Neviges. Winterzeit ist Erkältungszeit: Neben pflanzlicher Medizin können auch Hausmittel helfen, rät Apothekerin Martina Bellers aus Velbert-Neviges.

Alles schnieft, schnupft und hustet – Winterzeit ist Erkältungszeit. „Die Leute sind anfälliger und es dauert länger als sonst“, hat Apothekerin Martina Bellers, Inhaberin der Sonnen-Apotheke in Velbert-Neviges beobachtet. Die Häufung von grippalen Infekten sei schon bemerkenswert. Was wohl auch indirekt eine Auswirkung der Corona-Pandemie sei, so schätzt die Pharmazeutin, die ebenfalls Heilpraktikerin ist: Zum einen seien die Menschen länger isoliert gewesen, zum anderen haben alle lange Maske getragen: Was zum einen natürlich notwendig und hilfreich zum Schutz gegen die Covid-Viren gewesen sei, zum anderen aber auch eine Kehrseite habe: „Man atmet die Keime immer wieder ein.“ Hat es einen erwischt, gibt es ein paar Tricks und Tipps, die Symptome lindern und den Verlauf abkürzen können.

Mehr Grippe und Erkältungen in Velbert-Neviges

Zugenommen hätten sowohl Erkältungen als auch die Grippe. Der Unterschied: „Die echte Influenza kommt wie angeflogen. Innerhalb weniger Stunden fühlt man sich total krank. Mittags noch fit und leistungsfähig, fühlt man sich gegen vier Uhr nachmittags zu nichts fähig, hat um Beispiel ganz starke Gliederschmerzen.“ Die Influenza komme nicht schleichend wie der grippale Infekt, sondern überfallartig. In beiden Fällen sei es ganz wichtig, dem Körper das zu geben, was er einfordert, nämlich Ruhe. „Und viel Flüssigkeit zu sich nehmen.“ Dass man sich schlapp, oft wie ausgelaugt fühle, sei ganz normal: „Gegen Viren zu kämpfen, verbraucht viele Nährstoffe, damit das Immunsystem wieder richtig arbeiten kann.“

Gute Laune kann man essen

Sieht schön aus, schmeckt gut und ist gesund: Die Kapuzinerkresse fördert die Ausscheidung von Viren.
Sieht schön aus, schmeckt gut und ist gesund: Die Kapuzinerkresse fördert die Ausscheidung von Viren. © WAZ FotoPool | Heinz Kunkel

Damit das angeschlagene Immunsystem möglichst schnell wieder optimal funktionierten kann, sinkt die Laune erst mal in den Keller: „Unser Entspannungs- und Glückshormon Serotonin kann nicht mehr ausreichend gebildet werden, denn das dafür benötigte Tryptophan, ein wichtiger Eiweißbaustein, wird im Immunsystem zur Abwehr gebraucht“, erläutert die Expertin. Die gute Nachricht: Ein wenig kann man sich gute Laune auch anfuttern. „Was wir essen, bestimmt unser Gemüt“, wusste schon der 460 vor Christus geborene Arzt und Philosoph Hippokrates. Tryptophan steckt zum Beispiel in Bananen, Cashew-Kernen Haferflocken und Kakaopulver, wohlgemerkt ungesüßt. Denn, dass Schokolade glücklich macht, stimmt nur bedingt: Durch den Zucker gelangt das Tryptophan wohl leichter ins Gehirn, allerdings landet der Zucker später als Speck auf den Hüften – und der Blick auf die Waage macht dann eher schlechte Laune.

Enzyme stärken die Schleimhäute

Gesund und lecker: Ananas stecken voller Bromelain. Das Enzym verhindert das Eindringen der Erreger in die Zelle.
Gesund und lecker: Ananas stecken voller Bromelain. Das Enzym verhindert das Eindringen der Erreger in die Zelle. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Wichtig sei es bei Infekten vor allem auch, den Körper gut mit Enzymen zu versorgen, die sofort auf der Schleimhaut das Eindringen der Erreger in die Zelle verhindern, erklärt Martina Bellers. Dazu gehören zum Beispiel Bromelain, enthalten in Ananas, Papain, das in Papayas steckt oder Lysozym. Letzteres entsteht beim Kochen einer Hühnerbrühe, seit jeher ein bewährtes Hausrezept, wenn es einen so richtig erwischt hat. Enzympräparate gibt es zudem zum Lutschen oder in Pillenform – hier sollte man sich gut beraten lassen. Auf jeden Fall mache es Sinn, sich gut mit Enzymen zu versorgen, damit die Viren sich nicht an den Schleimhautzellen festhalten und in die Zellen eindringen können. Wichtig: Enzyme sollten eine dreiviertel Stunde vor dem Essen eingenommen werden.

Heiße Zwiebeln in Wollsocke füllen

Schnell wieder loswerden, was krank macht – dabei helfen auch bestimmte essbare Pflanzen, wie die Heilpraktikerin erläutert. „Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel zum Beispiel fördern die Ausscheidung. Beide Pflanzen haben durch ihre Senföle auch eine abtötende Wirkung auf Viren und Bakterien.“ Senföl könne übrigen auch äußerlich wirken, hier nennt Martina Bellers das Hausrezept „heiße Zwiebel in oller Socke“: Dazu eine Zwiebel klein hacken, in der Mikrowelle erwärmen und in einen alten Wollstrumpf stopfen. Die Zwiebel an der Fußsohle ziehe die krank machenden Stoffe aus dem Körper heraus, am besten das Ganze durch eine Wärmflasche unterstützen.

Brechweinstein hilft gegen Husten

Gegen hartnäckigen Husten, wie er gerade bei dieser Grippewelle auftrete, so die Apothekerin, wirke nachweislich in geeigneter Potenz als homöopathisches Mittel Brechweinstein („Tartarius stibiatus“). Brechweinstein ist ein geschmackloses Pulver, das aus der Verbindung von Weinstein und Antimonoxid entsteht. Weinstein wiederum entwickelt sich bei der Herstellung von Wein, gemeinsam mit diversen Materialien lagert es es sich in Fässern und Flaschen ab. Brechweinstein, so die Expertin, sei gut gegen Bronchitis, wenn der Patient unter feuchten Rasselgeräuschen leidet, die Erkrankung Kräfte raubt. Gegen trockenen, quälenden Reizhusten unterstützen dagegen Pflanzen wie Rumex crispus (Krauser Ampfer), oder Bryonia alba (Weiße Zaunrübe), die als homöopathisches Arzneimittel die Selbstregulierung des Bronchiasystems fördern. Und wie immer, so betont Martina Bellers, heißt es : Ab zum Arzt, wenn die Beschwerden andauern, hohes Fieber auftritt oder sich der Zustand allgemein verschlechtert.

>>>Bunt und basisch essen

Viel Obst und Gemüse, möglichst bunt, sorgen für einen gesunden Säure-Basenhaushalt und unterstützen das Immunsystem..

Die Mineralstoffe Zink und Selen sind ebenfalls wichtig: Zink ist u.a. in Haferflocken, Selen kommt in Paranüssen vor.

80 Prozent des Immunsystems liegen im Darm. Daher für eine intakte Darmflora sorgen: Ballaststoffe essen, Zucker reduzieren.