Neviges. Die Anwohner einer Siedlung in Velbert sind sauer: Auf Eltern, die auf dem Weg zur Schule Einfahrten blockieren. Wie sie sich dagegen wehren.

Mittags um 13.45 Uhr in der Siedlung „Auf der Drenk“ in Velbert-Tönisheide. Eine beschauliche Wohngegend, hübsche Häuser, enge Straßen, mittendrin die Gesamtschule Neviges, vormals Heinrich-Kölver-Schule (HKS).

Auf dem Gehweg schiebt eine Mutter ihren Kinderwagen, ein älteres Ehepaar geht mit dem Hund spazieren. Doch binnen weniger Minuten ist es vorbei mit der Ruhe. Stoßstange an Stoßstange schieben sich plötzlich die Autos durch die Siedlung, nehmen Kurs auf den Haupteingang der Schule. Elterntaxi-Alarm. „Jeden Morgen und jeden Mittag ist hier Chaos“, sagt Benjamin Corsten, der direkt gegenüber der Schule an der Maikammer wohnt. Und die Nase mittlerweile genauso voll hat wie sein Nachbar Marc Blobel und Andrea Röske, die in der Straße Auf der Drenk wohnt.

Situation habe sich seit Sommer 2022 zugespitzt

Finden die Situation unerträglich: Andrea Röske (l.) und Benjamin Corsten gehören zu den Anwohnern der Siedlergemeinschaft, die sich gegen die Elterntaxis zur Wehr setzen.
Finden die Situation unerträglich: Andrea Röske (l.) und Benjamin Corsten gehören zu den Anwohnern der Siedlergemeinschaft, die sich gegen die Elterntaxis zur Wehr setzen. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Was den Dreien wichtig ist: „Wir haben überhaupt nichts gegen die Schule, Benjamin und ich sind ja früher selbst auf die HKS gegangen. Früher war das so: Die Tönisheider kamen zu Fuß, die Nevigeser und Langenberger mit dem Schulbus“, sagt Marc Blobel. Dass jemand mit dem Auto gebracht worden sei, habe es kaum gegeben. „Richtig schlimm ist es seit Sommer 2022, mit jedem Schuljahr kommen ja mehr Kinder dazu“, fügt Andrea Röske hinzu. „Mein Mann hat sich neulich mal den Spaß gemacht und hat mittags die Autos gezählt, die bei uns vorbeigeschlichen sind: 350!“ Man könne nur hoffen und beten, dass der Neubau für die Gesamtschule am Waldschlösschen tatsächlich, wie geplant, 2025 fertig werde.

Garagen-Einfahrt wurde zugeparkt

Benjamin Corsten nimmt die Situation mit einer gehörigen Portion Galgenhumor, doch auch ihm platzt langsam der Kragen. „Ich möchte schon ganz gerne freien Zutritt zu meiner Garage haben und nicht immer bitten müssen, weil gerade mal wieder jemand die Einfahrt blockiert.“ Wie beim letzten Tag der offenen Tür der Schule, da sei er rüber in die Aula gegangen und habe durch Schulleiter Jens Brandenburg das Kennzeichen ausrufen lassen. „Aber nächstes Mal mache ich nicht so einen Zirkus, dann rufe ich den Abschleppdienst.“

Schulleiter appelliert ständig an die Eltern

Bei Schulleiter Jens Brandenburg stößt das Trio mit den Beschwerden auf offene Ohren, doch sind dem Rektor die Hände gebunden. „Ich kann die Eltern nicht anweisen. Was wir machen: Auf jeder Veranstaltung appellieren wir, möglichst nicht in die Maikammer herein zu fahren, sondern zum Beispiel auf dem Aldi-Parkplatz zu halten.“ Was anscheinend alles nichts nutzt. Stattdessen, so Anwohner Marc Blobel, würden die Eltern zunehmend aggressiv: Letztens habe er versucht, seine Frau aus der zugeparkten Garageneinfahrt zu lotsen. „Dabei wurde sie beschimpft, sie könne wohl nicht Auto fahren.“

„Ich muss mit dem Kinderwagen ausweichen“

Ehefrau Melanie Blobel, die als Tagesmutter vier bis fünf kleine Kinder betreut, sieht das Problem noch aus einer anderen Perspektive: „Ich muss manchmal mit dem Kinderwagen auf die Straße ausweichen, wenn der Gehweg zugeparkt ist. Hier wohnen doch auch ältere Leute, die haben keine Chance mit ihrem Rollator, wenn hier hier Gehwege zugeparkt sind.“ Es könne wohl auch nicht sein, dass man sein Tagesprogramm nach den Schulzeiten richte, wirft Benjamin Corsten ein: „Wenn ich mal was besorgen muss, dann sehe ich zu, vor 13.45 oder nach 14.15 Uhr zurück zu sein. Sonst hat man hier keine Chance.“ Und Andrea Röske wirft ein: „Einige Mütter kommen sogar mehrmals, wenn die Kinder zu verschiedenen Zeiten Schluss haben.“

Stadt will Kommunalen Ordnungsdienst einsetzen

Was die Drei bis jetzt dagegen getan haben und was sie noch vorhaben: „Wir haben an den Bürgermeister geschrieben, ihn auch auf dem Wochenmarkt kontaktiert, er war war sehr verständnisvoll.“ Die Stadt werde verkehrsrechtliche Möglichkeiten prüfen“, sagt Stadtsprecher Hans-Joachim Blißenbach auf Nachfrage und kündigt an: „Es soll eine Schulweg-Sicherung durch den Kommunalen Ordnungsdienst erfolgen, konkrete Maßnahmen werden noch erarbeitet.“ Auch die Fraktionen haben die Anwohner angeschrieben und über die Situation informiert, sagt Andrea Röske, schaut kurz auf ihre Liste: „Velbert anders will sich die Sache vor Ort anschauen, die SPD will das Thema in den nächsten Bezirksausschuss bringen.“ Keine Reaktion habe es bisher von der CDU und den Grünen gegeben.

Unterschriften-Aktion wird vorbereitet

Als nächstes bereitet das Anwohner-Trio eine Unterschriften-Aktion in den Straßen rund um die Schule vor: „Wir wollen signalisieren, dass die ganze Siedlung dahinter steht“, meint Marc Blobel.

Der Kreispolizei Mettmann ist das Problem Elterntaxi bekannt, grundsätzlich sei hier der Kommunale Ordnungsdienst zuständig. Man könne nur den Eltern dringend raten, nicht direkt vor die Schule zu fahren, so Daniel Uebber, Sprecher der Kreispolizeibehörde Mettmann: „Wenn Autos da halten und rangieren, kann das zu gefährlichen Situationen führen.“ Die Anwohner jedenfalls haben die Nase gestrichen voll: „Letztens sagte mir einer: ,Ey, fahr mal die Karre weg.’ Ich stand auf meinem Grundstück.“