwerkhaus steht. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was auch zur Folge hat, dass eine Archäologin des LVR-Amtes für Denkmalpflege im Rheinland, Sitz in Pulheim, die Bauarbeiten begleitet: Denn TBV und Stadtwerke – die Kanalerneuerung ist eine Gemeinschaftsaufgabe – haben es hier mit einer so genannten Baudenkmal-Verdachtsfläche zu tun. Die Expertin achtet darauf, dass „Verdächtiges“ gesichert und dokumentiert wird. Was vor einigen Tagen tatsächlich der Fall war. „Freitags wurden bei den Arbeiten alte Natursteine gefunden, die Archäologin hat sie fotografiert und alles dokumentiert.“ Und sofort am nächsten Werktag, also Montag, Entwarnung gegeben.

Großes Lob für das Team der Denkmalpflege

„Das wurde sehr, sehr schnell entschieden, das ist auch nicht selbstverständlich“, möchte der Bau-Ingenieur an dieser Stelle ausdrücklich ein dickes Lob an die Denkmalbehörde los werden. „Da war ich schon sehr erleichtert.“ Denn ohne grünes Licht des LVR-Amtes für Denkmalschutz hätte die Baustelle erst einmal stillgelegt werden müssen, so aber sei man weiter gut im Zeitplan.

Beeinträchtigungen so gering wie möglich halten

Und der sieht so aus: Bis Anfang nächster Woche legen die Stadtwerke Velbert an der Einmündung Fußgängerzone hin zum Rommelssiepen Gas- und Wasserleitungen um, schaffen so Platz für die neuen Kanäle. Sind die Leitungen umgelegt, werden die Arbeiter des Tiefbau-Unternehmens G+O Müller GmbH aus Solingen sich Stück für Stück weiterarbeiten in Richtung Rommelssiepen/Ecke Alte Gasse. Dann bekomme auch Metzgermeister Georg Schmidt einen neuen Hausanschluss, der werde direkt an den Mischwasserkanal angeschlossen, kündigt Meik Podschuweit an. Der Senior hatte bereits drei Pumpen installiert, musste täglich bis zu 100 000 Liter Wasser aus dem Keller der ehemaligen Metzgerei pumpen.

Wenn dann ab kommender Woche die Baustelle „weiterwandert“, werde man auch für die Anwohner am Rommelssiepen Lösungen finden, um die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten, verspricht Meik Podschuweit, der mehrmals in der Woche an der Baustelle vorbei schaut. „Die Anwohner haben auch alle meine Telefon-Nummer, bisher gab es keine Beschwerden.“

>>>60 Meter Kanal werden erneuert

Der alte Mischwasserkanal in diesem Bereich stammt aus den 1930er Jahren. Insgesamt werden 60 Meter Kanal erneuert

Im Wirtschaftsplan der TBV sind die Arbeiten mit 800 000 Euro aufgeführt. Mit dieser Summe werde man auch auskommen, so Meik Podschuweit von der Bau-Überwachung.