Neviges. Keine Chance für Elterntaxis: Die evangelische Grundschule in Velbert-Neviges macht mit bei „SpoSpiTo!“ Die Initiative belohnt, wer zu Fuß geht.

Einige „schnattern“ fröhlich miteinander, andere haben lieber ihre Ruhe und schleichen den Berg hoch, zwei kleine Mädchen halten sich an den Händen. Sie alle kommen zu Fuß zur Schule, Marie, Cayden, Idriss und wie sie alle heißen. Ist doch viel cooler, als mit dem Auto direkt vor die Schule kutschiert zu werden – und mit ein bisschen Glück gibt’s noch tolle Sachen zu gewinnen. Die evangelische Grundschule in Velbert-Neviges geht einen eigenen Weg, um Elterntaxis zu verbannen: nämlich Anreize zu schaffen, zu Fuß zu gehen: Sie macht mit beim bundesweiten „Bewegungspass 2023“, organisiert von der Initiative „SpoSpiTo!“ mit Sitz im Allgäu.

Initiative schrieb die Schule in Velbert an

Die evangelische Grundschule, hier die Sicht von der Ansembourgallee aus, liegt idyllisch im Grünen. Durch die Initiative „SpoSpiTo!“ sollen die Schülerinnen und Schüler ermuntert werden, möglichst zu Fuß zur Schule zu kommen.
Die evangelische Grundschule, hier die Sicht von der Ansembourgallee aus, liegt idyllisch im Grünen. Durch die Initiative „SpoSpiTo!“ sollen die Schülerinnen und Schüler ermuntert werden, möglichst zu Fuß zur Schule zu kommen. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Als die Schule von „SpoSpiTo!“ (Sporteln, Spielen, Toben) angeschrieben wurde, ob man sich nicht beteiligen wolle, musste die kommissarische Schulleiterin Julia Theus keine Sekunde nachdenken. Nach der Projektwoche im Februar zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt habe „SpoSpiTo!“ einfach wunderbar ins Konzept gepasst, heißt doch der Slogan: „Laufend zu mehr Gesundheit und Klimaschutz“. Und dann noch ein pfiffiges Konzept gegen Elterntaxis – da musste sie einfach „ja“ sagen.

Gefährliche Situationen durch „Elterntaxis“

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Sozialpädagogin Wiebke Kafuta-Meyer, die den Kindern in den Eingangsklassen beim Übergang von der Kita in den Schulalltag hilft, schüttelt nur den Kopf, wenn sie beschreibt, was kurz vor acht Uhr vor dem Haupteingang an der Schule los ist: „Viele fahren direkt vor die Schranke. Dann wird irgendwie gewendet, rückwärts gefahren, die nächsten kommen von hinten. Dazwischen laufen die Kinder, das ist wirklich gefährlich.“ Appelle an die Eltern, den Nachwuchs doch bitte zumindest das letzte Stück allein gehen zu lassen, verhallen. Und verbieten? Ganz schwierig.

Frische Luft ist der beste Start in den Tag

Sozialpädagogin Wiebke Kafuta-Meyer ist begeistert von der Aktion. Sechs Wochen lang steht sie mit einer Lehrerin jeden Morgen an der Tönisheider Straße, um eine sichere Querung zu gewährleisten.
Sozialpädagogin Wiebke Kafuta-Meyer ist begeistert von der Aktion. Sechs Wochen lang steht sie mit einer Lehrerin jeden Morgen an der Tönisheider Straße, um eine sichere Querung zu gewährleisten. © FUNKE Foto Services | Christof Koepsel

Auch Wiebke Kafuta-Meyer begrüßt daher die sechs Wochen dauernde Aktion „Bewegungspass“, macht auch aktiv jeden Morgen mit: Punkt 7.45 Uhr steht sie in ihrer orange-farbenen Weste an der Ecke Tönisheider Straße/Ecke Reiger Weg, unterstützt von Schulleiterin Julia Theus oder einer anderen Lehrerin. Schaut zu, mahnt zur Aufmerksamkeit, gibt Tipps. „Idriss, komm mal ein Stück rüber, hier ist die Straße schmaler.“ Am Montag, 20. März, fiel der Startschuss zur Aktion, seitdem hat die an der Schule angestellte Sozialpädagogin beobachtet, dass „Kinder, die auch sonst allein gehen, einfach sicherer sind“. Aber nicht nur, um die „Elterntaxis“ zu verbannen, findet sie die Aktion gut und sinnvoll: „Frische Luft ist der beste Start in den Tag. Die Kinder sind ausgeglichener, wacher, können sich besser konzentrieren. Es stärkt auch das Selbstbewusstsein, wenn sie merken, selbstständiger zu werden.“

Eltern können ihre Kinder zu Fuß begleiten

Das Prinzip der Aktion ist einfach: Die Kinder bekommen einen „Bewegungspass“ ausgehändigt, für jeden zu Fuß zurück gelegten Schulweg – hin und zurück – können die Eltern darin eine Unterschrift leisten, ihre Kinder übrigens auch zu Fuß begleiten. Familien, die weiter weg wohnen und nicht auf das Auto verzichten wollen, können ihre Kinder auf dem kleinen Parkplatz am Stadtgarten heraus lassen, schräg gegenüber der Polizei. Dann sind es nur wenige Meter durch den kleinen, übersichtlichen Park, die Tönisheider Straße hoch – und oben an der Ecke Reiger Weg werden sie dann über die Straße geleitet.

Bei 20 Unterschriften gibt’s eine Urkunde

Wer 20 Unterschriften auf seinem Bewegungspass gesammelt hat, bekommt eine Urkunde und nimmt außerdem bei „SpoSpiTo!“ an einer Verlosung teil. So gibt’s etwa Gutscheine eines Sportartikel-Herstellers zu gewinnen oder Kinderrucksäcke. Wer mit dem Schulbus kommt, der ja nun mal direkt an der Ansembourgallee hält, kann trotzdem mitmachen: „Da gibt’s verschiedene Übungen für Zuhause, mit leicht verständlichen Anleitungen, auch da kann man Unterschriften sammeln.“ Vor allem aber will die Schule mit der Aktion folgendes erreichen: „Die Kinder sollen merken, wie gut ihnen der Schulweg zu Fuß tut, auch, wenn es vielleicht nur vom Stadtgarten hier hoch ist.“ Und im besten Fall Mama und Papa sagen, dass direktes Parken vor der Schule einfach völlig uncool ist.

>>>Eine bundesweite Aktion

Die Initiative „SpoSpiTo!“, ein Unternehmen im Allgäu, bietet seit 2011 allgemein Aktionen an, um Kindern Bewegung schmackhaft zu machen. Seit 2019 hat Initiator Thomas Gansert auf Anregung aus dem persönlichen Umfeld den „Bewegungspass“ gegen Elterntaxis im Programm.

Im Jahr 2022 nahmen mehr als 74 000 Schülerinnen und Schüler aus sieben Bundesländern daran teil. Die Schulen werden von „SpoSpiTo“ angeschrieben.