Neviges. In der Gesamtschule Velbert-Neviges startet der Unterricht für 240 Jugendliche in Containern. Darum sind die Klassenzimmer auf Zeit nötig.

Der erste Eindruck von außen: Hui, ist das groß geworden, ganz schöner Kasten. Und von innen: Ist das hell, freundlich, großzügig und modern – fast schon zu schade, um wieder abgebaut zu werden. Wenn am Montag die Schule beginnt, lernen 240 Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Velbert-Neviges in Containern. Die Klassenzimmer auf Zeit sind nötig, weil das Schulgebäude An der Maikammer in Tönisheide – die ehemalige Heinrich Kölver Realschule – zu klein geworden ist. Und der Neubau am Waldschlösschen, wenn alles nach Plan läuft, voraussichtlich im August 2025 fertig ist. Bis dahin sind die vier achten Klassen in einem Provisorium untergebracht. Und das kann sich sehen lassen.

„Ja, ist richtig gut geworden“, sagt Marc Meyer, Bautechniker bei der Stadt Velbert, Fachbereich Immobilienservice, und schaut zufrieden auf die dreistöckige graue Stahlfront. Wo früher das Hausmeisterhaus stand, hat die Stadt für insgesamt 1,8 Millionen Euro aus 119 Containern ein Schulgebäude auf Zeit errichtet. Ein Rekord, wie Marc Meyer anmerkt: „Das ist mit Abstand der größte Container-Bau, den wir je in Velbert errichtet haben.“

Die Container-Schule in Velbert-Neviges kostet insgesamt 1,85 Millionen Euro

Lange Flure, viel Platz: Das gefällt auch dem Kollegium der Gesamtschule Velbert-Neviges.
Lange Flure, viel Platz: Das gefällt auch dem Kollegium der Gesamtschule Velbert-Neviges. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die 1,85 Millionen setzen sich folgendermaßen zusammen: Aufbau, zwei Jahre Miete und Rückbau der Container kostet die Stadt 1,52 Millionen Euro, dazu kommen 200.000 Euro für ein neues Trafohäuschen, damit die Stromzufuhr gesichert ist. Der Abbruch des Hausmeisterhauses und die Vorbereitung des Bodens schlugen mit 110.000 Euro zu Buche und weitere 25.000 Euro kosteten diverse Nebenarbeiten.

Das Kollegium ist schon eingezogen

Und so sieht es innen aus: Helle, lichtdurchflutete Klassenräume, in den oberen Etagen hat man das Gefühl, mitten im Grünen zu sitzen. Großzügige Flure, alles wirkt freundlich und einladend – findet auch Schulleiter Jens Brandenburg: „Die Kollegen sind glücklich und überrascht vom Platzangebot, einige haben gesagt: Wo kommt der ganze Platz her?“ Und er ergänzt: „Man kann hier eigentlich nicht Container sagen, das ist ein richtiges Schulgebäude.“ Im großen Lehrerzimmer stehen die ersten Brotboxen auf dem Tisch, auf der Fensterbank ein Einkaufskorb. „Ja, einige Kollegen haben schon mal das Handtuch ausgelegt“, witzelt Schulleiter Brandenburg, der auch selbst hin und weg ist von dem 1620 Quadratmeter großen Provisorium.

Es gibt 15 zusätzliche Klassenzimmer

Hell und freundlich sind die 15 Unterrichtsräume für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe acht.
Hell und freundlich sind die 15 Unterrichtsräume für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe acht. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Auf drei Etagen hat die Schule jetzt 34 zusätzliche Räume: 15 Unterrichts- und 13 Nebenräume – unter anderem für Lehrer, Arbeitsgemeinschaften, Kunstunterricht – drei moderne Toilettenanlagen und drei „Pumi“, wie es auf den Schildern im Flur steht: Hier sind Putzmittel untergebracht, ein „Pumi“ ist auch die wichtige „Brandmelde-Zentrale“. Außerdem ist hier die elektrische Lautsprecher-Anlage untergebracht – denn auch im schicken Containern muss man schließlich hören, wann endlich Pause ist...

Dämmung auf dem Dach sorgt für Hitzeschutz

„Baurechtlich gelten hier die gleichen Standards wie an jeder anderen Schule auch“, erläutert Marc Meyer und zählt auf: „Brandschutz, Wärmeschutz, Schallschutz, Blitzschutz, alles da.“ Auf dem Dach sorgt eine spezielle Dämmung dafür, dass es im Sommer nicht zu heiß wird und zudem das Regenwasser besser abfließen kann. „Einen Teil des Wassers dürfen wir in den Kanal leiten, einen Teil müssen wir versickern lassen.“ Auch bei einem Provisorium gibt es ganz schön viel zu bedenken.

Aufbau in drei Tagen

Aber nicht nur mit dem Ergebnis ist Bautechniker Marc Meyer hochzufrieden, auch die Vorbereitung habe perfekt geklappt: „Die Container standen innerhalb von drei Tagen, das ging sehr flott.“ Aus Rücksicht auf die Anwohner habe man sich so beeilt, um die Behinderungen so klein wie möglich zu halten. Im Vorfeld hatte die Stadt zum Thema „Container-Anlieferung“ eigens zu einer Info-Veranstaltung eingeladen. Der Abbau in zwei Jahren werde mit sechs bis acht Wochen dann erheblich länger dauern, so Meyer. „Dann müssen ja auch alle Leitungen und so weiter weg.“ Eben alles, was zu einer richtigen Schule gehört.

>>>Schülerzahl wird weiter wachsen

Zurzeit besuchen 617 Schülerinnen und Schüler der Klassen fünf bis acht die Gesamtschule Neviges.

In dem Neubau am Waldschlösschen wird es Platz für 1300 Schulkinder geben. Mit 83,5 Millionen Euro ist der Bau das teuerste Projekt in der Geschichte der Stadt Velbert