Neviges. Die Fußgängerzone in Velbert-Neviges soll künftig grüner sein. So sollen durchgängig neue Bäume gesetzt werden. Was die Einzelhändler dazu sagen.

Bunt statt grau, Pflanzen statt Asphalt: Wie ein grünes Band sollen sich Bäume und Büsche in einem langen Beet durch die Fußgängerzone in Velbert-Neviges ziehen – so lauten die Pläne des Dortmunder Architekturbüros „Pesch und Partner“. Das noch recht grobe Konzept ist ein wichtiger Baustein des „Integrierten Handlungskonzept zur Stärkung des Ortskerns Velbert-Neviges“, das der Rat der Stadt bereits vor mehr als vier Jahren beschlossen hat. Bei der Umgestaltung der Altstadtstraßen gehe es vor allem darum, den Bereich der Elberfelder Straße zwischen Sparkasse und Kloster attraktiver zu gestalten, erklärte Arnd Sulimma, der bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) den Geschäftsbereich Technische Planung leitet, im Gespräch mit der WAZ. Von der grünen Fußgängerzone sollen die Geschäftsleute und Gastronomen profitieren. Doch bei beiden hält sich, gelinde gesagt, die Begeisterung in Grenzen.

Baustellen in Velbert halten Kundschaft ab

Olaf Maier, Inhaber von „City Schuh Maier“, findet eine Umgestaltung der Fußgängerzone unnötig.
Olaf Maier, Inhaber von „City Schuh Maier“, findet eine Umgestaltung der Fußgängerzone unnötig. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

„Ich bin ja ganz erstaunt, dass die Stadt uns überhaupt noch zur Kenntnis nimmt“, so Helmut Wulfhorst, stellvertretender Vorsitzender der Werbegemeinschaft Neviges und Inhaber des Reisebüros „Nevigeser Reisedienst“. Von den Plänen hält er überhaupt nichts. „Ich befürchte, der Kollateralschaden wäre groß. Kunden scheuen Baustellen wie der Teufel das Weihwasser. Wenn die Fußgängerzone für Monate nicht begehbar ist, kann das Existenzen kosten.“ Und verweist auf die Umgestaltung des Brunnenplatzes vor zehn Jahren. „Für das Café an der Ecke und auch das Reformhaus war das dramatisch. Davon erholt man sich nicht so schnell.“

Parkplätze sind allen wichtig

Auch dürften im oberen Bereich der Fußgängerzone durch das Anpflanzen weiterer Bäume keine Parkplätze wegfallen. „Wenn die Post nicht angefahren werden kann, die Leute ihre Pakete durch die Gegend schleppen müssen, dann war’s das.“ Gerade wegen der besseren Parkmöglichkeiten ist etwa Weinhändlerin Bettina Stellwag vor Jahren in die Elberfelder Straße 65 gezogen, in den Laden direkt neben der Post. „Die Parkplätze müssen bleiben, alles andere wäre für mich ein Einbruch.“ Und sie fügt hinzu: „Ich finde es prinzipiell gut, wenn das Grün, das wir jetzt haben, vielleicht ein bisschen verschönert wird. Grün ist wichtig und spendet Schatten. Und die Bäume, die schon jetzt hier stehen, die sollten auf jeden Fall auch bleiben.“ Aber noch sei ja alles sehr vage, sie warte die konkreten Pläne ab.

Genug Grün von allen Seiten

An der oberen Fußgängerzone stehen schon Bäume, wie hier vor der Sonnenapotheke.
An der oberen Fußgängerzone stehen schon Bäume, wie hier vor der Sonnenapotheke. © FUNKE Foto Services | Christof Köpsel

Klare Worte findet auch Martina Bellers, Inhaberin der Sonnen-Apotheke, für das grüne Band, das sich durch die gesamte Fußgängerzone ziehen soll. „Das ist Quatsch. Neviges ist so grün, wir sind hier umgeben von Wald.“ Anstatt „alles systematisch kaputt zu machen“, so die Pharmazeutin und Heilpraktikerin, sollte sich die Stadt lieber darum kümmern, „dass es noch jemand wagt, hier in Neviges ein Geschäft zu eröffnen“. Ein paar „Pflänzchen und Kübel“ wären ja ganz okay, aber mehr sei nicht nötig. „Wir haben doch hier von allen Seiten jede Menge Grün.“

„Die Einkaufsstraße ist doch nett“

Eine Umgestaltung der Fußgängerzone hält auch Olaf Maier, Inhaber von Maier’s City Schuh, für unnötig. „Wieso denn? Die Einkaufsstraße ist doch ganz nett, es fehlen nur noch mehr Händler, die Leben bringen.“ Und alles, was grüne und blühe, „das muss dann auch gepflegt werden“. Wie auch Helmut Wulfhorst gibt der Geschäftsmann zu bedenken, dass man Baustellen vor der Tür nicht unterschätzen dürfe. „Da kommt ja wieder keiner.“

Auch der Gastronom ist nicht überzeugt

Und was ist mit der Gastronomie, die ja nicht zuletzt durch mehr Außenflächen für ihre Tische und Stühle besonders von den Plänen des Dortmunder Büros profitieren soll? Joti Maragkozis, Inhaber des griechischen Restaurants „Akropolis“, holt tief Luft: „Einerseits sehr schön, noch mehr Bäume. Geben Schatten und es ist auch attraktiver für die Leute, die draußen sitzen.“ Aber dann fügt er sofort hinzu: „Schlecht ist es, wenn da Parkplätze wegfallen. Dann kommen die Leute nicht mehr.“ Die Stadt und auch das Planungsbüro werden noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, sollten die Ideen wirklich umgesetzt werden. Was Helmut Wulfhorst noch längst nicht sieht: „Was ich schon an Gutachten und Planungen erlebt habe. Hat man dann nie mehr was von gehört.“